Immer mehr Firmenchefs wenden sich wegen des Ukraine-Kriegs an ihre Belegschaft. Prominentester Fall im Ausland ist Apple-Chef Tim Cook. Er hat am Dienstag ein E-Mail an seine Mitarbeitenden verschickt, in der er seine Gedanken zur russischen Invasion preisgibt und auf Massnahmen von Apple dazu eingeht.
Das Mail liegt dem amerikanischen Magazin «The Verge» vor. Bloomberg hat darüber berichtet. «Ich möchte einen Moment auf die anhaltende Krise in der Ukraine eingehen», heisst es zu Beginn des Schreibens. «Ich weiss, dass ich für alle bei Apple spreche, wenn ich unsere Sorge um all diejenigen zum Ausdruck bringe, die von der Gewalt betroffen sind.»
Cook spricht von «tapferen Bürgern, die um ihr Leben kämpfen». Er schreibt, dass es wichtig sei, «dass Menschen auf der ganzen Welt zusammenkommen, um die Sache des Friedens voranzutreiben». Apple spende für humanitäre Hilfsmassnahmen und leiste Hilfe für die sich entwickelnde Flüchtlingskrise. «Wir arbeiten auch mit Partnern zusammen, um herauszufinden, was wir noch tun können.»
«Ich weiss, dass viele von Ihnen ebenfalls nach Möglichkeiten der Unterstützung suchen», so der CEO des wertvollsten Börsenkonzerns der Welt weiter. Apple möchte dazu beitragen, die Wirkung der Spenden zu verstärken. Die Firma werde Spenden der Mitarbeitenden im Verhältnis 2:1 verdoppeln, und zwar rückwirkend für alle Spendenleistungen seit dem 25. Februar.
Verkäufe gestoppt
«Wir arbeiten daran, unsere Teams in der Ukraine und in der gesamten Region zu unterstützen», so Cook. «In der Ukraine stehen wir mit allen Mitarbeitenden in Kontakt und unterstützen sie und ihre Familien auf jede erdenkliche Weise.»
Als Unternehmen werde Apple auch weitere Massnahmen ergreifen. «Wir haben alle Produktverkäufe in Russland gestoppt. Letzte Woche haben wir alle Exporte in unseren Vertriebskanal in diesem Land gestoppt. Apple Pay und andere Dienste sind eingeschränkt worden. RT News und Sputnik News stehen ausserhalb Russlands nicht mehr zum Download im App Store zur Verfügung. Und wir haben als Sicherheits- und Vorsichtsmassnahme für die ukrainischen Bürger sowohl den Verkehr als auch Live-Ereignisse in Apple Maps in der Ukraine deaktiviert.»
Apple wolle die Situation weiter beobachten und stehe mit den zuständigen Regierungen in Kontakt. «Dieser Moment erfordert Einigkeit, er erfordert Mut, und er erinnert uns daran, dass wir niemals die Menschlichkeit aus den Augen verlieren dürfen, die wir alle teilen.»
Gezeichnet ist die Nachricht mit «Tim».
Smartphone-Bank Revolut: Der ein Russe, der andere Ukrainer
In einem emotionalen E-Mail äusserte sich auch Revolut-Gründer Nikolay Storonsky zur Situation in der Ukraine. Er zeigte sich persönlich betroffen. Der Revolut-Chef ist Russe mit ukrainischer Abstammung, sein Mitgründer Vladyslav Yatsenko stammt aus der Ukraine. «Als Vladyslav und ich Revolut in London gründeten, spielte es keine Rolle, woher wir kamen. Es fühlte sich an, als wären wir zwei Brüder mit einem Ziel und einer grossen Vision», schreibt Storonsky.
Dabei richtet er sich an die Mitarbeitenden in der Ukraine, aber auch an «unsere Kollegen in Russland». «Sie haben nichts Falsches getan; sie haben einfach nur geholfen, Revolut aufzubauen und ihre eigenen Familien durch ihre harte Arbeit zu unterstützen, genau wie ihre Kollegen in der Ukraine (oder in London oder New York oder Sydney oder Mumbai oder irgendwo sonst auf der Welt, wo unsere Mitarbeitenden tätig sind).»
Revolut hat letzte Woche seinen Kunden in Europa und der Schweiz ermöglicht, per gebührenfreie Sofortspende das Rote Kreuz zu unterstützen. Dabei kamen 1 Million Pfund zusammen. Storonsky schreibt, dass der Betrag, der nun für die nächsten sieben Tage von den Kunden gespendet werde, von Revolut selbst nochmals eingezahlt werde.
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