Paul Hälg, VR-Präsident der Sika, wehrte sich gegen die Übernahme der Kontrollmehrheit an dem Baustoffkonzern durch die französische Saint-Gobain stets mit einem zentralen Argument: «Saint-Gobain ist im lukrativen Mörtelgeschäft der weltweit grösste Konkurrent von Sika. In rund 50 Ländern sind wir direkte Wettbewerber zu ihrer Marke Weber. Mit dieser Transaktion will nun Saint-Gobain die beiden Konkurrenten Weber und Sika unter demselben Dach gegeneinander antreten lassen.» Dies ist nun widerlegt.
Wenn es so wäre, dann müsste nämlich die Wettbewerbsaufsicht der Europäischen Kommission einschreiten. Doch die EU-Kommission hat in ihrem Entscheid im Juli die Übernahme bewilligt.
Weitgehend komplementäre Produkte
Nun liegt die schriftliche Begründung der Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager vor, die dem Widerstandsführer im Sika-Verwaltungsrat gar nicht gefallen kann. Auf 45 Seiten legt Vestager darin dar, dass beide Konzerne weder allgemein noch im fraglichen Mörtelgeschäft als nennenswerte direkte Konkurrenten auftreten, sondern weitgehend komplementäre Produkte anbieten.
Die EU-Wettbewerbskommission hat dazu insgesamt 16 Märkte analysiert. In keinem davon erkannte die Behörde Saint-Gobain als grössten Sika-Konkurrenten. In einer langen Liste nannte sie die Hauptmitbewerber, darunter Ardex, Henkel, Knauf, BASF, Mapei, Baumit, Cemex und Remix. Saint-Gobain und Sika sind also in der Mörtelwelt nicht allein.