Den Aktionären der Börsenbetreiberin SIX Group dürfte eine Sonderdividende blühen. SIX hat heute angekündigt, das Kreditkartengeschäft von SIX Payment Services für 2,75 Milliarden Franken an die französische Worldline zu verkaufen. Im Vorfeld wurde über eine Bewertung in der Grössenordnung von 2 Milliarden spekuliert.
SIX wird grösstenteils in Aktien bezahlt: Mit einem Anteil von künftig 27 Prozent wird sie die zweitgrösste Worldline-Aktionärin hinter dem IT-Konzern Atos. Darüber hinaus erhält SIX eine Bar-Vergütung von 338 Millionen Franken. Unter dem Strich dürfte die SIX Group einen grösseren Bewertungsgewinn verbuchen können.
Die SIX Group gehört den Schweizer Banken. Grösste Aktionäre sind UBS (17 Prozent), Credit Suisse (13 Prozent) sowie die Kantonalbanken mit gemeinsam 14 Prozent.
Worldline will weiter expandieren
SIX bringt rund eine halbe Milliarde Euro Umsatz in die französische Worldline ein. Mit etwas mehr als zwei Milliarden wird Worldline zur Marktführerin in Europa. Nach der Übernahme des SIX-Kartenzahlgeschäfts peilt Worldline weitere Zukäufe an. «Worldline hat eine sehr starke Bilanz, wir auch», sagte SIX-Präsident Romeo Lacher am Dienstag zur Nachrichtenagentur Reuters. «Das heisst, wir haben extrem viel Firepower, gemeinsam die weitere Konsolidierung in Europa voranzutreiben.» In der Branche findet derzeit eine ausgeprägte Konsolidierung statt. Ehemals nationale Zahlungs-Dienstleister schliessen sich zusammen – teilweise unter finanzkräftiger Unterstützung grosser Private-Equity-Unternehmen.
Worldline siegte in der finalen Ausmarchung gegen die dänische Nets-Gruppe. Offenbar wurde noch bis zuletzt verhandelt, nachdem Anfang Mai die letzten offiziellen Gebote von den interessierten Gesellschaften eingeholt wurden. Dem Vernehmen nach hat Worldline eher das Kosten-Argument in den Vordergrund gestellt, während Nets eher mit einer Kooperation zwischen den Standorten in der Schweiz und Skandinavien geworben hat.
1300 SIX-Angestellte wechseln zu Worldline
1300 SIX-Angestellte wechseln nun zu Wordline, wie die SIX in ihrer Medienmitteilung festhält. Fraglich ist allerdings, wie nachhaltig diese Stellen gesichert sind. Offenbar rechnet Worldline damit, bis 2020 jährliche Synergien von 110 Millionen Euro zu erzielen. Worldline will vor allem Skaleneffekte generieren, indem sie mehr Geschäft über ihre bestehende Plattform abwickeln will.
Mit dem Verkauf des international betriebenen Kreditkartengeschäfts zieht sich die SIX Group mehrheitlich auf Geschäft in der Schweiz zurück: Betrieb der Börse, Finanzinformationen, schweizerischer Zahlungsverkehr und einzelne Payment-Bereiche wie die Verwaltung der Schweizer Maestro-Karten oder die Payment-App Twint.
(hec)