Börse 1: Warten auf den Crash
Die amerikanische Anlegerlegende Jeremy Grantham spricht von einer «epischen Finanzblase». Sie sei durch extreme Überbewertung, explosive Preisanstiege und hysterisches Spekulieren gekennzeichnet. Auch der Börsen-Veteran Gary Shilling warnt vor Überhitzung: «Die Geldanlage-Landschaft ähnelt mehr und mehr dem Crash von 1929 und der Grossen Depression Anfang der 1930er Jahre.» Ebenfalls Sorgen hat Mark Haefele, Anlagechef der UBS: «Heute sind alle Voraussetzungen für eine Blase vorhanden.» Warten wir alle also nur noch auf den grossen Crash? Kollege Alex Reichmuth gibt Antworten und analysiert die Lage hier. Abo
Börse 2: Die Rache der Old Economy
Aktien der Old Economy bekamen an der US-Börse am Montag weiteren Auftrieb, während die in den zurückliegenden Monaten stark gelaufenen Techwerte weiter verkauft wurden. So stellte der 125-jährige Benchmark-Index Dow Jones einen weiteren Intraday-Rekord auf, während der Technologie-Index Nasdaq 100 seine Korrektur fortsetzte. Es ist jetzt das erste Mal seit 1993, dass der Dow einen Rekord aufstellt, während der techlastige Nasdaq gleichzeitig über 10 Prozent von seinem Hoch gefallen ist. Etwa 90 Prozent des 30-köpfigen Dow wurden am Montag höher gehandelt, an der Spitze lagen die während langer Zeit verschmähten Aktien wie Walt Disney, Visa oder Goldman Sachs. Demgegenüber fielen die Aktien von Apple (3 Prozent) und Tesla (5 Prozent) deutlich. Mehr zur Kurs-Rache der Old Economy lesen Sie hier. Und Stimmen, die von einer Trendwende nichts wissen wollen, finden Sie hier.
Börse 3: Sind Space-Aktien ein Must-have?
Vas Narasimhan: Der Unboss im grossen Interview
Novartis-Konzernchef Vas Narasimhan gehört zurzeit zu den spannendsten Topmanagern. Der erst 44-Jährige hat in den vergangenen drei Jahren nicht nur einen der grössten Pharmakonzerne neu aufgestellt und so ganz nebenbei Deals im Umfang von 80 Milliarden Dollar (!) durchgeführt. Er hat seinem Unternehmen auch eine komplett neue Kultur verpasst: weniger Top-down, mehr Verantwortung für die einzelnen Mitarbeitenden. Wie aber funktioniert «Unbossing», so die Bezeichnung für eines der am aufmerksamsten verfolgten Management-Experimente unserer Zeit, in der Krise? «Das ist eine Erfolgsgeschichte», sagt Narasimhan im Interview mit Kollegin Seraina Gross und Chefredaktor Stefan Barmettler. Der Kulturwandel habe sich durch das Homeoffice noch beschleunigt. Wichtig sei gewesen, «dass wir den Kulturwandel auch in der Krise vorantreiben und uns nicht von der Angst leiten lassen». Wenn Sie wissen möchten, wie der Novartis-Konzernchef persönlich durch die Krise kommt, wie er es schafft, seine Wochenenden frei zu halten und regelmässig in den Schweizer Bergen Ferien zu machen, und warum er Wert darauf legt, dass seine 100’000 Angestellten regelmässig Pause machen, dann bitte hier entlang Abo! Und übrigens: Das Wahnsinns-Bild von Narasimhan oben ist von Erik Tanner (The New York Times/Reduxlaif).
Rolex entthront Swatch
Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der wichtigste Uhrenhersteller im Land? Nun, das Jahr 2020 hat die etablierte Hackordnung auf den Kopf gestellt. Erstmals seit Jahrzehnten ist nicht mehr die Swatch Group mit ihren zig Marken (Omega, Longines, Tissot, Blancpain und so weiter) die Nummer eins, sondern neu Rolex mit ihrer Schwestermarke Tudor. Rolex kommt auf einen Weltmarktanteil von 26,8 Prozent, die Swatch Group auf 25,2 Prozent. Die Nummer drei, Richemont, kommt auf einen Anteil von 18,2 Prozent. Mehr zum Thema lesen Sie hier, bei Kollege David Torcasso.
Fürschi mache mit der Individual-Besteuerung!
Geschätzte Parlamentarierinnen und Parlamentarier, geschätzte Stimmbürgerinnen und Stimmbürger! Es liegt mir fern, Ihnen vorzukauen, wie Sie politisch zu denken haben. Aber ich habe einen Wunsch, einen innigen Wunsch. Bitte lesen Sie diesen Kommentar von «Bilanz»-Kollegin Florence Vuichard. Es geht um den überfälligen Wechsel zur Individual-Besteuerung. Vuichard schreibt: «Eine zivilstandsunabhängige Besteuerung dürfte positive Effekte für die Wirtschaft haben – und mehr qualifizierte Frauen aus der Küche in den Arbeitsmarkt locken. Denn heute lohnt sich der Schritt für viele von ihnen nicht wirklich, führt doch das aktuelle System mit der gemeinsamen Ehepaar-Veranlagung gekoppelt mit der Progression dazu, dass das Einkommen der zweitverdienenden Person, also in der Regel der Frau, zu einem deutlich höheren Satz besteuert wird, als dies bei einer individuellen Veranlagung der Fall wäre. Die Denkfabrik Avenir Suisse nennt das heutige System frauenfeindlich. Man könnte es auch einfach als veraltet bezeichnen.» Also: Fürschi mache! Und eben, lesen. Hier.
Mega-Thema Gender Pension Gap
Scheiden tut weh. Dem Partner oder der Partnerin, den Kids – und dem Portemonnaie. Wir Männer haben ja häufig das Gefühl, wir seien die Leidenden, weil wir uns vor lauter Alimente das Züri-Geschätzlete in der Kronenhalle nicht mehr leisten können und nur noch viermal pro Woche mit unseren Kumpels einen draufmachen können. Fakt aber ist: Finanziell leiden vor allem unsere Ex-Frauen unter der Scheidung, insbesondere nach ihrer Pensionierung. Für Frauen ist die Scheidung ein grosses Vorsorge-Risiko. Neue Zahlen der Swiss Life zeigen es: Jede vierte geschiedene Rentnerin der Schweiz ist auf Ergänzungsleistungen zur AHV angewiesen. Heutige Rentnerinnern erhalten über alle drei Säulen hinweg im Schnitt etwa einen Drittel weniger Altersleistung als Männer. Man nennt das Gender Pension Gap. Und dieser Gap ist ein Problem, das uns alle angeht. Mehr zum Thema lesen Sie hier. Und ja: Swiss Life hat ein geschäftliches Interesse daran, die Sache zu thematisieren. Das soll uns aber nicht dazu verleiten, das Thema abzutun.
Ich wünsche Ihnen einen erfolgreichen Tag – und natürlich einen guten Appetit!
Marcel Speiser
Stv. Chefredaktor
«Handelszeitung»