Es hätte die weltgrösste Börse werden sollen. Doch die Träume von Reto Francioni, die von ihm geleitete Deutsche Börse mit der New Yorker Börse zu vermählen, zerschellten am Veto der Brüsseler Wettbewerbshüter. Seither wackelt der Stuhl des Schweizers Francioni.
Die geplatzte Fusion hat Auswirkungen bis nach Zürich. Die Deutsche Börse und die für die Infrastruktur auf dem Schweizer Finanzplatz zuständige SIX Group betrieben die Derivatebörse Eurex. Der Vertrag wäre bis Ende 2014 gelaufen. Die Deutsche Börse drängte jedoch die SIX, ihren Anteil vorzeitig zu verkaufen. Als sich die Schweizer querstellten, wurden in Frankfurt Drohungen laut.
Kurz bevor es zum Eklat kam, wurde Peter Nobel aufgeboten. Der Staranwalt holte beim Verkauf knapp 600 Millionen Euro heraus, die Hälfte in bar, den Rest in Aktien der Deutschen Börse. Das war einigen SIX-Gewaltigen zu wenig, zumal Nobel ein Freund von Francioni ist. Immerhin hatte Eurex der SIX einen Ebit-Beitrag von gegen 30 Prozent eingetragen. Darob gerieten sich Urs Rüegsegger, CEO der SIX Group, und Präsident Peter Gomez arg in die Haare. «Da sind die Fetzen geflogen», meint ein Beobachter.
Derweil wurde im Hintergrund bereits eine neue Ausrichtung angedacht. In einer kleinen Gruppe diskutierten unter anderen Gomez, Nobel sowie Jörg Fischer über die Zukunft der Börse. Fischer war einst Börsenpräsident, musste den Job aber abgeben, nachdem ihn die Bank Vontobel als Chef der Geschäftsleitung fristlos entlassen hatte. Brisant: Der 67-jährige Fischer ist wichtigster Berater von Reto Francioni.
Dabei tauchte die Idee auf, nach der Fusion in Deutschland die SIX Group teilweise oder ganz mit der neuen Superbörse zu verschmelzen. Das hätte den Schweizern «einen Aktienanteil von schätzungsweise 15 Prozent eingebracht», meint ein Insider. Sie wären also wieder nur Juniorpartner gewesen.
Zurück auf Start, heisst es auch bei der SIX. Beobachter wollen nicht ausschliessen, dass nun wieder das Szenario einer Fusion mit der Deutschen Börse aufs Pult kommt. Derweil wackelt auch der Stuhl von Peter Gomez.