Die Schweizer Spenden der drei grossen Serviceclubs lassen sich sehen: Im Jahr 2006 kamen insgesamt rund 10 Mio Fr. zusammen. Davon bleiben beispielsweise bei Kiwanis 70% in der Schweiz, die restlichen 30% fliessen in Projekte der dritten Welt. Bei Kiwanis kamen 2006 insgesamt 3 Mio Fr. zusammen, bei Lions fast 4 Mio Fr.; bei Rotary unterscheidet man nicht genau zwischen in- und ausländischen

Begünstigten, doch liegt der Anteil in vergleichbaren Grössenordnungen.



Dazu kommen jede Menge Stunden an Freiwilligenarbeit: Bei Kiwanis rund 60000, bei Lions rund 80000 und bei Rotary geschätzte knapp 90000 Stunden. Rechnet man das mit einem willkürlich angenommenen Stundenlohn zu einem Betrag, ergibt das gewaltige Summen.

Ein gern zitiertes Vorurteil sind die jährlichen Mitgliederbeiträge. Doch sie sind nicht hoch, wenn man die Kosten für die Club-Essen nicht berücksichtigt, die jeder selber berappt. So kostet die Mitgliedschaft bei Lions – je nach Club – zwischen 160 und 500 Fr. Bei Kiwanis kostet das Dabeisein inklusive Essensspesen rund 1000 Fr.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Wasserbeutel in der Sonne



Spenden der Rotary-Clubs lassen sich sehen: 2006 kam 1 Mio Fr. allein für Mine-Ex herein, eine von Rotary Schweiz-Liechtenstein getragene private Hilfsorganisation, die sich für ein weltweites Verbot von Antipersonenminen einsetzt und humanitäre Hilfe für Minenopfer leistet. Die Stiftung Polio Plus, das grösste Weltprojekt einer Nichtregierungsorganisation für die Ausrottung der Kinderlähmung, wird weiterhin mit jährlich 500000 Fr. unterstützt, obwohl Polio in den letzten Jahren fast aus allen 125 Ländern verschwunden ist und nur noch in vier Ländern exis-tiert. 2002 und 2003 haben die Clubs Schweiz und Liechtenstein 1,2 Mio Dollar zur Bekämpfung dieser Krankheit gesammelt.

Eines der Hauptprojekte von Rotary International ist «Sodis», ein von der Eawag Dübendorf entwickeltes Projekt zur Gewinnung von sauberem Trinkwasser auf der ganzen Welt. «Sodis» ist eine kostengünstige, effiziente und sehr einfache Methode zur Behandlung von Wasser, die vor 25 Jahren entdeckt wurde. Die Wissenschaftler des Wasserforschungs-Instituts des ETH-Bereichs Eawag haben das Prinzip für den täglichen Gebrauch weiterentwickelt.

Zu diesen nationalen und internationalen Projekten kreieren auch einzelne Clubs spezielle Anlässe. Der Rotary-Club Zürich-Glattal hat beispielsweise für den 3. Juni ein Benefizkonzert in Kloten mit einem Hauch von Broadway zu- gunsten von Mine-Ex organisiert.

Es werde Licht



Die Mitglieder des Kiwanis-Clubs Schweiz/Fürstentum Liechtenstein unterstützen traditionell Kinder. Ihr Motto: «Serving the children of the world». Der District Schweiz-Liechtenstein ist mit knapp 7000 Mitgliedern, darunter 388 Frauen, der grösste in Europa. Kiwanis ermöglicht mit dem Kinder- und Familienfonds gemeinsam mit Pro Juventute 200 bedürftigen Kindern und 50 Erwachsenen Ferien in der Schweiz und stellt dafür 42 000 Fr. zur Verfügung. Normalerweise müssen Spenden ausschliesslich in der Schweiz eingesetzt werden – eine Ausnahme war der Tsunami, für den 130000 Fr. eingingen, dazu 80000, die durch die Glückskette als Beteiligung am Aufbau einer Schule in Acceh eingesetzt wurden.

Im vergangenen Jahr beteiligten sich fast alle Clubs an 778 Sozialprojekten. Die bevorstehende Aktion «Es werde Licht» soll Licht für 500 blinde Kinder aus Ghana bringen, die dank der Aktion der Clubs

Kiwanis International, District Schweiz-Liechtenstein, schon die-ses Jahr wieder sehen können. Das Schweizerische Rote Kreuz führt die Operationen und Präventivmassnahmen direkt in Ghana durch. Dabei spielt das Internet eine wichtige Rolle: Für jeden der 193 lokalen

Kiwanis-Clubs in der Schweiz sind im Internet 36 dunkle Spendenfelder aufgeschaltet, Symbol für 36 blinde Kinder. Geht eine Spende ein, wird ein dunkles Feld hell.

Das ganze Jahr hindurch werden Benefizaktionen durchgeführt. 2008 soll ein Benefizmatch mit einer Auswahl von Fussballern aus Ghana gegen Schweizer Mannschaften stattfinden.

Mineralwasser zu Wasser



90 Jahre alt ist der Lions-Club Schweiz/Liechtenstein mit 11400 Mitgliedern, 10 Leo-Clubs für den Nachwuchs und einem Frauenanteil von 6,8%. In den Multi-District-Fonds sammelten sich 2004 und 2005 rund 660000 Fr. für internationale Projekte an. Beim Lions-Fonds Schweiz kamen rund 3 Mio Fr. zusammen. Ein grosser Teil geht an «SightFirst», 1989 von den Lions ins Leben gerufen und vor allem als Hilfe für blinde Kinder gedacht. Im Rahmen der Spendenaktion sammelten weltweit alle Lions 143 Mio Dollar, die halfen, dass 7 Mio Menschen wieder ihre Sehkraft zurückbekamen.

