Im Sika-Konzern gibt es nach Angaben von Firmenerbe Urs Burkard schon seit längerer Zeit Friktionen zwischen der Erbenfamilie und dem Verwaltungsrat. Burkard begründet damit auch den Wunsch der Erben, das Unternehmen zu verkaufen.
Der Umgang zwischen der Gründerfamilie und dem Verwaltungsrat sei je länger, je weniger sachlich und mit gegenseitigem Respekt erfolgt, sagte Burkard in einem Interview, das am Mittwoch in den Zeitungen «Tages-Anzeiger» und «Der Bund» erschien.
«Respekt ging verloren»
Vertreter der Familie im Gremium seien von einigen Verwaltungsräten nicht akzeptiert worden. «Ich selbst merkte, wie der Respekt vor uns fünf Geschwistern verloren ging», sagte er. «Man spürt, wie einem die Firma entrissen wird, aber man kann sich nicht dagegen wehren. Dies beschleunigte unser Bedürfnis, die Nachfolge im Ankeraktionariat sowie unsere Familiennachfolge zu regeln.»
Mit den Aussagen von Verwaltungsräten konfrontiert, die sich überrascht zeigten über den geplanten Verkauf der Aktien der Familie an den französischen Konzern Saint-Gobain, sagte Burkard: «Wenn der Verwaltungsrat behauptet, er hätte das nie für möglich gehalten, dann hätte er sich besser umhören müssen.»
«Meine Mutter war vor den Kopf gestossen»
Der Sekretär des Verwaltungsrats, Sika-Chefjurist Stefan Mösli, hätte beispielsweise nach Burkards Darstellung wissen müssen, dass sich die Familie stets die Option zum Verkauf offen gelassen habe. Über eine Holding hält die Gründerfamilie rund 16 Prozent der Aktien, kontrolliert damit aber mehr als die Hälfte der Sika-Stimmrechte.
Eskaliert ist das Verhältnis zwischen der Gründerfamilie und dem Verwaltungsrat laut Burkard, als der Verwaltungsrat gegen den Einzug seines Bruders Fritz Burkard opponiert habe. Die Mutter habe diesen Einzug gewünscht. «Meine Mutter war vor den Kopf gestossen, wie mit ihrem Sohn umgesprungen wurde», sagte Burkard.
Showdown am Freitag
Im Streit um den Sika-Verkauf kommt es am Freitag bei einer ausserordentlichen Generalversammlung zum nächsten Showdown. Der Verwaltungsrat behält sich erneut vor, die Stimmen der Familie zu beschränken, um so die Abwahl mehrerer Ratsmitglieder und den Verkauf der Firma zu verhindern.
Der Fall beschäftigt die Gerichte bereits seit Monaten. «Wir werden geduldig sein», sagte Burkard. Er bekräftigte erneut, dass die Familie den Kaufvertrag erfüllen werde. «Trotzdem werden wir uns dafür einsetzen, dass Gespräche stattfinden und Lösungen gefunden werden.»
(sda/ise)