Die IGP Pulvertechnik AG aus Kirchberg bei Wil gilt heute weltweit als Technologie-Führer für Beschichtungssysteme auf Pulverbasis. Das Unternehmen wurde 1968 gemeinsam von fünf Firmen der Chemie- und Farbbranche gegründet. Ende der 90er Jahre kam IGP in den Alleinbesitz von Curt Christian Dold und ist nun Teil der Dold Group.
Pulverlack wird an Gebäudefassaden genauso eingesetzt wie an Briefkästen oder Parkuhren. Viele Industrieprodukte von der Küchenkombination über Kaffeemaschinen bis zu Fahrzeugteilen sind pulverbeschichtet. Pulverlack läuft auch aus Umweltschutzgründen dem lösemittelhaltigen Flüssiglack allmählich den Rang ab.
Stark in der Architektur
IGP ist stark im Bereich der Fassaden, aber auch bei Büromöbeln. Man ist Exklusiv-Lieferant von Lista und beliefert seit Jahren den Möbelbauer USM. Mehr als die Hälfte des Umsatzes von 110 Mio Fr. generiert IGP mit Pulverlack für die Bau- und Architekturbranche. «Hier sprechen wir von hochwertigen Hightech-Produkten», sagt CEO Marc Eicher. Spezielle Rezepturen ermöglichen ästhetische Effekte und Korrosionsschutz, aber auch bessere Reinigungsfähigkeit oder Graffiti-Schutz.
Lieferfristen massiv verkürzt
30000 verschiedene Produkte werden am einzigen Produktionsstandort in Kirchberg gefertigt. 11000 t Pulver produziert IGP jährlich, was für die Beschichtung einer Fläche von 17000 Fussballfeldern reichen würde.
Die hohe Varianz der Einsatzgebiete führt zu dieser hohen Produktzahl. Die Prozesskosten sind verhältnismässig hoch, weil die Maschinen nach jeder Charge komplett gereinigt werden müssen. Genaue Qualitätskontrollen sollen ständig hohe Qualität garantieren. IGP produziert auf Bestellung auch Kleinmengen.
In der Schweiz dominiert IGP den Markt mit etwa 60% Marktanteil. Drei Viertel des Umsatzes erwirtschaftet man im Ausland – vorab in Europa, zunehmend auch in Asien. Dafür existieren sechs Tochterunternehmen und Vertriebspartner in über 40 Ländern.
2003 stiess der frühere Feintool-Manager Marc Eicher als CEO zum Unternehmen und hat dieses konsequent neu ausgerichtet. «Wir sind Speed-Weltmeister der Branche», sagt er stolz. Lieferfristen von 40 Tagen waren die Regel, als er kam. Das sei in der Branche normal, beschied man ihm, keiner sei schneller.
«Wir schon», habe er geantwortet. «In einem Jahr haben wir die Lieferzeit auf vier Tage im Durchschnitt gesenkt.» Es folgte eine umfassende Strategieanpassung: Bessere Maschinen wurden gekauft, Leute eingestellt, neue Arbeitszeitmodelle eingeführt, die Verantwortlichkeiten neu definiert, Hierarchien abgebaut. Eicher überzeugte die Eigentümerfamilie, alle Mitarbeitenden am Erfolg zu beteiligen. Ein Jahr später war das Ziel erreicht. Man hatte die Konkurrenz auf dem linken Fuss erwischt. Inzwischen haben die Wettbewerber aufgeholt, doch Wachstumsraten zwischen 15 und 20% pro Jahr sind bei IGP geblieben.
Eigener Beruf geschaffen
Das Unternehmen investiert jährlich aus eigenen Mitteln rund 16 Mio Fr. «Um weiterhin in der Champions League zu spielen», wie sich Eicher ausdrückt, ist permanente Innovation nötig – sowohl auf der Produktseite wie auch im Dienstleistungs- und Servicebereich. Heute bietet IGP Farberatungen und Workshops an und veranstaltet jährlich Innovations-Seminare mit dem direkten Einbezug von Kunden und Lieferanten. Zur Innovationskraft gehören für Marc Eicher auch Umweltaspekte wie der Verzicht auf Blei oder soziale Themen.
IGP hat in der Schweiz eine Lacklaboranten-Ausbildung initiiert und anfänglich die Lehrlinge in eine Berufsschule nach Stuttgart geschickt. Heute ist der Beruf vom Bund anerkannt. Dieser hat eine Berufsschule in Winterthur aufgebaut. Im Gegenzug verpflichtete sich die Branche, jährlich mindestens 20 Lehrlinge auszubilden.Er und seine Crew hätten mehr Emotionen in die Organisation gebracht, sagt Eicher. Heute herrsche eine Unternehmenskultur, die auf Eigenverantwortung und gegenseitiger Wertschätzung beruhe.
Visionen mit Cartoons
Dazu gehören einerseits die mit Cartoons kommunizierte IGP-Vision und der Auftritt nach innen und aussen über bekannte Bauten und Produkte, die mit IGP-Pulversystemen beschichtet sind. Andererseits wurde auch die Kundenpflege emotionaler geprägt: Je nach Kundengruppe werden die Besprechungen in anders gestalteten Räumen abgehalten. «Die Welt ist voller Emotionen. Deshalb müssen wir die Leute von Bauch zu Bauch beziehungsweise von Herzen zu Herzen erreichen», ist Marc Eicher überzeugt.