Es ist ein Novum: Als erstes Social-Media-Unternehmen geht «A Small World» (ASW) heute an die Schweizer Börse. Die Ziele sind ambitioniert. In den kommenden vier Jahren will das Netzwerk auf 100'000 Mitglieder wachsen und seinen Umsatz auf 20 Millionen Franken gegenüber heute vervierfachen.
Dazu setzt ASW, das sich als globales Unternehmen mit Schweizer Wurzeln sieht, auf Wachstum durch Zukauf. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Reisebranche, die «A Small Word» vergangenes Jahr für sich entdeckt hat.

Die entsprechende Expertise hat sich der Schweizer Unternehmer Patrick Liotard-Voigt ins Unternehmen geholt. Jan Luescher, seit 2016 Geschäftsführer von ASW, hat Erfahrung mit Übernahmen. Für die Unternehmensberatung Bain & Company war er weltweit im Bereich M&A tätig. Im Vorstand sind auch Michael Manz, dem mehrere Hotels wie das Ritz Carlton in Genf gehören, und Luca Schenk, dem früheren CEO der Berner Börse. Den Vorsitz hat Liotard-Vogt selbst.

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Heute hat «A Small World» rund 28'000 Mitglieder mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren: 55 Prozent in Europa und 22 Prozent in Nordamerika. Der Umsatz lag 2017 bei rund 5 Millionen Franken. Die Plattform, die ohne Werbung arbeitet, finanziert sich zu 60 Prozent aus Mitgliedsbeiträgen, zu 40 Prozent aus der Organisation von Veranstaltungen und Reisen sowie durch den Verkauf einer Clubkarte – zum Preis von 2400 Franken pro Jahr – sie bietet Zugang zu 200 der exklusivsten Nachtclubs der Welt.

Reiselustige und kaufkräftige Weltbürger

Die Mitglieder des «digitalen Country Clubs», wie sich ASW selbst bezeichnet, geniessen neben dem Zugang zum Netzwerk und den Events auch die Möglichkeit diverser Partnerangebote, beispielsweise der Hotelgruppe Mandarin Oriental oder der Autovermietung Sixt. Dafür zahlen sie derzeit einen Jahresbeitrag von 100 Franken. «Wir organisieren zum Beispiel Wochenenden in Gstaad und St. Tropez. Seit 2017 bietet ASW auch massgeschneiderte Reisen ab 10'000 Franken an,» sagt Geschäftsführer Luescher.

Patrick Liotard-Voigt hält über der Beteiligungsfirma ASW Capital die Mehrheit am sozialen Netzwerk «A Small World».

Das Reisebusiness hat sich als besonders lukrativ erwiesen, denn gerade in diesem Bereich wollen die Unternehmer in den kommenden vier Jahren expandieren. Als gehobener Reiseveranstalter stellt ASW seinen Mitgliedern individuelle Reisepakekte von Flugbuchungen, über die Vermietung von Ferienvillen und privaten Yachtcharters zusammen. Dafür soll es künftig neben der normalen auch eine Premium-Mitgliedschaft zu einem höheren Preis speziell für den Reisebereich geben.

Kein klassischer Börsengang

Exklusiv ist bei ASW aber auch der Aktienkauf: Ab heute, 20. März werden die Papiere zu einem Anfangspreis von 9,75 Franken kotiert. Bereits beim Handelsstart stiegen die Aktien an der Schweizer Börse Six auf 12,40 Franken und notieren damit 37 Prozent über dem festgelegten Anfangspreis. Über 8 Millionen Aktien werden gelistet.

Mit seiner Holdinggesellschaft ASW Capital AG hält Patrick Liotard-Vogt 60 Prozent der Aktien. Die restlichen 40 Prozent sind im Streubesitz – einziges Kriterium: einzelne Aktionäre müssen mindestens 3 Prozent der Aktien halten.

Für die nächsten Wachstumsschritte brauche das Unternehmen derzeit keine zusätzlichen finanziellen Mittel und gebe deshalb keine neuen Aktien aus. «Es geht uns nicht ums Geld, aber wir müssen an der Börse sein, um durch Akquisitionen wachsen zu können. Man muss auf dem Schweizer Markt gelistet sein, um die besten Chancen nutzen zu können», erklärt Patrick Liotard-Vogt am Donnerstag in Zürich.

Bereits 2004 gegründet

ASW wurde 2004 vom schwedischen Graf Erik Wachtmeister gegründet und 2007 vom umstrittenen Filmproduzenten Harvey Weinstein erworben, bevor er die Plattform 2009 an den Zürcher Unternehmer Patrick Liotard-Vogt verkaufte. Er ist der Enkel von Pierre Liotard Vogt, dem ehemaligen CEO von Nestlé, der in den 1980er Jahren zu den einflussreichsten Führungspersönlichkeiten Europas gehörte.

Bis 2013 hatte das Netz eine Million Abonnenten mit einem Geschäftsmodell, das auf dem Verkauf von Anzeigen wie Facebook basierte. Doch im Gegensatz zum Giganten im Silicon Valley schaffte ASW mit diesem Geschäftsmodell nicht den Durchbruch.

Liotard-Vogt änderte das Konzept und gestaltete die Plattform 2013 radikal um. Die neue Zielgruppe sind eher wohlhabende Persönlichkeiten, die gerne reisen, feiern und sich bei exklusiven Veranstaltungen treffen – sogenannte Weltbürger zwischen 25 und 45 Jahren. Seine Marktchancen sieht das Netzwerk für Reiche bei 20 Millionen potenziellen Mitgliedern in den 100 wichtigsten Städten weltweit.

Das sind natürlich nur die obersten zehn Prozent der Einkommen. Und Mitglied werden die meisten nur auf Einladung, auch wenn Patrick Liotard-Vogt betont «wir sind nicht elitär, wir diskriminieren niemanden».