Die Nachricht hat für Schlagzeilen gesorgt: Johnson & Johnson übernimmt nach monatelangen Verhandlungen Actelion. Der US-Pharmakonzern zahlt 30 Milliarden Dollar und erhält im Gegenzug einen Grossteil des Geschäfts des Baselbieter Biotechkonzerns.

Kaum Beachtung fand ein spannender Aspekt der Übernahme: Der amerikanische Konzern zahlt den Kaufpreis mit Bargeld, das er im Ausland gehortet hat. Dass Johnson & Johnson dies ausdrücklich erwähnt, sei ziemlich ungewöhnlich, sagt Bruno Bulic. Der Analyst bei der Bank Baader Helvea hat auch eine Vermutung, was hinter dem Satz in der Medienmitteilung stecken könnte: Gut möglich, dass es ein Signal an die neue US-Regierung sei, ihre Steuerpläne umzusetzen.

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Trump verspricht einen Steuerrabatt

Konkret geht es um eine Ansage von Donald Trump. Er hat im Wahlkampf versprochen, das Steuersystem zu reformieren. Fast alle Bürger und Unternehmen sollten weniger Steuern zahlen müssen. Als Teil seiner Reform schlug er auch ein «tax holiday» vor: Unternehmen möchte er die Chance geben, ihre ausländischen Gewinne in die USA zurückzuführen.

Wenn sie das heute machen, zahlen sie darauf bis zu 35 Prozent Steuern – deshalb ziehen es die Konzerne vor, das Vermögen im Ausland zu belassen. Trump will ihnen ausnahmsweise einen viel tieferen Steuersatz offerieren, wenn sie dieses Geld nach Hause verschieben.

Ein konkreter Vorschlag ist in Arbeit

Es geht um riesige Summen: Bis zu 2,5 Billionen Dollar halten die Unternehmen ausser Reichweite der amerikanischen Steuerbehörden. Eigentlich haben sie aber grosses Interesse daran, dieses Vermögen in die USA zurückzuführen – nur so können sie es auch zu Hause verwenden. Beispielsweise, um Aktien zurückzukaufen oder eine amerikanische Firma zu übernehmen.

Offenbar will Trumps Partei tatsächlich einen solchen Steuerrabatt in die Wege leiten. Wie die Agentur Bloomberg berichtet, ist bei den Republikanern im Repräsentantenhaus ein Vorschlag in Arbeit. Der Plan sieht zwei verschiedene Steuersätze vor: Für die Gewinne, welche die Konzerne investiert haben, soll ein tiefer Satz von 3,5 Prozent gelten. Bei jenen Gewinnen, die sie in Bar halten, würde der Fiskus 8,75 Prozent verlangen.

J&J besitzt einen Berg von Cash

Hier kommt nun Johnson & Johnson ins Spiel: Denn auch der Pharmakonzern hortet riesige Summen im Ausland – vor allem in steuergünstigen Ländern wie Irland, Puerto Rico oder der Schweiz. Hierzulande ist J&J der grösste US-Arbeitgeber, im Kanton Zug ist sein Finanz- und Logistikzentrum. Ein Grossteil dieser Auslandsgewinne bewahrt J&J wohl in Bargeld auf: Der Konzern hat laut der Agentur Bloomberg aktuell rund 42 Milliarden Dollar Cash in Übersee.

Dieser Geldberg verschwindet jetzt auf einen Schlag, weil J&J die 30 Milliarden Dollar für Actelion in Bar zahlt. «Aus Steuersicht ist das ein schlaues Vorgehen», sagt der US-Steuerexperte Robert Willens. Er vermutet, dass J&J in Hoffnung auf einen Steuerrabatt den Kauf mit Cash finanziert.

Das Beispiel könnte Schule machen

Weil J&J das Bargeld nun für Actelion ausgibt, könnte der Konzern in Zukunft von einem tieferen Steuersatz profitieren. Natürlich stand das Steuersparen beim Kauf von Actelion nicht im Vordergrund. Willens hält aber für gut möglich, dass J&J wegen der Chance auf eine Billig-Steuer den Deal möglichst schnell abgewickelt hat. Er erwartet, dass auch andere Unternehmen solche Deals wie J&J einfädeln. «Sie werden Wege finden, das ausländische Cash aufzubrauchen, um ihren Steuersatz zu senken.»

Ob die Reform zustande kommt, ist nicht sicher – laut Willens stehen die Chancen gut. Der Wall-Street-Anwalt berät seit Jahrzehnten grosse Konzerne in Steuerfragen und lehrt als Dozent an der Columbia Business School.

US-Arbeitsmarkt profitierte nicht

Es fragt sich allerdings, was ein solches Steuergeschenk der US-Wirtschaft bringt. Trump sagt, dass die Konzerne das Geld investieren würden – und dass dadurch Jobs entstünden. Das Versprechen ist allerdings zweifelhaft, wie die Bilanz zu 2004 zeigt, als die US-Konzerne letztmals einen solchen Fiskalrabatt für Auslandsvermögen erhielten.

«Die Repatriierung führte weder zu zusätzlichen Jobs, noch zu mehr Investitionen in die US-Wirtschaft oder zusätzlichen Forschungsausgaben», heisst es in einer Studie der unabhängigen Forschungseinrichtung «National Bureau of Economic Research». Sie erwähnt den Computerkonzern Dell als Beispiel: Dell hatte im Vorfeld der Reform versprochen, in den USA eine Fabrik zu bauen. Dieses Werk entstand dann tatsächlich, allerdings nur mit einem kleinen Anteil der zurückgeführten Gewinne – den Grossteil der Summe verwendete Dell für ein Aktienrückkaufprogramm.