Einkaufstourismus, sinkende Preise, Online-Handel: Die Gründe für den Umsatzschwund bei Schweizer Shopping-Centern sind vielfältig. Wie schwer das Geschäft für die Einkaufstempel inzwischen ist, zeigen heute veröffentlichte Zahlen des Marktforschungsinstituts GfK. Und die haben es in sich: Demnach haben die 25 grössten Zentren in der Schweiz in den vergangenen sechs Jahren über eine halbe Milliarde Franken Umsatz verloren – die grössten Onlineshändler ziehen inzwischen deutlich davon.

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«In diesem Jahr dürften die zehn stärksten Onlineshops mehr Umsatz machen als die zehn grössten Shopping-Center der Schweiz», erwartet Thomas Lang, Experte vom E-Commerce-Berater Carpathia. Die neuen Zahlen der GfK zeigten einmal mehr, dass Einkaufszentren Auslaufmodelle seien.

Zweistellige Rückgänge in vielen Zentren seit 2010

Erwirtschafteten Letzipark, Tivoli, Emmen Center und die anderen der 25 grössten Anbieter 2010 noch 6,37 Milliarden Franken, waren es im vergangenen Jahr gerade mal 5,85 Milliarden – ein Minus von 8,2 Prozent. Sowohl die kleineren als auch die umsatzstärksten Player leiden: Das Einkaufszentrum Glatt, der mit Abstand grösste Shoppingtempel der Schweiz, setzte 2016 gut 600 Millionen Franken um – eine stattliche Summe und doch deutlich weniger als noch vor Jahren: 2010 waren es fast 670 Millionen Franken.

Damit muss das Glattzentrum im Vergleich der 25 grössten Häuser überdurchschnittliche Abschläge hinnehmen. Noch mehr gilt das für einstige Erfolgscenter wie das Seedamm-Center in Pfäffikon (minus 14,6 Prozent), das Emmen Center (minus 20,4 Prozent) oder das Zürcher Letzipark (minus 27,2 Prozent). Erfolgsstorys gibt es hingegen kaum: Von den zehn grössten Einkaufszentren der Schweiz konnte in den vergangenen sechs Jahren lediglich das Westside in Bern zulegen, von 195 auf 214 Millionen Franken.

100 Millionen mehr Umsatz: Digitec weit vor Glattzentrum

Im Vorjahresvergleich sank der Umsatz der zehn grössten Shoppingcenter ebenfalls, um 1,6 Prozent. Dem stehen rasante Zuwächse der Onlineshops gegenüber: Platzhirsch Digitec setzte 2016 rund 704 Millionen Franken um – 10 Prozent mehr als noch 2015. Zalando legte gar um ein Viertel auf 534 Millionen Franken zu, Amazon gewann 18,6 Prozent auf geschätzt 475 Millionen Franken.

Der stationäre Handel ist alarmiert. Das gilt auch für die Mall of Switzerland, mit 65'000 Quadratmetern bald zweitgrösster Einkaufstempel im Land. Die Eröffnung musste bereits verschoben werden: Statt 30. September wirds jetzt der 8. November. Attraktive Mieter zieren sich, noch immer sind gemäss «Bilanz» 30 Prozent der Fläche unvermietet. «Die Marktsituation im Retail-Handel ist schwierig», sagte Mall-Sprecher Werner Schaeppi unlängst dem Wirtschaftsmagazin.

Neue Angebote in Schweizer Shopping-Centern

Mittlerweile reagieren die Anbieter mit veränderten Angeboten: Weil sie zu kämpfen haben und neue Mieter aus dem klassischen Detailhandel nur schwer zu gewinnen sind, ziehen sie zunehmend auch Player an, die nicht aus dem angestammten Bereich des Mode-, Sport- und Elektronikhandels stammen.

So soll etwa das geschlossene Centro Ovale in Chiasso nun zur Bürohochburg werden: 400 Angestellte des Online-Reisevermittlers Lastminute sollen dort einziehen. Das Einkaufszentrum gelangte Ende 2015 zu trauriger Berühmtheit, weil dort praktisch alle Mieter ausgezogen waren. Seither gilt sie als erste «Dead Mall» der Schweiz. «Dead Malls» werden in den USA verwaiste Einkaufszentren genannt. Ein Phänomen, das Branchenkenner so nicht für möglich gehalten hätten in der Schweiz – heute aber aktueller denn je ist.

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