Die Zusammenarbeit der angeschlagenen Profikamera-Herstellerin Sinar mit Jenoptik zeigt erste Früchte: Seit kurzem kann das Feuerthaler KMU die «Eyelike»-Produktefamilie von Jenoptik exklusiv vertreiben. Bis im Juni 2005 soll ein neues Produkt auf den Markt kommen, das die aktuelle Generation japanischer Hersteller in den Schatten stellt: Ein digitales Kamerarückteil mit integriertem Bildschirm.

Diesen Schub hat Sinar dringend nötig. Zwar schaffte sie als Erste den Quantensprung ins digitale Zeitalter, kam ab 2001 aber ins Trudeln: Auf der einen Seite verkürzten sich die Innovationszyklen und erhöhten sich die Entwicklungskosten von 15% auf über 25% am Umsatz. Auf der anderen sank die Nachfrage nach digitalen Profi-Kameras, weil die Zahl professionell ausgerüsteter Berufsfotografen zurückgeht. Seit 2000, dem besten Jahr der 50-jährigen Sinar-Geschichte, summierten sich die auf dem Markt nicht mehr einzubringenden Vorleistungen auf 12 Mio Fr. Zudem hatte sich an der Fachmesse Photokina herausgestellt, dass grosse Produzenten, insbesondere Canon, 2005 mit hochleistungsfähigen Kleinbilddigital-Kameras auf den Markt kommen. Sinar-Patron Hans-Carl Koch musste in der Folge 54 seiner 100 Angestellten kündigen. «Ende 2005 wären wir ausgeblutet gewesen. Wir mussten reagieren, solange die finanziellen Ressourcen noch da waren.»

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Kamera für 60000 Franken

Erstaunen mag, dass das einst als Marktleaderin verwöhnte Familienunternehmen angesichts übermächtiger Konkurrenz überhaupt noch reagiert hat: «Die japanischen Hersteller können heute für einen Bruchteil des Preises Kleinbilddigital-Ausrüstungen anbieten, die für einen Berufseinstieg durchaus genügen», weiss Koch. Sinar bleibe nichts anderes übrig, als auf das Nischensegment der Topfotografie zu fokussieren, wo nach wie vor bis zu 60000 Fr. in ein Kamerasystem investiert werde.

Koch erkannte, dass für eine viel limitiertere Produktion auch die Entwicklungskosten heruntergefahren werden müssen. «Für das neue Produkt liegen wir bereits wieder unter 20%.» Erfreulich, dass das KMU in der Kooperation mit Jenoptik seine Unabhängigkeit wahren kann: «Sie steigert ihre Wertschöpfung mit der Integration von digitalen Rückteilen in unsere Systeme und verzichtet auf parallele Vertriebsstrukturen», so Koch.

Jenoptik, einst Hoflieferantin sowjetischer Weltraumtechnik, hat sich zum Technologiekonzern gemausert und mischt zum Beispiel bei der Digitalisierung der Verkehrsüberwachung mit. Bei der nun von Sinar vertriebenen Produktelinie handelt es sich um hochwertige Digitalrückteile für den rechnerunabhängigen, mobilen Einsatz. Ab Juni sollen diese in einer neuen Generation vorliegen. «Ohne die Kooperation hätten wir für die Entwicklung bis im Frühling 2006 gebraucht.» Jetzt könne man sich auf die Realisierung der digitalen Mittelformatkamera konzentrieren. Ab Ende 2005 rechnet Sinar wieder mit Gewinnen.