Eigentlich ist Talent.com vor allem in Kanada stark und operiert vor allem aus Montreal heraus. Trotzdem kann man das Startup als ein Zusammenschluss von Schweiz und Kanada bezeichnen. Gegründet wurde es 2011, damals noch unter dem Namen Neuvoo, in der Schweiz. Maxime Droux stammt aus Freiburg, Lucas Martinez aus Genf. Der Dritte an Bord – Ben Philion – aus Kanada.
Die drei Gründer entschieden sich, mit ihrem Startup in Kanada loszulegen, da der Recruitment-Markt im Tech-Bereich «fortgeschrittener und doch etwas innovativer» war, wie Mitgründer Lucas Martinez sagt. 2014 kehrte sein Kollege Maxime Droux aber in die Schweiz zurück und gründete den Standort in Lausanne an der EPFL. Von da an operierte das Startup von Lausanne und Montreal aus. Auch das Team in der Schweiz musste sich durch das Wachstum neuen Platz für den EMEA-Hauptsitz suchen. Sie wurden in der Lausanner Innenstadt fündig, wo heute auf rund drei Stockwerken mehr als fünfzig Personen arbeiten.
Finanzierung kommt gerade recht
2019 entschied sich das Startup, ein Rebranding zu machen. Daraus entstand auch der Name Talent.com. Die Gründer hatten laut «HR Today» 1,68 Millionen Dollar für die Domain bezahlt. Neben den bestehenden Märkten möchte das Startup auch den Deutschschweizer Markt erobern. In Zürich wird zurzeit der zweite Standort in der Schweiz aufgebaut. «Es soll ein Fokus auf Business Development im Deutschschweizer Markt, aber langfristig auch im operativen Geschäft entstehen», sagt Martinez.
Mit diesen Wachstumsplänen kommt die neue B-Finanzierungsrunde gerade recht: Das Online-Portal konnte dabei 120 Millionen Dollar einsammeln. An der Runde beteiligten sich Inovia Capital sowie auch die bestehenden Investor Caisse de dépôt et placement du Québec (CDPQ) auch neue Investoren wie Investissement Québec, Climb Ventures, BDC Capital, Fondaction und HarbourVest Partners. Damit belaufen sich die jüngsten Investitionen auf insgesamt 150 Millionen Dollar, da noch 30 Millionen an neuer Fremdfinanzierung durch Technology & Innovation Banking Group der BMO Financial Group dazukam.
Wie bereits an den Geldgebern ersichtlich, liegt der Hauptfokus des schweizerisch-kanadischen Startups vor allem in Kanada. Mit dem frischen Geld möchte Talent.com seine Plattform weiter ausbauen und noch präziser auf die Bedürfnisse der Stellensuchenden ausrichten. Dazu kommt die Aufstockung des Personals, die Produktentwicklung und auch Angebote für KMU. Und wie erwähnt der Ausbau des Standorts in Zürich. «Mit dieser neuen Investition wollen wir unsere Position als eine der führenden globalen Job-Plattformen weiter stärken, neue Toptalente einstellen und vermehrt in unsere Produktentwicklung investieren», sagt Martinez.
In der Schweiz wenig bekannt
Trotz den beiden Schweizer Mitgründern, die aus dem Umfeld der Lausanner EPFL stammen, ist Talent.com hierzulande nur wenig bekannt. Dabei ist das Jobportal mittlerweile in über 78 Ländern auf 29 Sprachen verfügbar und beschäftigt rund 400 Mitarbeitende. Dabei unterscheidet sich die Plattform von anderen Jobportalen, in dem die Stellenangebote anders sortiert werden. Mit einem Pay-per-Click-Modell ist es Arbeitgebern zudem möglich, ihre Anzeigekampagnen an die Performance anzupassen. Das Portal umfasst aktuell rund dreissig Millionen Stellenangebote von rund einer Million Unternehmen. Laut FT gehört Talent.com zu den am schnellsten wachsenden Unternehmen.
Das Startup konnte laut den Investoren vor allem auch den Zeitgeist erfassen. Die Talentsuche sei eine der grössten Herausforderungen von Unternehmen. «Talent.com hat sich schnell zu einer der grössten Plattformen für Arbeitgeber entwickelt, um geeignetes Personal zu finden und einzustellen», sagt Chris Arsenault, Partner bei Inovia Capital. Dabei kann Talent.com mit einem eigenen Algorithmus punkten.
Das erklärt auch das Wachstum des Unternehmens. «Seit unserer ersten Investition im Jahr 2019 hat sich die Grösse des Unternehmens verdreifacht», bestätigt Alexandre Synnett, Executive Vice-President und Chief Technology Officer bei CDPQ. Das Ziel des Startups ist, ein «One-Stop-Shop» für Bewerberinnen und Bewerber und Personalvermittler zu werden, sodass diese alles auf einer Plattform abwickeln können.