Der VW Golf gehört zu den meistverkauften Autos der Welt. Auch in der Schweiz ist das Modell seit Jahrzehnten die Nummer eins. Seit 1974 führt er hierzulande die Verkaufsstatistik an, nur im Jahr 1992 überrundete ihn der Opel Astra für einmal.
Nach dem schweren Dieselskandal könnte die Erfolgsserie der Wolfsburger nun zum zweiten Mal reissen. Denn in den ersten sechs Monaten dieses Jahres war der Skoda Octavia das populärste Modell der Schweiz: Vom Octavia sind bis Ende Juni 6199 Stück verkauft worden – vom VW Golf gemäss der Importeurvereinigung Auto-Schweiz hingegen nur 5989 Wagen. Dahinter folgen in der Halbjahresbilanz mit weitem Abstand die VW-Modelle Polo, Touran und Passat.
«Trifft Puls der Schweiz»
Schon im vergangenen Jahr lagen die Tschechen nach den ersten Monaten gegenüber den Wolfsburgern in Führung – doch danach holte der VW Golf auf. Für Dino Graf, Sprecher des Importeurs der Volkswagen-Marken Amag, kommt der Erfolg des Octavia nicht überraschend. «Skoda trifft den Puls der Schweizerinnen und Schweizer: Keine Spielereien, familienfreundlich und ein guter Preis», sagte Graf. Den Ruf als «Ostblock-Auto» habe der tschechische Hersteller seit 1992 längst abgelegt.
Die Tschechen gelten als Autobauer mit einer Strategie, die auf den Schweizer Markt passen: Die Marke hat einen Premiumanspruch, wird aber nicht teuer, sagte Amag-Chef Morten Hannesbo im Frühjahr im Interview. Bereits da zeichnete sich die diesjährige Erfolgsstory des Octavia ab.
Kein Einfluss durch den Abgasskandal
Bei Amag herrscht ein interner Wettbewerb, Skoda, VW und die anderen Volkswagen-Marken werden separat vermarktet und verkauft. Laut Graf spielt es im Unternehmen keine grosse Rolle, welches das meistverkaufte Automodell in der Schweiz ist. «Dies wird in der Werbung nur sehr selten eingesetzt.»
Er glaubt auch nicht, dass sich die Marke Skoda wegen des Abgasskandals besser verkauft als VW. Der Skandal um manipulierte Abgaswerte habe keinen messbaren Einfluss auf die Verkäufe bei Amag – die aktuellen Zahlen seien ähnlich wie im Jahr 2014. Das letzte Jahr war demnach wegen des Ende des Franken-Euro-Mindestkurses nicht vergleichbar. Damals schossen die Verkäufe in die Höhe, weil die Garagisten grosse Euro-Rabatte offerierten.
Grosser Imageschaden
Trotz der stabilen Verkaufszahlen hat der Abgasskandal auch in der Schweiz einen grossen Imageschaden hinterlassen: Laut dem Amag-Chef Morten Hannesbo könnte es noch Jahre dauern, bis VW das Vertrauen der Kunden vollständig zurückgewonnen hat.