Der neue SIX-Chef Jos Dijsselhof zweifelt an einer Einigung mit der EU, die Schweizer Börse als gleichwertig anzuerkennen. Diese Börsenäquivalenz ist Teil des Rahmenabkommens mit der Europäischen Union. Im Dezember hat sie die Frist für die Äquivalenz für die Schweizer Börse nochmals um ein halbes Jahr verlängert. Trotzdem: «Ich glaube nicht, dass es da in sechs Monaten einen grossen Fortschritt geben wird», sagt Dijsselhof im Interview mit der «Handelszeitung».
Das mögliche Eintreten des «Plan B», welchen der Bundesrat vorgelegt hat, betrachtet Dijsselhof mit kritischem Blick: «Langfristig schwächt das die Attraktivität des Schweizer Marktes.» Der SIX-Chef vermutet auch, dass sich ein Teil des Handels in Bereiche ausserhalb der traditionellen Börsen verschieben könnte.
Digitale Börse
Mittelfristig sieht Dijsselhof nur die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit der EU. Es sei unausweichlich, dass es irgendwann ein Abkommen geben werde, sagt er. Dann werde auch die Äquivalenz wieder zugesprochen. «In der Zwischenzeit aber wird der Handel auf einen Handelsplatz beschränkt werden und das kann nicht gut sein.»
Der SIX-Chef sieht die Rolle der Börse nicht in erster Linie im Handel, sondern vor allem in der Aufnahme von Kapital. Dafür sei auch trotz neuen Möglichkeiten der Kapitalbeschaffung eine eigene Schweizer Börse entscheidend. «Die Schweiz wäre ohne eine Börse weniger attraktiv für Investitionen oder Firmengründungen», sagt Dijsselhof.
Um den Finanzinfrastruktur-Anbieter in die Zukunft zu führen, arbeitet die SIX auch an der weltweit ersten, digitalen Börse. Dabei setzt das Unternehmen auf die Blockchain-Technologie: «Niemand baut wie wir eine komplett neue Börse mit vollständig integriertem Handel, Abwicklung und Verwahrung von digitalen Vermögenswerten auf der Blockchain», sagt Dijsselhof. Eine weitere Vision des Niederländers ist, dass die SIX Betreiberin aller Schweizer Bankomaten wird. «Das macht alles effizienter und dient auch den Kunden», sagt Dijsselhof.