Rund 23 Millionen Franken für einen Schweizer Zigi-Hersteller, das klingt eindrücklich. So viel will die Private Equity Firma Gunpowder für den Tabakproduzenten «Heimat» mit Sitz in Steinach SG hinblättern, der mit cannabishaltigen Zigaretten von sich reden machte.
Die börsenkotierte Risikokapitalfirma aus Kanada vermeldet nach Verhandlungen mit der Heimat-Egentümerin Koch & Gsell und signiertem Letter of Intent den Erwerb von 51 Prozent mit der Option auf eine vollständige Übernahme. Damit fangen die Probleme an.
Heimat-Gründer und Eigentümer Roger Koch ist nicht zufrieden, wenn er den Namen Gunpowder hört. Die Kanadier hätten foul gespielt. «Die involvierten Personen waren uns gegenüber nicht transparent», sagt Koch. Ausserdem habe Gunpowder einen Deal publiziert, «ohne uns darüber zu informieren».
Koch legt nach: «Gunpowder hat mit der Publikation den eigenen Aktienkurs in die Höhe getrieben.» An eine solche Firma wolle er nicht verkaufen. Der Fall droht nun, zum Juristenfutter zu werden. Zuvor will Koch aber noch alles versuchen, um eine gütliche Trennung zu erreichen, «einen friendly break», wie er sagt, «direkt und ohne Anwälte». Gunpowder will nachverhandeln.
Beteiligungspläne intakt
Gunpowder ist bei dem wackligen Deal mit dem US-Biotech-Unternehmen Therapeutics Solutions International TCI im Boot. Beide Firmen waren für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Aus der Luft gegriffen ist der Deal nun nicht, den die publizitätspflichtige Gunpowder verkündete. Die Verhandlungen haben stattgefunden, der Letter of Intent ist real. Für die Kanadier wäre es mit der Übernahme die Möglichkeit, in den Rauchwaren- und Cannabismarkt in Europa einzusteigen und ein Sprungbrett in den EU-Raum zu erhalten.
Gemäss Übernahmebedingungen hat TCI bei Unterzeichnung 50'000 US-Dollar gezahlt und soll am 25. Januar weitere 200'000 Dollar bezahlen. Sowohl TCI als auch Gunpowder haben sich bereit erklärt, weitere 10,46 Millionen Dollar in bar und Aktien bis zum 15. März für eine 51-prozentige Beteiligung an Koch zu zahlen.
Gunpowder habe dann das Recht, die restlichen 49 Prozent zu erwerben, indem es in den ersten zwölf Monaten nach dem Closing 12,25 Millionen Dollar bezahlt.
Vom Tisch sind die Pläne für eine Fremdbeteiligung durch Investoren für Heimat-Eigner Koch nach den schlechten Erfahrungen nicht. «Bis März wollen wir eine Beteiligung über die Bühne gebracht haben», sagt Koch. Er will auf diesem Weg die Expansion finanzieren. Dafür brauche es kapital- und netzwerkstarke Partner. Koch führt derzeit Verhandlungen mit Firmen aus den USA sowie Ost- und Zentraleuropa.
Nächster Halt: Russland
Erst kürzlich vermeldete Heimat die Expansion nach Österreich. «Was unsere Cannabis-Produkte angeht, ist das aber ein juristisch komplexer Markt», sagt Koch. Einen Coup konnte Koch im Nachbarland dennoch landen: der «Heimat»-Unternehmer hat die österreichische Marke «Tschick» übernommen (Anm.: Tschick ist der österreichische Ausdruck für Zigi) und gewährleistet somit den Fortbestand der konkursiten Firma in Österreich. Zu diesem Zweck wurde in Vorarlberg eine Filiale gegründet.
Noch weiter gediehen ist die Expansion nach Russland mit herkömmlichen Tabakprodukten, einfach deshalb, weil Russland nicht Teil der EU ist, weniger Exportregulatorien aufweist und das Unternehmen dort sehr gute Kontakte unterhält.