Willi Lemke*, heute Sonderberater des Uno-Generalsekretärs und früher Manager bei Werder Bremer, kritisert Sepp Blatter deutlich: «Für das System muss man ihn verantwortlich machen. Er trägt die moralische und sportpolitische Verantwortung, wenn innerhalb der Fifa eine dubiose Zehn-Millionen-Überweisung stattfindet». Persönlich korrupt zu sein hat Blatter aber nicht nötig, denn Blatter «lebt ja wie Gott in Frankreich».
Europa hat mehr Macht verdient
Für die Fifa fordert Lemke Reformen, die Stimmverteilung muss angepasst werden. Statt wie bisher «ein Land, eine Stimme» sollen mittlere Verbände zwei Stimmen und grosse Verbände wie England, Frankreich und Deutschland gar fünf Stimmen bekommen. Damit bekämen die Europäer mehr Einfluss – denn wer für das Geschäft sorgt, soll auch bestimmen dürfen. Auf 40 Prozent soll der Anteil der Uefa-Länderstimmen dann aber doch beschränkt werden.
Seine Meinung zu den kommenden Weltmeisterschaften in Katar und Russland ist klar, ein Boykott steht ausser Frage. Lemke hofft gar, die WM in Katar könnte für das Land Erfolge in Sachen Menschenrechte bringen.
*Willi Lemke (68) amtet seit 2008 als «Sonderberater des Uno-Generalsekretärs für Sport im Dienst von Entwicklung und Frieden». Er war viele Jahre Manager und Aufsichtsratschef des Fussball-Bundesligisten Werder Bremen und im Bundesland Bremen Minister für Bildung, später auch für Inneres und Sport.
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