Die Devisenmärkte wollen einfach nicht mit Thomas Jordan kooperieren. Der Präsident der Schweizerischen Nationalbank bekräftigte vergangene Woche seine Warnung vor dem Kauf des «deutlich überbewerteten» Franken. Doch mit der Zusicherung, ihre geldpolitischen Impulse neu zu prüfen, entkräftete die Europäische Zentralbank die Wirkung seiner Worte. In der Folge vollzog die Schweizer Währung ihren grössten Kurssprung seit Mitte Oktober.

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Am Freitag drückten die besser als erwartet ausgefallenen US-Arbeitsmarktzahlen auf den Euro und trieben den Franken auf ein Zwei-Monats-Hoch. Optionshändler beurteilen die Aussichten des Franken gegenüber dem Euro optimistischer als die jeder anderen wichtigen Währung.

Spekulanten üben Druck aus

Der Ausblick für den Franken unterstreicht die Herausforderungen, vor denen die Schweiz bei ihrem Bestreben steht, eine Entwicklung umzukehren, in der die Verbraucherpreise seit 12 Monate sinken. Das wird durch die erneute Schwäche des Euro erschwert. Der Druck durch Spekulanten, die durch den Leistungsbilanzüberschuss der Schweiz angelockt werden, hat Jordan und seine Kollegen bereits gezwungen, die Obergrenze des Franken im Januar abzuschaffen.

«Es besteht seit langem ein Wunsch in der SNB, ihre Währung verbal nach unten zu drücken», sagt Daragh Maher, Leiter US- Fremdwährungsstrategie bei HSBC in New York, der in einer Bloomberg-Umfrage zum Franken die optimistischste Prognose abgegeben hat. «Seit die SNB ihre Politik in diesem Jahr geändert hat, hat sie am Markt an Zugkraft verloren.»

SNB anfällig für Devisenschwankungen

Der Risk-Reversal-Satz, der die Kosten von Optionen zum Kauf des Franken gegen Euro in einem Jahr im Vergleich zu Verkaufskontrakten misst, lag am Dienstag bei 2,3 Prozentpunkten. Zwar ist die Prämie seit dem Einbruch an den Schwellenländer-Märkten gegen Mitte des Jahres geschrumpft, aber es ist noch die höchste unter den 25 wichtigen von Bloomberg beobachteten Währungen.

Die Lust der SNB auf Interventionen dürfte durch ihre zunehmenden Fremdwährungsbestände gedämpft werden. Die Devisenreserven der Notenbank sind im Oktober auf einen Rekordwert von 550,9 Milliarden Franken geklettert, zeigen am Freitag veröffentlichte Daten. Durch die Ausweitung ihrer Bilanz wird die SNB anfällig gegenüber den Tücken von Devisenschwankungen und die Währungshüter verwiesen auf die Fremdwährungsbestände, als die Notenbank am 30. Oktober einen Verlust auswies.

Analysten sehen Franken in einem Jahr bei 1,10

«Sie haben klar signalisiert, dass ihnen bei der unkontrollierten Ausweitung der Bilanz unwohl ist», sagt Esther Reichelt, Strategin bei der Commerzbank in Frankfurt, die den Franken zum Jahresende bei 1,07 Franken je Euro sieht. «Sie haben signalisiert, dass sie nicht unbegrenzt weiter intervenieren wollen.» In einer Bloomberg-Umfrage unter Strategen lautete die Median-Prognose, dass die Schweizer Währung bis 31. Dezember wenig verändert bei 1,08 Franken bleiben werde und Ende 2016 bei 1,10 Franken notieren dürfte.

Neben dem erneuten Bekenntnis der EZB zur quantitativen Lockerung haben Spekulationen, dass die SNB nur begrenzte Interventionskraft hat, den Franken seit Mitte September gestützt. In den vier Monaten zuvor hatte er sich abgeschwächt. Eine Verstärkung der geldpolitischen Lockerung würde auf den Euro drücken, weil mehr Geld in Umlauf käme.

Ein Schock könnte den Franken hochtreiben

Und der Franken bleibt anfällig gegenüber dem Risiko globaler Schocks, die tendenziell die eidgenössische Währung nach oben treiben – und die Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft beeinträchtigen. «Sollte es einen grossen Schock für die Risikoeinschätzung geben, würde der Franken sicherlich steigen», sagt Anezka Christovova, Devisenstrategin bei der Credit Suisse in London. «Der Schweizer Franken gilt als sicherer Hafen und notiert entsprechend. Er hat tendenziell immer diesen Aufschlag.»

(bloomberg/jfr)