Der chinesische Online-Händler Shein ist bekannt für sehr günstige Kleider und Schönheitsprodukte. Damit steht das Unternehmen für Fast-Fashion wie kein anderes – Shein wirft über 6000 neue Artikel pro Tag auf seine Online-Plattform.

Nun befinden sich die Chinesen in Gesprächen mit potenziellen Investoren, darunter auch General Atlantic. Bei der Finanzierungsrunde könnte das Unternehmen auf eine Bewertung von 100 Milliarden Dollar kommen, wie Bloomberg berichtet. Damit wäre Shein mehr wert als die beiden grossen Modegiganten Zara und H&M.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Doppelt so viel wert wie Uniqlo

Sollte Shein mit der Finanzierungsrunde Erfolg haben, wäre das erst zehn Jahre alte Unternehmen zudem doppelt so wertvoll wie Uniqlo aus Tokio. Uniqlo unterhält 2300 Filialen in 25 Ländern. Laut dem Datenanbieter CB Insights würde Shein mit dieser Bewertung auch zu einem der wertvollsten Startups der Welt nach Bytedance und SpaceX werden.

Während den Finanzierungsrunden den Wert eines Unternehmens schon zu nennen, soll Anleger anziehen. Oft gelingt es, die genannte Bewertung dann zu erreichen oder sogar zu übertreffen. Shein hat sich bisher nicht zu einem Börsengang geäussert. 

Grösser als Zalando

Aber wie funktioniert das Shein-Business? Das Unternehmen hat seit der Gründung im Jahre 2012 ein riesiges Netz von Billiglieferanten in Südchina aufgebaut. Sie produzieren die Kleider so günstig, dass bei Shein eine Jeanshose 18 Franken oder ein Bikini 12 Franken kostet. Shein setzt bei der Vermarktung auf Social-Media-Kanäle und auf Influencer wie Lil Nas X und Katy Perry, um sein Profil bei den Käufern der Generation Z ausserhalb Chinas zu schärfen.

Zudem profitierte die Firma während der Pandemie vom Online-Shopping-Boom: Der Umsatz stieg um das Dreifache auf rund 10 Milliarden Dollar. Damit ist Shein der grösste Online-Fashion-Händler der Welt. Im Vergleich: Zalandos Umsatz liegt bei rund 8 Milliarden. Die neue Investitionsrunde würde die neuen Kräfteverhältnisse auf dem Markt der Online-Kleidungshändler abbilden. Zum Zeitpunkt einer Finanzierungsrunde im August 2020 hatte Shein laut der Datenplattform Pitchbook noch eine Bewertung von rund 15 Milliarden Dollar.

Plastik in Kleidern

Trotz der potenziell hohen Bewertung wird die Fast-Fashion-Branche immer wieder wegen ihres ökologischen Fussabdrucks kritisiert. Da bei den Kleider, die Shein anbietet, vor allem auch Plastikfasern verwendet werden, ist die Verbindung zur Petrochemie und damit zum Erdöl offensichtlich. Bei den vorwiegend jungen Käufern und Käuferinnen von Shein spielt aber offenbar nicht das Material, sondern der Look und der Preis eine Rolle. 

Die Modebranche ist laut der UN für bis zu 10 Prozent der weltweiten Schadensemissionen verantwortlich. Inzwischen hat Polyester die Baumwolle als wichtigstes Material für die Textilindustrie abgelöst. 

Greenwashing fürs Gewissen

In seinem Nachhaltigkeits- und Sozialbericht für das Jahr 2021 erklärte Shein, dass Mode einen «unbestreitbaren Einfluss auf die Gesundheit des Planeten hat». Shein strebe eine Null-Emission an. Im Dezember kündigte das Unternehmen zudem einen 10-Millionen-Dollar-Fonds zur Unterstützung globaler gemeinnütziger Organisationen an, die unterversorgte Gemeinde sowie die Gesundheit und des Wohlergehens von Tieren und die Förderung von Recycling unterstützen. 

Ärger droht Shein indes in den USA: Das Repräsentantenhaus verabschiedete im Februar den «America Competes Act», der eine Formulierung enthält, die chinesische Unternehmen daran hindern würde, eine derzeitige Ausnahmeregelung in Anspruch zu nehmen, die die zollfreie Einfuhr von Verpackungen im Wert von weniger als 800 Dollar ermöglicht. Der Senat verabschiedete den Gesetzesentwurf aber ohne diese Änderung. Shein möchte ein Vertriebszentrum im Bundesstaat Indiana eröffnen, in dem rund 850 Mitarbeiter beschäftigt werden sollen. 

(bloomberg/tdr)