Hercule Poirot, Agatha Christies kongenialer Meisterdetektiv, hätte seine helle Freude an dieser Kombination aus Chrom und Gold gehabt. Was Wunder, nennt sich die nostalgisches Flair und moderne Technik vereinende Badezimmergarnitur auch «Orient-Express» eine sanitarische Ode an die Belle Epoque, die, schenkt man den Worten Anton Kräuligers Glauben, in Wanne und Lavabo eine Renaissance erleben soll. «Der Trend bei den Armaturen geht in den nächsten Jahren wieder vermehrt in Richtung verspielt, warm, romantisch», weiss der Chef von Similor Kugler, Schweizer Marktführer in Sachen Hahnen und Brausen. Kräuliger muss es wissen: Der 59-Jährige ist seit 34 Jahren im Geschäft und ward von den welschen Gazetten mitunter zum «Roi du robinet suisse» gekrönt zum König der Wasserhahnen.

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Ein Patron alter Schule

Zweifelsohne, die Geschichte von Similor Kugler ist eng verknüpft mit der Person Kräuligers. 1970 trat er als 24-Jähriger in die bereits damals im Familienbesitz stehende Metallgiesserei & Armaturenfabrik Lyss (heute Metalyss AG) ein. Fünf Jahre später übertrug man ihm die Verantwortung für das Unternehmen. Anton Kräuliger, der sich selber als Patron alter Schule bezeichnet, setzte in der Folge auf Expansion und erwarb nach und nach die Mitstreiter Similor (1988), Kugler (1996) Sanimatic (1997) und Arwa (2003). Heute deckt die seit zwei Jahren unter dem Namen Similor auftretende Gruppe nach eigenen Angaben rund 45% des heimischen Armaturenmarktes ab; das Umsatzvolumen von 110 Mio Fr. in etwa vergleichbar mit jenem des grössten inländischen Konkurrenten, der Aargauer KWC.

Similor Kugler, vor den Toren Genfs zu Hause, sieht sich trotz breit gefächertem Sortiment und diversen Armaturenlinien nach wie vor in der Rolle des Nischenplayers. Um gegen die ausländische Konkurrenz bestehen zu können, werde ganz bewusst der Trumpf «Swissness» gespielt, bemerkt Anton Kräuliger. Was darunter zu verstehen ist? «Know-how, permanente Innovation, sorgfältige Verarbeitung, anspruchsvolles Design und kundenfreundlicher Service», zählt Kräuliger, ein Unternehmer aus Berufung, auf. Dass von nichts nichts kommt, dessen ist man sich auch in Carouge bewusst. Jährlich werden gegen 5 Mio Fr. in neue Maschinen investiert. Ein Engagement, das sich nicht allein mit Blick auf den Markt ausbezahlt. Auch die Honorablen von Genf zeigen sich vom unverrückbaren Standortbekenntnis beeindruckt: Vor zwei Jahren nahmen Kräuliger und seine Firmengruppe den prestigeträchtigen «Prix de l'Industrie de Genève» entgegen, eine Auszeichnung, die zuvor schon so renommierten Unternehmen wie Serono, Patek Philipp oder Rolex zuteil geworden ist.

Verwandtschaftliche Bande

Dass sich zwischen einer Armaturenlinie von heute und einem herkömmlichen Wasserhahn nur schon von der Form her verwandtschaftliche Bande knüpfen lassen, zeigt sich bei einem Rundgang durch die Fabrikationshallen von Similor Kugler. Jährlich werden in Carouge 800 t Messing zu Armaturen - im Fachjargon «Mischer» (ein Bedienungshebel) oder «Batterie» (je ein Warm- und Kaltregulierer) genannt - verarbeitet. Produkte von Arwa, der jüngsten Similor-Kugler-Tochter, werden weiterhin in Wallisellen gefertigt, derweil die in Geroldswil domizilierte «Sanimatic» Ventile, Armaturen und Duschen für den öffentlichen Bereich produziert.

Mit infernalen 1000 Grad Celsius fliesst die Kupfer-Zink-Legierung in die aus Quarzsand bestehenden Gussformen; insgesamt verlassen täglich gegen 3000 Einzelstücke die Fertigungsstätte nahe der französischen Grenze. Der Dauerbrenner auf der Verkaufsliste trägt den Namen «Milor», besonders stolz ist Anton Kräuliger zudem auf den neusten Wurf «Swisstap». Die im Erscheinungsbild zeitlose Linie soll sowohl im Bad als auch in der Küche Anwendung finden und ist mit Steuerpatronen ausgerüstet, die einen sparsamen Wasserverbrauch garantieren.

Einschneidende Entscheidung

Nach wie vor werden bei Similor Kugler viele Arbeitsgänge von Hand erledigt. Ein Umstand, auf den Anton Kräuliger zwar gerne aufmerksam macht, der ihm gleichzeitig aber auch ein Dorn im Auge ist. Denn aus ökonomischer Sicht rentiert sich dies schon lange nicht mehr. «Gerade um gegen-über den ausländischen Anbietern konkurrenzfähig zu bleiben, müssen wir die einzelnen Produktionsprozesse weiter automatisieren», ist sich der Unternehmer, der sich in seiner Freizeit liebend gerne seinen Rennpferden widmet, sicher. Viel Geld sei daher in den letzten Monaten in die Umschulung und Qualifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesteckt worden. «Man muss von den Angestellten heute auch ein gewisses Mass an Flexibilität und Bereitschaft zur Veränderung verlangen dürfen», bemerkt Kräuliger, dem nichts mehr gegen den Strich geht als Schwarzmalerei und Verharren an Ort und Stelle. Für den 59-Jährigen zeichnet sich denn auch persönlich eine einschneidende Veränderung ab: Nachdem er vor Jahresfrist seine Geschäftsanteile an die Genfer Beteiligungsgesellschaft Madison Holding AG verkauft hat, gibt er nun per Oktober auch die operative Führung der Similor Kugler Gruppe ab. Neuer CEO wird Ingo Kübler, der über eine fundierte Industrieerfahrung verfügt und Geschäftsleitungsmitglied von Huber + Suhner gewesen ist. Anton Kräuliger seinerseits will sich inskünftig auf sein Amt als Verwaltungsratspräsident konzentrieren, und, wie er geheimniskrämernd verrät, «mit Kollegen zusammen noch mal etwas anpacken». Ans Abdanken dürfte der König der Wasserhahnen noch lange nicht denken.

Firmen-Profil

Name: Similor Kugler SA, Carouge

Gründung: 1854 durch Charles Kugler

CEO, Verwaltungsratspräsident und Mitinhaber: Anton Kräuliger

Umsatz: 110 Mio Fr.

Beschäftigte: 400

Produkte: Armaturen für Bad, Küche und Nassbereiche

Kunden: Fachhandel, Architekten

Internet: www.similorkugler.ch