Kein guter Tag für Lambert Leisewitz, Verwaltungsratspräsident des Verpackungskonzerns SIG. Am Mittwoch, dem 15. März 2006 schlägt die von SIG-Kernaktionär Tito Tettamanti kontrollierte Beteiligungsgesellschaft Sterling Strategic Value in einem Aktionärsbrief definitiv dessen Abwahl vor. Sterling wirft Leisewitz vor, Kaufofferten an SIG nicht seriös geprüft zu haben. Dieser hingegen betont, es habe nie ernsthafte Angebote gegeben. Der Streit, der darüber entbrannt ist, wird an der Generalversammlung vom 30. März 2006 den vorläufigen Höhepunkt finden.
Keine Unterstützung findet auch SIG-Verwaltungsrat (VR) Peter Hauser. Der 57-jährige Betriebsökonom war bis 1992 bei Hilti tätig und sitzt seither im VR der Gallus Holding. Sterling-Sprecher Adriano Agosti äussert sich nicht direkt zu einzelnen Kandidaten, lässt aber durchblicken, dass Hauser zu wenig Vorteile für SIG erbringe.
Sterling unterstützt zunächst die von ihr vorgeschlagenen VR-Kandidaten das sind Nico Issenmann, VR-Mitglied von Barilla, Thomas P. Kunz, verantwortlich für die Getränkedivision der Danone Group, sowie Alex Seidel, Chairman von Unilever Switzerland. Auf ihre Liste kommen zudem die SIG-Kandidaten Heinrich Fischer, Rudolf Wehrli sowie Götz-Michael Müller. Ex-Coca-Cola-Manager Müller stiess bei Sterling zunächst auf wenig Begeisterung, vermochte aber im Gespräch zu überzeugen. «Er ist neutral und offen für Veränderungen», so Agosti. Portiert werden schliesslich die amtierenden VR Thomas Hübner, Robert Lombardini und David Schnell.
Erstmals äussert sich Sterling auch zur Strategie (siehe«Nachgefragt»). Gefordert wird die Fokussierung auf das Geschäft mit Getränkekartons (SIG Combibloc) und ein Verkauf der nicht marktreifen Technologien Asbofill und Plasmax, was 40 Mio Euro bringen soll. Asbofill bietet Getränkeabfüllern Keimfreiheit ohne Zusatz von Konservierungsstoffen. Plasmax ist eine Beschichtungstechnologie und rüstet Pet-Flaschen mit einer Barrierefunktion aus.
Gefahr der Verzettelung
Während Asbofill vor der Markteinführung steht, ist die Zukunft von Plasmax offen. CEO Rolf-Dieter Rademacher will zwar Pilotprojekte realisieren, setzt aber nicht auf den Verkauf von Maschinen, sondern auf Umsatz mit der Technologie. «SIG stellt seit längerem den Durchbruch dieser Ventures in Aussicht, die aber zu viel Kapital und Managementressourcen blockieren», moniert Agosti. Zudem befürchtet er eine Verzettelung, sollten die Technologien weitergeführt werden.
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Nachgefragt: Adriano Agosti, Sterling Strategic Value
«Sterling bleibt in SIG investiert»: Adriano Agosti, Verwaltungsrat (VR) von Sterling Strategic Value, plädiert für die Entlastung des amtierenden SIG-VR.
Wird Sterling den SIG-VR an der Generalversammlung formell entlasten?
Agosti: Ja. Das Unternehmenskapital soll nicht in Gerichtsprozesse gesteckt werden.
Sondern?
Agosti: Der neue SIG-VR prüft zunächst die operativen Strukturen SIG ist noch nicht schlank genug. Dann sollen die aktuelle Unternehmensstrategie analysiert und Wachstumsoptionen erarbeitet werden.
Sterling fordert den Verkauf der Beverages-Technologien Asbofill und Plasmax. Welcher Preis ist möglich?
Agosti: Wir halten 40 Mio Euro für realistisch.
Wohin soll das Geld fliessen?
Agosti: Der Ertrag bringt als Investment in das Kerngeschäft «SIG Combibloc» eine bessere und sicherere Rendite.
Sterling fordert weitere Sparmassnahmen. Wo?
Agosti: Die noch heute bestehenden Konglomeratsstrukturen sollten überprüft werden. Die Immobilienbewirtschaftung könnte ausgelagert und dadurch optimiert werden.
Unterstützen Sie CEO Rolf-Dieter Rademacher weiter?
Agosti: Wir haben keine Differenzen. Er leistet gute Arbeit.
Gilt die Offerte von 360 Fr. pro SIG-Aktie der Beteiligungsfirma CVC New York noch?
Agosti: Nach unseren Informationen ist CVC weiter interessiert.
Was, wenn Sterling an der Generalversammlung scheitert?
Agosti: Sterling bleibt in SIG investiert.