Der neue Nestlé-Konzernchef Laurent Freixe nimmt den mittelfristigen Ausblick zurück. Neu peilt der Nahrungsmittelriese in einem normalen Geschäftsumfeld ein organisches Wachstum von mindestens vier Prozent an, wie Nestlé am Dienstag anlässlich eines Investorentages mitteilte.
Die bereinigte operative Ergebnismarge solle bei mindestens 17,0 Prozent liegen. Bisher hatte sich der Hersteller von Nespresso, Maggi und KitKat ein organisches Umsatzwachstum von vier bis sechs Prozent und eine bereinigte operative Ergebnismarge von 17,5 bis 18,5 Prozent vorgenommen. Den Ausblick für das laufende Jahr bestätigte Nestlé.
Im ersten Halbjahr riss Nestlé die bisherige Messlatte mit einem Wachstum von 2,1 Prozent und einer Marge von 17,4 Prozent. Die Verbraucher leiden unter der Inflation und setzen deshalb vermehrt auf günstige Eigenmarken der Einzelhändler oder gehen zum Discounter. Aber Nestle hat auch hausgemachte Probleme, denn die Erzrivalen Unilever und Danone wuchsen zuletzt doppelt so schnell.
Investitionen in Marken und Wachstumsplattformen
Freixe will dem Traditionskonzern nun wieder Schub verleihen. «Wir werden jetzt weiter in unsere Marken und Wachstumsplattformen investieren, damit sich das volle Potenzial unserer Produkte für unsere Konsumenten und Kunden entfalten kann», erklärte er. «Unser Aktionsplan wird auch unsere Arbeitsweisen verbessern um uns effizienter, reaktionsfähiger und agiler machen.»
Um mehr zu verkaufen sollen die Investitionen in Werbe- und Marketingaktivitäten bis Ende 2025 auf neun Prozent des Umsatzes von zuletzt acht Prozent erhöht werden. Diese Ausgaben sollen mit Einsparungen finanziert werden. Über das bereits laufende Sparprogramm im Volumen von 1,2 Milliarden Franken hat sich Nestlé bis Ende 2027 mindestens 2,5 Milliarden Franken an zusätzlichen Kostensenkungen vorgenommen.
Nestlé hatte Freixe Ende August auf den Schild gehoben. Nicht einmal zwei Monate nach seiner Ernennung gab der Franzose erste Massnahmen bekannt, um Nestle wieder in die Spur zu bringen. Der Firmenveteran verschlankte die Geschäftsleitung auf 13 von 15 Mitgliedern und krempelte die regionale Aufstellung um.
Mit der Reorganisation macht Freixe Änderungen seines Vorgängers Mark Schneider rückgängig, der wegen des mauen Geschäftsverlaufs und des schwindenden Vertrauens der Anleger den Hut nehmen musste.
Wasser als eigenständiger Bereich
Zusätzlich kündigte Nestle kündigte am Dienstag nun an, das Geschäft mit Wasser und hochpreisigen Getränken Anfang 2025 zu einem eigenständigen Geschäftsbereich zu machen. Das neue Management unter Muriel Lienau werde mögliche Partnerschaften ausloten.
Das neue Management werde «Strategien für diesen Geschäftsbereich evaluieren», so die Mitteilung. Möglich seien beispielsweise Partnerschaften, «damit Nestlé das Potenzial ihrer renommierten Marken und Wachstumsplattformen in diesem Geschäftsbereich vollständig realisieren kann».
(reuters/sda/dob)