Dafür wird auf Ebene der gesamten Firmengruppe ein Risiko-Vorstand bestellt, wie das Start-Up erklärte. Die Rolle übernehme der Geschäftsführer der N26 Bank, Thomas Grosse, zusätzlich zu seinen bisherigen Aufgaben. Grosse kam laut N26 2019 zu der Berliner Firma und war zuvor unter anderem bei der Deutschen Bank tätig.
Unterstützt werde Grosse durch einen Beauftragten für den Kampf gegen Geldwäsche. N26 steht zunehmend im Visier der BaFin. Zuletzt berichtete das «Handelsblatt», die Aufsicht erwäge eine Beschränkung des Neugeschäfts. Eine solche Maßnahme ist ein scharfes Schwert der BaFin, die eine Stellungnahme am Freitag ablehnte.
N26 erklärte, Einzelheiten zur Zusammenarbeit mit den Aufsichtsbehörden könne das Unternehmen nicht kommentieren. «Wir befinden uns aber in einem regelmässigen Austausch zu allen wichtigen Themen und arbeiten eng mit den Aufsichtsbehörden zusammen», teilte N26 weiter mit. Die Firma kooperiere zudem intensiv mit dem von der BaFin entsandten Sonderbeauftragten.
Schon länger ein Dorn im Auge
Die 2013 gegründete Firma beschäftigt die BaFin schon länger. Wegen Mängeln bei der Geldwäsche-Prävention hatte die Aufsicht die Zügel dieses Jahr bereits angezogen, indem sie den Sonderbeaufragten einsetzte und das Unternehmen als Finanzholding einstufte. Zuvor hatte die BaFin bei N26 wie beim zusammengebrochenen Wirecard-Konzern nur die Kontrolle über die Banktochter und nicht über das ganze Unternehmen.
N26 ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen und zählt inzwischen 1500 Mitarbeiter und sieben Millionen Kunden. Nach der letzten Finanzierungsrunde vor gut einem Jahr wurde N26 mit 3,6 Milliarden Dollar bewertet und zählt damit zu den wertvollsten deutschen Start-Ups.
Wie das «Handelsblatt» unter Berufung auf mehrere mit dem Thema vertraute Personen berichtete, ist die BaFin verstimmt darüber, dass N26 gravierende Mängel in der Organisation sowie bei der Bekämpfung von Geldwäsche und anderen illegalen Geschäften noch immer nicht behoben habe. Den Bankenaufsehern riss Insidern zufolge inzwischen der Geduldsfaden.
Mit der nun drohenden Beschränkung des Neugeschäfts würde die BaFin zwar nicht ihre schärfste Waffe ziehen, aber hart durchgreifen. Vor einem solchen Schritt steht jedoch grundsätzlich eine Anhörung an, bei der einem Unternehmen die Gelegenheit zur Stellungnahme gegeben wird und Maßnahmen zur Besserung dargelegt werden können.
Gute Miene zum bösen Spiel
Die beiden N26-Gründer und -Chefs Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal gehen unterdessen demonstrativ auf die BaFin zu. «Wir sind uns unserer besonderen Verantwortung als digitaler Pionier bewusst und pflegen deshalb eine offene und konstruktive Beziehung zu den Aufsichtsbehörden», erklärte Stalf am Donnerstagabend.
Tayenthal ergänzte: «Wir wissen, dass der enge und vertrauensvolle Austausch mit den Regulierungsbehörden für unsere weitere Entwicklung auch in Zukunft eine zentrale Rolle spielt, und deshalb werden wir diesen mit Nachdruck intensivieren.»
(awp/tdr)