Die Konkurrenz ist hart und meistens viel grösser. Trotzdem hat die Firma Servicos aus Aarberg einen Weg gefunden, sich im hart umkämpften Kosmetikmarkt zu behaupten: Als Herstellerin von Pflegemitteln, die unter einem so genannten «Private Label» oder als Eigenmarken vermarktet werden, tritt das Unternehmen gegen etablierte Markennamen an.

Das Konzept geht auf, da viele Konsumenten gerade in flauen Zeiten vermehrt aufs Portemonnaie schauen müssen. «Konsumenten greifen öfter zu Produkten, die sich dank geringerem Marketingaufwand günstiger absetzen lassen», sagt Marc Devaux, Geschäftsleiter der Servicos. «Dazu kommt, dass Pflegemittel fast ein bisschen Nischenprodukte sind wenigstens im Vergleich zu Gütern wie Shampoo oder Duschgel», ergänzt Tanja Quinche, Partnerin von Devaux in der Geschäftsleitung und Mitinhaberin. Im Gegensatz zu anderen Produkten stellten zudem die Anbieter bekannter Marken kaum je «Generika» her, also eigene Günstiglinien unter anderem Namen. «Das gibt Firmen wie Servicos eine Chance», so Devaux.

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Einen grossen Schritt vorwärts gemacht hat Servicos Anfang 2003 mit dem Umzug von Biel/Courgevaux nach Aarberg im Berner Seeland.

Arbeitsplätze geschaffen

Mit dem Umzug nach Aarberg kletterte der Personalbestand von 10 auf bis zu 60 Beschäftigte. Als Laborangestellte und «Mischer» fand Servicos ehemalige Käser, die mit den Hygieneanforderungen vertraut sind und ähnliche Produktionstechniken kennen. Noch sei er daran, seinen Führungsstil zu finden, bekennt Devaux freimütig. Verantwortung und Aufgaben abzugeben, sei eine der Schwierigkeiten. Auch für Marketingfachfrau Quinche war Führen in dieser Grössenordnung neu.

Anstoss zum Umzug gab das geeignete Gebäude, blickt der Stadtbieler zurück. Vor allem aber der Kanton Bern, der den Expansionsschritt der Firma mit unterstützte. Kein Interesse an einer Unterstützung habe hingegen die Wirtschaftsförderung Biel gezeigt. «Vielleicht passen Tuben, Sprays und Salbentöpfchen nicht zum Image der Uhren- und Telekommunikationsstadt», meint Devaux. Dafür gab die kantonale Wirtschaftsförderung einen grosszügigen Beitrag an die Investitionen von 2,5 Mio Fr. «Das erleichterte die Bankenfinanzierung, obwohl Kosmetika, ausser für Topmarken, als Branche mit bescheidenen Margen gilt», so Devaux, der die guten Geschäftsaussichten der Servicos auch gegenüber den Banken dank eines sorgfältig ausgearbeiteten Businessplans überzeugend darlegen konnte.

Kundenstamm in Europa

Unter dem Firmenmotto «Wir pflegen Ihre Marke» werden Konzeption, Entwicklung, Produktion und Logistik angeboten. Basis bilden die Erfahrungen und die Kenntnisse der verschiedenen europäischen Kosmetikmärkte, die Kreativität im Bereich von Verpackung und Design sowie das Know-How in Entwicklung und Qualität. Mit Geschwindigkeit und Flexibilität in der Produktion begegnet Servicos so dem ständigen Preisdruck, besonders der Discounter. «Ob 2000 Einheiten oder 1,5 Mio Stück, wir bringen beides rasch zum Kunden», sagt De-vaux.

Der Nachteil der höheren Schweizer Löhne werde durch längere Arbeitszeiten und höhere Produktivität wettgemacht.

Kunden von Servicos sind Discounter, Supermärkte und Drogerieketten innerhalb Europas. Von Aldi und dem Drogeriemarkt in Deutschland über Etos und Hema in den Niederlanden bis zu Ketten wie Hennes & Mauritz, die ihr Stammgeschäft mit einer Kosmetiklinie ergänzen.

Dank dem deutschen Grosskunden dm mit einer starken Tochter in Österreich nimmt Servicos auch am Aufschwung der neuen Märkte in Mittel- und Osteuropa teil. Rund 95% der Produktion gehen ins Ausland. Ausnahme ist Ultrasol als Qualitätsmarke im höheren Preissegment, die im Fachhandel und im Bordverkauf der Fluggesellschaft Swiss erhältlich ist.

In der Schweiz schränkt laut Devaux auch die dominierende Stellung von Coop und Migros mit ihren je selber hergestellten Eigenmarken den Spielraum für das Unternehmen ein.

«Wir müssen jeweilen rasch neue Trends erfassen, wie zum Beispiel die gefragten Sprays für Kinder-Sonnenschutzmittel», erläutert Devaux. Oft würden Produkteideen aktiv an die Kundschaft herangetragen. «Im besten Fall steht ein neues Produkt innert vier Monaten im Regal.» Neben dem Können des hauseigenen Chemikers hilft der Firma, dass auch bei Kosmetika die wesentlichen Bestandteile auf der Verpackung aufgelistet sind. «Anregungen finden wir auf vielen Messen», ergänzt Tanja Quinche. «Selber ausgestellt wird dagegen nur auf der Private-Label-Messe in Amsterdam.» Mehr öffentliche Auftritte könnte Servicos laut Quinche zurzeit gar nicht verkraften. Nach dem rasanten Neustart im letzten Jahr sei vorerst konsolidieren angesagt.

Vorbild Gottlieb Duttweiler

Nach der hektischen Sommersaison folgt die Zeit, um gemeinsam mit den Kunden neue Produkte für die nächste Saison zu entwickeln. Häufig geben erfolgreiche Markenprodukte den Anstoss: «In Anlehnung an deren Verpackung und Formulierung», umschreibt Devaux das Geheimnis vieler Eigenmarken, um so das verpönte Wort «kopieren» zu vermeiden.

Firmen-Profil

Name: Servicos AG, Alte Lyssstr. 12, 3270 Aarberg

Gründung: 1990

Besitzer und Geschäftsleitung: Tanja Quinche, Marc Devaux

Umsatz: 17,5 Mio Fr.

Beschäftigte: 60

Produkte: Sonnenschutz, Gesichtspflege, Körperpflege, Babypflege

Kunden: Detailhandel, Supermärkte, Markenhersteller

Internet: www.servicos.ch