Der 12. Mai 2007 ist der erste Nationale Lions-Tag zum 90-jährigen Bestehen von Lions Clubs International. Das Motto: Mit dem Kauf einer Mineralwasserflasche für 5 Fr. wird einer Familie der Zugang zu sauberem Trinkwasser ermöglicht. Der Erlös der Sammlung (die ja ebenfalls von Rotary durchgeführt wird) geht zuguns-ten des Trinkwasser-Projektes

«Sodis», das auch von den Schweizer Lions unterstützt wird, und das seit 2003.

Die Frauen kommen



Langsam, aber gewaltig: Bei den drei Clubs liegt deren Anteil bei 6 bis 8%, Tendenz steigend, denn es werden praktisch nur noch gemischte Clubs gegründet (siehe «Nachgefragt»). Bei Rotary liegt der Anteil bei 6,8% (2006) nach 6,1% im Jahr davor. Seit dem Jahr 2000 bedeutet das eine Steigerung von 17,5%, und genau diese Prozentzahl gilt für den weltweiten Frauenanteil bei Rotary.



-----

Nachgefragt | Peter Jaeggi, Governor Kiwanis Switzerland-Liechtenstein: «Alle unsere Neugründungen sind gemischte Clubs»

Alle Serviceclubs haben Nachwuchsprobleme: Die Jungen sind stark im Beruf und in der Familie engagiert und pflegen ihre Netzwerke vermehrt auf elektronischem Wege. Was tun Sie dagegen?



Peter Jaeggi: Die Jungen haben tatsächlich viel Stress und können den 14-tägigen Rhythmus nicht immer einhalten. Viele Clubs sind deshalb dazu übergegangen, die Treffen in den Restaurants vom Mittag auf den Abend zu verlegen. Denn am Mittag kommen die Letzten, wenn die Ersten schon wieder gehen müssen. Wichtig für die Veranstaltungen sind interessante Referenten und Themen, die für unsere Mitglieder beruf-lich oder familiär nützlich sind. Die klassische Geschäftsanbindung ist dabei immer mehr in den Hintergrund getreten. Wichtig ist, dass es auch Besichtigungen und gute Gespräche mit Unternehmens-CEO und -Inhabern gibt.

Wie sorgen Sie dafür, dass die Programmgestaltung attraktiv ausfällt?



Jaeggi: Dafür gibt es in jedem Kiwanis-Club einen Programmchef oder eine Programmchefin. Wichtig sind natürlich auch die Ideen, die von den Club-Präsidenten eingebracht werden.



Die wechseln bei Ihnen jedes Jahr. Für die organisierenden Mitglieder bedeutet das einen ständigen Neubeginn mit «Anfängern». Ist das sinnvoll?



Jaeggi: Es kann hie und da tatsächlich zu Problemen führen, wenn der Präsident oder die Präsidentin beruflich stark belastet ist.

Obwohl Kiwanis seit zehn Jahren Frauen zulässt, sind noch immer drei Viertel von den knapp 200 Zellen reine Herren-Clubs. Droht da nicht Vergreisung?



Jaeggi: Zu diesem Thema haben wir die Kiars: Beraterinnen und Berater erfahrener Kiwaner, die den Clubs helfen, Probleme zu meistern. Und bei Club-Neugründungen äussert Kiwanis – mit Nachdruck – den Wunsch, dass es immer gemischte Clubs sind. Seit den letzten Jahren sind alle Neugründungen gemischte Clubs. Und bei den rein männlichen Clubs, die übrigens durchaus Nachwuchs finden, achten wir darauf, dass die Neumitglieder nicht älter als 50 Jahre sind. Wenn die lokalen Organisationen interessante Mitglieder und attrakti-ve Aktivitäten haben, spielt

das Geschlecht keine so grosse Rolle.

Haben Frauen Chancen auf eine Mitgliedschaft in reinen Herren-Clubs?



Jaeggi: Wenn Frauen in reine Männerclubs eintreten, sollten es mehrere gleichzeitig sein. Aber das trifft in Einzelfällen auf Widerstände. Abgesehen davon haben wir auch vier Clubs mit ausschliesslich weiblichen Mitgliedern.



------

www.rotary.ch

www.kiwanis.ch

www.lions.ch



------

Service-Clubs: Mitgliedschaft nur auf Anfrage des Clubs



Rotary

Das allgemeine Aufnahmekriterium ist die Zugehörigkeit zu einem Beruf bzw. zu einer Berufsgattung: Die Zusammensetzung im einzelnen Rotary-Club soll die örtliche Geschäfts- und Berufswelt möglichst genau widerspiegeln. Abgesehen davon regelt jeder Rotary-Club die Definition der Aufnahmekriterien weitgehend individuell – der District hält sich hier zurück.

Lions

Auch bei Lions wird man zur Mitgliedschaft über mindestens ein Mitglied eingeladen. Über den Beitritt wird abgestimmt. Es müssen Frauen oder Männer sein, die gemäss Ehrenkodex bereit sind, sich für andere einzusetzen. Auch die Berufsvielfalt muss gewahrt bleiben. Die Aufnahmekriterien unterscheiden sich von Club zu Club.

Kiwanis

Beim kleinsten der drei Grossen gilt wie bei allen: Man kann sich nicht einfach bewerben, sondern wird vom Club angesprochen. Dazu braucht man zwei Paten, die eine entsprechende Empfehlung abgeben. Ausserdem ist der Beitritt nach Berufsgattungen pro Club beschränkt, damit die Vielfalt erhalten bleibt.