Die Bücher sind bereits auf Herz und Nieren geprüft. Die Westschweizer Beauty-Klinikkette Clinique Matignon wird wohl schon bald einen neuen Eigentümer haben. Ein deutsches Private-Equity-Unternehmen interessiert sich für die Gruppe mit fünf Ablegern. Damit machen die Deutschen den ersten Schritt in den Schweizer Markt. Der Verkaufspreis liegt im zweistelligen Millionenbereich, wie Unterlagen aus dem Zürcher Handelsregister zeigen.
Der Deal ist allerdings noch nicht in trockenen Tüchern. «Die Transaktion befindet sich noch im Projektstadium», sagt Matignon-Aktionärin und -Chefärztin Patricia Delarive, die 2007 den Grundstein für die Klinikgruppe gelegt hat. Zu den weiteren Gründungsmitgliedern gehören Sabri Derder und Roland Ney. Die Clinique Matignon gehört laut eigenen Angaben zu den führenden Institutionen im Bereich der ästhetischen Chirurgie.
Sex-Toy-Unternehmer als Käufer
Käufer ist die deutsche Rigeto-Gruppe. Dabei handelt es sich um einen Zusammenschluss mehrerer Family Offices. Das Unternehmen hat seinen Sitz in München und vereint diverse Aktivitäten unter dem Firmendach. So gehören unter anderem ein Unternehmen zur Behebung von Wasserschäden, eine Sex-Toy-Firma und ein Schmuckhersteller zum Portfolio.
Die deutsche Gruppe hat aber auch Erfahrung im medizinischen Bereich. Zum Rigeto-Universum gehören die Kliniken der deutschen Dermedis-Gruppe. Dabei handelt es sich um neun Fachzentren zur ästhetischen Hautbehandlung. Das Behandlungsspektrum reicht von Anti-Aging-Behandlungen über Haarentfernung bis zur Poren- und Hautbildverfeinerung.
Der Geschäftsführer der Rigeto-Gruppe äussert sich nicht zum beabsichtigten Deal. Die beim Zürcher Handelsregister hinterlegten Unterlagen sprechen aber Bände. Käufer der Clinique Matignon soll die zürcherische CMDM Holding werden. Das ist eine Tochter der deutschen Dermedis-Gruppe. Das Zürcher Unternehmen beabsichtigt, maximal 18,8 Millionen Franken für eine Mehrheitsbeteiligung an der Westschweizer Klinikkette zu bezahlen. Beraten wird das Unternehmen von der renommierten Wirtschaftskanzlei Vischer.
«Ein Kaufvertrag liegt noch nicht vor», heisst es in den Gründungsunterlagen der CMDM Holding. In den vergangenen Monaten habe das Unternehmen aber die Aktivitäten der Clinique Matignon durchleuchten können. Der Käufer habe Einblick ins Aktienbuch erhalten, die Jahresrechnungen der Jahre 2017 und 2018 einsehen dürfen und eine «rechtliche, steuerliche, finanzielle und kommerzielle Due-Diligence-Prüfung» gemacht.
Sandoz-Familie als Partner
An den Details des Deals wird derzeit gefeilt. Bis Ende Juni soll sich der Verkauf konkretisieren, sagt Delarive. Für die Deutschen ist der Deal, sollte er denn Tatsache werden, ein Novum. Es ist der Einstieg in den lukrativen Schweizer Markt. Insbesondere die Genferseeregion gilt als einer der beliebtesten Orte in der Schönheitschirurgie. Patienten aus aller Welt pilgern an den Lac Léman, um sich die Nase machen zu lassen oder etwas Fett abzusaugen.
Die Matignon-Gruppe startete ursprünglich mit einem Ableger in Lausanne und eröffnete in der Folge weitere Kliniken in Neuenburg, Nyon, Sitten, Vevey und Zürich. Das Geschäft boomt. Weil am alten Standort Platznot herrschte, bezog die Matignon-Gruppe vor zwei Jahren ein brandneues Gebäude im Lausanner Nobelbezirk Ouchy. Arbeitsfläche: knapp tausend Quadratmeter.
Eine enge Partnerschaft verbindet das Unternehmen mit dem Hirslanden-Konzern. Eine weitere Partnerschaft besteht mit dem Hotelzweig der Sandoz-Familienstiftung. Zu den lokalen Hotellerie-Partnern gehören das Fünf-Sterne-Haus «Beau-Rivage Palace», die Vier-Sterne-Nobelherberge «Angleterre & Résidence» sowie das Gästehaus «Château d’Ouchy».