Postfinance nimmt die nächste Hürde, eine Bank zu werden. Gestern Abend hat die Post-Tochter ein Gesuch zur Unterstellung unter die Finanzmarktaufsicht Finma nach Bankengesetz eingereicht. Die Banklizenz erlaubt Postfinance keinen grösseren Aktionsradius: Ihrem Anliegen, eine Bank mit Kredit- und Hypothekengeschäft zu werden, hat das Parlament letztes Jahr eine Abfuhr erteilt. Trotzdem verlangen die Vorschriften der Finma, dass Postfinance mit einem finanzmarktüblichen Eigenkapital ausgestattet wird. Wie hoch das sein wird, ist noch offen.
 
Den Banken dämmert nun, dass der Markteintritt eines neuen Konkurrenten kurz bevorsteht. Und das ausgerechnet in schwierigen Zeiten sinkender Einnahmen und bröselnder Margen.

Entsprechend harsch fallen die Reaktionen auf die Gesuchsstellung aus. «Aus rein wettbewerbstechnischen Gründen drängt sich ein weiterer Player auf dem bereits heute stark umkämpften Schweizer Retailmarkt nicht auf», sagt der Sprecher der Bankiervereinigung, Thomas Sutter. Und Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz ist gar überzeugt: «Der politische Wille, der Postfinance eine Banklizenz zu geben, existiert nicht. Das haben Parlament und Bundesrat mehrfach bestätigt.» Entsprechend dürfe die Post jetzt nicht versuchen, das schrittweise durchzuboxen.

«Es hat genügend Banken in der Schweiz»

Auch Hans-Ulrich Stucki, Chef der Clientis-Gruppe, äussert sich deutlich. «Wir begrüssen den Eintritt der Postfinance ins Bankgeschäft nicht», sagt er. Banken zu führen sei keine staatliche Aufgabe - «insbesondere nicht, wenn die Staatsgarantie wie im Fall von Postfinance den Wettbewerb verzerrt».

Auch die Zürcher Kantonalbank kritisiert: «Es hat genügend Banken in der Schweiz, das Land ist mit Bankdienstleistungen hervorragend versorgt.»
 
Die Finma bereitet sich derweil auf die Mammutaufgabe vor, Postfinance mit seinen 3400 Mitarbeitern und 2,78 Millionen Kunden künftig zu überwachen. «Die Vorbereitungen für den grössten Neueintritt, seit die Aufsichtsbehörde existiert, laufen bereits auf Hochtouren», bestätigt Finma-Sprecher Rainer Borer.

Postfinance wächst derweil wacker weiter: Im 3. Quartal dieses Jahres sprengte das Institut die 90-Milliarden-Franken-Grenze an Kundenvermögen. Das sind doppelt so viele Kundengelder wie vor drei Jahren.

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