Die Stiftung «Schweizer Jugend forscht» (SJf) hat ein gewichtiges Problem und muss deshalb neue Wege gehen: Zwar ist ihre Reputation besser denn je, aber die 1970 gegründete Institution kann von der ideellen Wertschätzung und den bescheidenen Zuwendungen aus der Wirtschaft längerfristig nicht mehr leben. Bis heute wird sie primär durch eine Trägerschaft finanziert, zu deren Mitgliedern Grosskonzerne wie Hoffmann-La Roche und IBM Schweiz gehören.

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Die finanzielle Basis ist vor allem auch deshalb ungenügend, weil die SJf als Beschaffungsstiftung konzipiert ist, die sich nicht aus den Erträgen eines Vermögens finanziert. Trotz weiteren Beiträgen von Gönnern, die aber selten über 5000 Fr. gehen, beliefen sich die Einnahmen laut der Rechnung 2005 deshalb gerade mal auf 945000 Fr.

Gründe für den engen finanziellen Spielraum ortet die Stiftungspräsidentin Maya Lalive d'Epinay unter anderem bei dem «Widerspruch zwischen dem, was die Politik und die Wirtschaft sagen, und dem, was dann an Taten folgt».

«Beschränktes Segment»

Die Krux aber liegt vor allem im Stiftungszweck selber: «Firmen wollen sich in der Regel im Sponsoring engagieren und erwarten einen Gegenwert in Form hoher Medienpräsenz und direkter Absatzchancen», sagt Lalive d'Epinay. Doch gerade dazu eigne man sich trotz aller Bemühungen um eine verstärkte Präsenz nicht so gut, da «wir ein beschränktes Segment von Jugendlichen ansprechen».

Ein neues Finanzierungskonzept soll die Stiftung nun aus dem engen Korsett befreien. Sie will dazu ihre Produkte und Dienstleistungen «sponsorfähig» aufarbeiten. SJf schwebt vor, eine Gruppe von drei bis fünf Unternehmen als so genannte «Sponsors for the future» zu motivieren und das Engagement von SJf mit einem auf drei Jahre angelegten Beitrag, der «deutlich über den bisher üblichen Beiträgen für Trägerschaftsmitglieder liegt» (Lalive d'Epinay), zu unterstützen. Und zwar im Sinne einer Anschubfinanzierung für neue Projekte mit einem starken Fokus auf der Talent- und Innovationsförderung und einer grösseren Breitenwirkung. Ziel ist es hernach, diese Mittel via klassische Sponsorbeiträge zu generieren.

Als eines der «Sponsoringprodukte» ist ein «Wissenschafts- und Innovations-Talentforum für Jugendliche zu Zukunftsfragen»geplant. Zudem will die Stiftung zusammen mit IBM bereits dieses Jahr den Weg zu einem breiteren Segment an Jugendlichen via so genannten Innovation Jam über das Internet finden. Der Innovation Jam ist eine interaktive Plattform und soll Raum für die Entwicklung eigener und freier Ideen im Gespräch mit Fachleuten bieten.

Mit dieser Neuausrichtung scheint die Stiftung auf die richtige Karte zu setzen. Aus Kreisen der Wirtschaft sei die Bereitschaft geäussert worden, einen Relaunch von SJf zu unterstützen, sagt die Präsidentin. Und sie ist zuversichtlich, dass es nicht bei Lippenbekenntnissen bleiben wird: Von den «mindestens drei Sponsoren», die man bis Herbst 2006 brauche «fünf wären ideal» , habe die Stiftung zumindest eine vertraglich gesicherte Zusage eines Schweizer Unternehmens.

Aus eigenem Interesse

Wer der Stiftung in dieser Art unter die Arme greifen will, ist nicht offiziell. Sicher ist, dass Hoffmann-La Roche mitmachen wird. Die Stiftungspräsidentin gibt sich zwar noch bedeckt, doch der Chemiekonzern lässt jetzt schon wissen, dass er ab 2006 als «Sponsor for the future» fungieren werde.

Das ist nicht weiter überraschend. Denn Roche gehörte auch bis anhin zu den wichtigsten Geldgebern, und dies bereits seit 1989. «Für die Schweiz als rohstoffarmes Land ist Exzellenz in der Wissenschaft ein entscheidender Faktor im internationalen Wettbewerb», begründet Roche-Sprecher Baschi Dürr unter anderem das Engagement des Unternehmens. Ihren Beitrag leistet Roche nicht zuletzt auch aus eigenem Interesse: «In der Schweiz fehlt es zunehmend an Wissenschaftlern, insbesondere im Bereich der Naturwissenschaften.»

Bei IBM Schweiz hingegen, welche die Stiftung beim neuen Produkt Innovation Jam unterstützt, stünde weniger ein konkreter Nutzen als vielmehr die Förderung einer von der Wissenschaft und Forschung begeisterten Jugend im Vordergrund, sagt Managing Director Francis Kuhlen. Denn: «Gerade bei der wichtigen Schnittstelle zwischen Berufs-, Mittel- und Hochschule und dem späteren Beruf ist die Förderung notwendig und sinnvoll.»

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Trägerschaft: Chemie vorne

Die Mitglieder der Trägerschaft leisten jährlich einen Beitrag zwischen 20000 und 30000 Fr. an die Stiftung. Die Liste jener Unternehmen, welche «Schweizer Jugend forscht» finanziell unterstützen, beinhaltet eine Vielzahl an prominenten Namen, insbesondere aus der Chemiebranche: Ciba Spezialitätenchemie, Clariant, Hoffmann-La Roche, IBM Schweiz, Microsoft Schweiz, Novartis, Swisscom, Swiss Re, Syngenta. Daneben gehört auch eine Reihe an öffentlichen Institutionen und privaten Stiftungen zur Trägerschaft: Conférence Intercantonale de l'Instruction Publique de la Suisse Romande et du Tessin, Eidgenössisches Institut für Geistiges Eigentum, ETH-Rat, Konferenz der Kantonalen Erziehungsdirektoren, Nationalfonds, Karl Mayer Stiftung, Metrohm Stiftung.