Bei Roche kommt es erneut zum grossen Reinemachen bei den Übernahmen aus der Ära von Severin Schwan. Schon 2022 musste der Basler Pharmakonzern 2,8 Milliarden an immateriellen Vermögenswerten abschreiben. Nun kommt es noch dicker, für 2024 liegen die Wertberichtigungen gar bei 3,2 Milliarden Franken.
Besonders bitter ist die Bilanz bei Spark Therapeutics. Das Biotech-Unternehmen, mit dem der damalige Konzernchef 2019 nach mehrmonatiger Hängepartie für 4,3 Milliarden Dollar ins Geschäft kam, steht nach mehreren Wertberichtigungen nun noch mit 790 Millionen in den Büchern. Die Milliardenakquisition sollte den Einstieg ins Geschäft mit den Gentherapien bringen. Stattdessen drückt sie nun auf den Gewinn.
Gentherapien sind schwierig, aber ...
An Gentherapien haben sich viele Pharmafirmen die Finger verbrannt, muss man fairerweise dazu sagen. Die Technologie ist trotz einiger teils spektakulärer Anfangserfolge in den vergangenen Jahren noch immer mit grossen finanziellen Risiken behaftet. Zudem zeigt sich, dass ein medizinischer Erfolg in den klinischen Studien noch lange nicht bedeutet, dass eine Gentherapie auch kommerziell durchstartet.
Immer wieder kommt es vor, dass vielversprechende Gentherapien auf der Zielgeraden durch Medikamente abgefangen werden, die auf einfacheren und deshalb auch für die Patienten und Patientinnen besser zugänglichen Technologien basieren. So geschehen, als Roche mit seinem Medikament Evrysdi Novartis bei ihrer Gentherapie Zolgensma gegen spinale Muskelatrophie, eine schwere Erkrankung von kleinen Kindern, einen Teil des Wassers abgrub. Im Falle der Gentherapie gegen Hämophilie A, die Roche mit Spark eingekauft hatte, war es mit Hemlibra sogar der durchschlagende Erfolg eines hauseigenen Produktes, das die Entwicklung einer Gentherapie als nicht mehr sinnvoll erscheinen liess.
Doch Spark Therapeutics ist kein Einzelfall. Der ehemalige Konzernchef hatte auch sonst wenig Glück bei den Übernahmen. So kamen etwa die Verkäufe von Esbriet, einem Medikament gegen Lungenkrankheiten aus dem 8,3 Milliarden Dollar teuren Kauf von Intermune, nie wirklich auf Touren. Nun will Thomas Schinecker das Produkt verkaufen.
Schwan mag Roche gut durch die Glanzzeiten mit den drei Krebsblockbustern Avastin, Mabthera/Rituxan und Herceptin geführt haben. Bei seiner Aufgabe, den Pharmakonzern für die Post-Onkologie-Zeit vorzubereiten, sieht die Bilanz aber weniger gut aus. Die milliardenschweren Übernahmen haben kaum dazu beigetragen, den Schock der Patentabläufe der drei Krebsblockbuster abzufedern.
Als dann 2022 auch noch die eigene Pipeline ins Stocken geriet und mit dem Alzheimer-Medikament Gantenerumab und Tiragolumab, einem immunonkologischen Medikament, auch noch zwei wichtige Hoffnungsträger floppten, war es um den Aktienkurs geschehen.
Bringt 2025 die Wende?
Gut, dass die Chancen intakt sind, dass 2025 ein besserer Jahrgang wird. Zu erwarten sind zwölf Studienergebnisse der dritten und letzten klinischen Phase, bei vier von ihnen geht es um neue Medikamente. Sieben Wirkstoffe gehen potenziell neu in die dritte klinische Phase, so viele waren es zum letzten Mal bei Genentech vor der Vollübernahme durch Roche 2009, als sich die Senkrechtstarter aus Kalifornien aufmachten, mit ihren biologischen Krebsmedikamenten Pharmageschichte zu schreiben. Wenn das kein Versprechen ist.