Den Freimaurer-Logen haftete jahrhundertelang ein Hauch von undurchschaubaren, gefährlichen Geheimbünden an. Päpste verfolgten sie bis 1970, Hitler liess die Logenhäuser verwüsten und schickte 200 Freimaurer in Konzentrationslager. Inzwischen ist vielen bekannt, dass berühmte Politiker, Nobelpreisträger und Kulturschaffende Freimaurer waren. Dass die weltweit 4 Mio Freimaurer, vereint in 40000 Logen, so vielen Vorurteilen begegnen, liegt an der Entstehungsgeschichte: Als Bauhandwerker in England schützten Logengründer schon vor 300 Jahren ihr Fachwissen vor Uneingeweihten durch Passwörter und einen ganz bestimmten Händedruck.

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Die Freimaurerei will jedoch nichts anderes sein als eine bruderschaftliche Vereinigung von Männern, die sich für Toleranz, Gerechtigkeit, Gleichheit, Solidarität, Humanismus und Ausbildung einsetzen. Sie steht allen Religionen und Kulturen offen. Bücher, Artikel und das Internet geben heute viele Informationen zu Symbolen und Ritualen; weltweit gibt es 18 Freimaurer-Museen.

Das letzte Geheimnis bleibt jedoch das Erlebnis, wie ein neues Mitglied die Aufnahmezeremonie mit der «Erteilung des Lichts» erlebt, begleitet von Mozart-Kompositionen: «In diesen Heilgen Hallen» und «Die Binde ist gefallen». Mozart hatte in der «Zauberflöte» die Aufnahmerituale thematisiert. Dabei wird dem neuen Bruder die Binde von den Augen genommen. Diese Zeremonien sollen eine Innerlichkeit und Ruhe vermitteln, um soziale Pflichten und wohltätiges Verhalten auch zu leben und die «alten Pflichten» der ersten Freimaurer erfüllen zu können.

Seit über 250 Jahren inder Schweiz

Die erste Schweizer Loge entstand 1736 in Lausanne durch den schottischen Freimaurer Georges Hamilton. «Alpina» ist die Dachorganisation aller Schweizer Freimaurerlogen und zählt rund 3800 Brüder in 78 Logen in der ganzen Schweiz mit Grossmeister Alberto Menasche, ehemaliger CEO von Innovazione Lugano, an der Spitze. Auf dem Lindenhof in Zürich haben acht Logen ihren Sitz und feiern in diesem Jahr das 150-jährige Bestehen des Logengebäudes: Mit einer Ringvorlesung vom 21. Oktober bis 9. Dezember 2004 an der Uni Zürich und öffentlichen Besuchstagen auf dem Lindenhof.

Die Logenbrüder treffen sich hier zu Arbeitssitzungen, Vorträgen und Besprechungen für wohltätige Projekte. So hat die Loge Catena Humanitatis in Zürich die Ausbildung eines Hundes für ein behindertes Kind im Betrag von 25000 Fr. ermöglicht. Die Mitgliedschaft in einer Loge kostet pro Jahr zwischen 500 bis 1000 Fr., je nachdem, ob das Essen inbegriffen ist oder nicht vergleichbar mit den Serviceklubs. Logen sind allerdings keine Serviceklubs und warnen ausdrücklich vor vordergründigen Networking-Absichten. Interessenten können einfach eine Anfrage an eine Loge senden, die die Aufnahme prüft.

In einer neunteiligen Serie stellt die «HandelsZeitung» die bedeutendsten «Wirtschafts- und Serviceklubs» der Schweiz vor. Bisher erschienen:Rotary (Nr.30), BPW (Nr. 31), Kiwanis (Nr. 32), Lions (Nr. 33), Efficiency ( Nr. 34) und Zonta (Nr. 35). Lesen Sie nächste Woche: Junior Chamber Switzerland.

Prominente Freimaurer

- Schweizer Freimaurer: Diethelm Lavater, Salomon Landolt (Landvogt von Greifensee), Johann Caspar Bluntschli, Augusto Giacometti

- US-Präsidenten: Roosevelt, Washington, Johnson, Ford

- Dichter, Musiker, Adel: Goethe, Mozart, Prinz Philipp von England

- Nobelpreisträger: Frank B. Kellog, Carl von Ossietzky, George Marshall



Alfred Messerli, Mitglied Grossbeamtenkollegium der Grossloge Alpina:

«Immer mehr Junge suchen die Orientierung»

Logenbrüder dürfen sich in der Öffentlichkeit als Freimaurer outen, aber nicht die Namen anderer Mitglieder nennen. Frauen können bei der Grossloge Alpina nicht mitmachen, gemäss dem Grundsatz, dass nur ein «Freier Mann von gutem Ruf» Logenbruder werden kann. Inzwischen gibt es dennoch neun gemischte Logen in der Schweiz unter dem Dach der «Gemischten Grossloge GGDS» und 16 reine Frauenlogen mit 330 Mitgliedern, die in der «Grande Loge Féminine de Suisse» vereinigt sind.

Kann man den Ausschluss von Frauen in den reinen Bruderlogen heute noch rechtfertigen? Man muss bedenken, dass die «Alten Pflichten» aus dem Jahr 1723 stammen. Damals wie heute waren keine Frauen dabei. Heute versuchen wir, die Frauen ins Logengeschehen einzubeziehen. Daneben werden die Frauen auch zu verschiedenen gesellschaftlichen Anlässen eingeladen. Wenn Frauen sich freimaurerisch betätigen möchten, empfehlen wir ihnen, sich einer Frauenloge anzuschliessen.

Wie reagieren jüngere Interessenten auf diese sehr besondere Bruderschaft? Von ihnen sind viele auf dem Weg, eine Karriere aufzubauen. Doch signalisieren sie klar, dass es in ihrem Leben mehr braucht als nur das Geldverdienen. Freimaurer zu sein heisst eben auch, über den Sinn des Lebens nachzudenken.

Freimaurern wurde früher oft unterstellt, sie seien Sekten, Geheimbünde, die mit dem Bösen paktieren und die Weltherrschaft anstreben. Hat sich dieser Aberglaube gelegt? Leider begegnen wir auch heute noch Vorurteilen, die wir abbauen müssen. Wir sind mit unserer Öffnung nach aussen auf dem besten Weg dazu. Doch sind die Logen auf der ganzen Welt, zu denen wir freundschaftliche Kontakte pflegen, absolut autonom. Es existiert keine internationale Organisation, die, wie die Nazis behaupteten, die Weltherrschaft anstrebt. Bücher wie das soeben erschienene «Es werde Licht», unser Internet-Auftritt, Vorlesungen und Besuchstage tragen viel zur Aufklärung bei.