Über 100 Jahre war der Bau- und Industriezulieferer Sika im Familienbesitz. Dann kam der Knall im Dezember: Die Gründerfamilie Burkard will ihr Aktienpaket an die Konkurrenz verkaufen. Der französische Konzern Saint-Gobain soll die Schenker Winkler Holding, die derzeit 16,1 Prozent des Aktienkapitals und 52,4 Prozent der Stimmrechte bei Sika halt, für 2,75 Milliarden Franken kaufen.

Ein Eklat – und der Auftakt zu einer Unabhängigkeitsschlacht, angeführt vom Präsidenten des Verwaltungsrates, Paul Hälg. Die Sika-Führung will unter dem neuen Inhaber nicht weiterarbeiten.

Partner-Inhalte
 
 
 
 
 
 

Geld war kein Kriterium

Nun verteidigt sich erstmals Urs Burkard, der Vertreter der Sika-Erben, gegen die Anschuldigungen, die Familie habe Landesverrat begangen und aus Gier gehandelt. «Von Landesverrat kann keine Rede sein, wenn eine Firma in der Schweiz verbleibt und der Hauptaktionär neu eine ausländische Gruppe ist», sagt Burkard in einem Interview mit der «Sonntagszeitung».

«Geld war kein Kriterium», ergänzt er. Über die Jahre habe jedes Burkard-Familienmitglied genügend angespart. Man sei nicht auf den Verkauf angewiesen. Der Verkauf geschah nicht aus wirtschaftlichen Gründen, sondern mit Blick auf die Nachfolgeregelung.

Nachfolgeregelung stand im Mittelpunkt

«Wir sind fünf Geschwister», sagt Burkard. «Die nächste Generation umfasst elf Kinder im Alter zwischen 3 und 30 Jahren. Wir kamen zum Schluss: Jetzt ist im Hinblick auf die Nachfolgeregelung der Zeitpunkt gekommen zu verkaufen.»

Er ist überzeugt, dass Saint-Gobain der richtige Käufer für Sika sei. «Wir haben einen sehr guten Käufer gefunden, deshalb müssen wir auch kein schlechtes Gewissen haben», sagt er. Saint-Gobain habe zudem zugesichert, dass es während mindestens zweier Jahre nach der Übernahme keine Massenentlassung geben werde.

Verkauf wird nicht rückgängig gemacht

Dass der Verkauf an den französischen Industrieriesen Saint-Gobain rückgängig gemacht wird, schliesst Burkard aus. «Beide Parteien sind verpflichtet, und dabei bleibt es.»

Er bereut den Deal auch nicht – und würde ihn nochmals eingehen. «Ich würde nur etwas ändern», sagt Burkhard im Interview. «Ich würde einen Teil des Verwaltungsrats vorher auswechseln.»