Herr Stöckli, haben Sie schon mal ein Zimmer über Booking.com oder Airbnb gebucht?
Ich selber nutze diese Plattformen nicht, kenne sie aber.

Als treibende Kraft hinter dem neuen Tourismus-Positionspapier der SP wollen Sie die Macht der US-Anbieter brechen und eine nationale Plattform aufbauen. Warum?
Die Abhängigkeit unserer Dienstleister ist gross und die Dominanz stark. Mehr als 50 Prozent der Buchungen werden online generiert. Die neue Währung sind Daten und Algorithmen. Und wer über diese verfügt, hat die wirtschaftliche Macht. Zudem fliesst zu viel Wertschöpfung ab, die Gebühren sind zu hoch, und die Plattformen haben die Daten der Benützer. Der Tourismus braucht Alternativen und mehrere Vertriebsmöglichkeiten.

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Wie bitte? Dafür braucht es doch den Staat nicht.
Die Tourismuswirtschaft konnte bisher kein wirksames Gegenmittel marktfähig machen, weil ein erhebliches Investitionsvolumen nötig ist. Da ist auch die öffentliche Hand in der Pflicht, es geht um die Förderung von digitalen Innovationen.

An welche Summe denken Sie?
Wir weisen auf das Problem hin und schlagen Lösungen vor. Mit welchen Kosten das verbunden ist, hängt davon ab, wieweit sich der Staat engagiert.

Kein Staat hat bisher eine erfolgreiche Techplattform gebaut. Wieso gerade die Schweiz?
Die Schweiz gilt als Tourismusland par excellence. Doch obwohl Tourismus weltweit zunimmt, verlieren wir an Marktanteilen, gerade in der alpinen und ländlichen Schweiz. 2017 haben die Schweizer erstmals mehr Geld für Ferien im Ausland ausgegeben als ausländische Touristen in der Schweiz. Da müssen wir handeln.

Wieso sollten ausländische Touristen eine Schweizer Lösung nutzen?
Es könnte auch eine europäische sein und wäre erfolgreich, wenn sie die Kundeninteressen ins Zentrum rückt.

Hans Stoeckli, SP-BE, spricht waehrend der Wintersession der Eidgenoessischen Raete, am Donnerstag, 29. November 2018 im Staenderat in Bern. (KEYSTONE/Anthony Anex)

Der SP-Ständerat und ehemalige Bieler Stadtpräsident Hans Stöckli ist im Vorstand des Schweizer Tourismus-Verbands. Zudem präsidiert er die Tourismusdestination Jura und Drei-Seen-Land.

Quelle: Keystone

Dann müssen Sie Booking und Co. verbieten.
Nein. Aber die Marktwirtschaft funktioniert nur mit echter Konkurrenz. Wir müssen ein Gegengewicht schaffen und verlangen, dass alle gleich lange Spiesse haben hinsichtlich der staatlichen Abgaben und der Sozialleistungen.