Der niederländisch-britische Mineralölkonzern Royal Dutch Shell verlässt die American Fuel & Petrochemical Manufacturers – also den führenden Verband und die stärkste Lobbyorganisation der Branche in den USA. Weiter will Shell die Zusammenarbeit mit 19 anderen Verbänden überprüfen und gegebenenfalls abbrechen. Nicht dabei ist die Erdölvereinigung in der Schweiz: Für die Shell hierzulande bestünden «keine solchen Pläne», teilt eine Sprecherin mit.

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Die Konzernleitung erklärte den Bruch in Amerika am Dienstagabend mit einer Gesamt-Überprüfung, welche ernsthafte Abweichungen bei der Klimapolitik festgehalten habe – «material misalignment».

Für das Klimaabkommen von Paris

Hinterfragt wurde dabei auch, ob die Mitgliedschaft bei gewissen Lobbygruppen im Widerspruch stehe zu den eigenen klimapolitischen Zielen. Im Visier steht nun zum Beispiel auch die Mitgliedschaft des Konzerns im American Petroleum Institute und in der amerikanischen Handelskammer.

Shell sei entschlossen, das Klimaabkommen von Paris zu unterstützen und die dort festgehaltenen Ziele ebenfalls anzustreben, so das Unternehmen in seiner Mitteilung. Der US-Verband AFPM indessen zeige keine Anzeichen, hier zu mitzuziehen.

Das heisst: Der zweitgrösste Erdölmulti der Welt – nach ExxonMobil – will eine eigene klimapolitische Handschrift setzen.

Weniger CO2, mehr Management-Boni

Als europäischer Konzern spürt Royal Dutch Shell den Druck der Öffentlichkeit in dieser Frage besonders stark. Letztes Jahr publizierte das Muschel-Unternehmen einen Plan, in dem es hauseigene Ziele zur Senkung der Kohlendioxid-Emissionen festsetzte und die Management-Saläre daran knüpfte.

In einem eigenen Statement wünschte AFPM-Chef Chet Thomson dem scheidenden Mitglied «all the best in the future». Sein Verband werde die Zusammenarbeit der übrigen fast 300 Mitglieder weiter zu fördern versuchen, gerade in Themen wie Sicherheit und Umweltschutz. 

Erst vor zwei Wochen hatte der Chef von Shells Gasgeschäft, Maarten Wetselaar, angekündigt, dass der Konzern weg will vom Fossil-Geschäft. In den nächsten zehn Jahren wolle sich das Unternehmen zum weltgrössten Elektro-Energie-Hersteller wandeln.

Kauf von Batterieherstellern

Ein bis zwei Milliarden Dollar sollen jährlich in erneuerbare Energiequellen fliessen. Nach einigen Jahren will Shell diesen Betrag aufstocken, «sonst werden wir unser Ziel nie erreichen», sagte Wetselaar in der «Financial Times».

Die Ziele strebt Shell bereits an – kürzlich kaufte der Konzern etwa den deutschen Batteriehersteller Sonnen, den britischen Elektrizitätsversorger First Utility und den E-Ladestationbetreiber New Motion. 

Die Produktion und Verarbeitung von Mineralöl macht aber immer noch zwei Drittel der Shell-Umsätze von 388 Milliarden Dollar aus. Ein Viertel stammt aus der Gasförderung, zehn Prozent aus Chemikalien und anderen Geschäftszweigen. 

(rap, mit Material von «Reuters» und «Bloomberg»)