Am 14. November will das Basler Biotechunternehmen Speedel über die Geschäfte im 3. Quartal informieren. Die Wochen vorher nutzte Gründerin, Chefin und Grossaktionärin Alice Huxley dazu, das Portfolio und die Pipeline ihres Unternehmens zu bereinigen. Dabei hat sie zwei wichtige Entscheide gefällt: Das Projekt SPP200 zur besseren Behandlung von Nierenerkrankungen wird an einen Partner abgegeben. Dafür wird das Projekt SPP301 gegen diabetische Niereninsuffizienz erneut gestartet. Dieses wurde Ende 2006 aus Sicherheitsgründen gestoppt; die Probanden litten an Flüssigkeitsansammlungen.

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«Welche Form der Kooperation wir bei SPP200 letztlich wählen, ist noch offen», sagt Huxley im Gespräch mit der «Handelszeitung». «Die Entscheidung soll bis Ende 2008 getroffen werden. Wir sind bereits in aktiver Diskussion mit möglichen Partnern.» Auch bei SPP301 ist eine Kooperation laut Huxley denkbar. Schliesslich sei dies eine gute Möglichkeit zur Mittelbeschaffung. «Diese Partnerabkommen ergeben Meilensteinzahlungen und Lizenzgebühren. Wir überlegen uns deshalb, welche Projekte ab dem Sommer 2008 für solche Deals in Frage kommen», sagt Huxley. Auf die unmittelbare finanzielle Situation von Speedel habe diese strategische Portfolio-Bereinigung «keine Auswirkung». Längerfristig sei die Firma mit 70 Mitarbeitern gut finanziert (siehe «Nachgefragt»).

Kleine Erfolgschancen?

Die Studien zu SPP301 sollen 2008 wieder aufgenommen werden, die entscheidende dritte Studienphase könnte demnach 2010 gestartet werden. Andrew Weiss, Analyst der Bank Vontobel, rechnet damit, dass das Produkt 2013 auf den Markt kommen könnte; die Erfolgswahrscheinlichkeit dafür betrage aber nur 30%. Die jährlichen Spitzenverkäufe könnten 400 Mio Dollar umfassen.

Weiss erhöhte als Reaktion das Kursziel von 220 auf 230 Fr. Er und seine acht Kollegen, welche Speedel beobachten, empfehlen die Aktie alle zum Kauf. An der Börse fällt das Verdikt aber nicht ebenso einstimmig aus: Zwar verzeichnete die Aktie Ende 2006 beim Stand von 210 Fr. ein Allzeithoch. Mit dem Kurs von zuletzt 150 Fr. hat der Titel aber beinahe wieder den Ausgabepreis von 140 Fr. (September 2005) erreicht.



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NACHGEFRAGT: «Am liebsten würden wir Vasella helfen»

Die Gründerin, Chefin und Mehrheitsaktionärin von Speedel, Alice Huxley, über die Pläne im Jahr 2008.

Welche Aktivitäten stehen neben den Forschungsprojekten SPP301 und SPP200 (siehe Text) bei Speedel 2008 im Vordergrund?

Alice Huxley: Im Fokus wird das Mittel Tekturna stehen. Wir erwarten weitere Studienergebnisse. Diese sollen zeigen, ob der Blutdrucksenker auch gegen Herz- und Nierenkrankheiten eingesetzt werden kann.

Wie sieht es mit dem wichtigen Produktkandidaten SPP635 aus?

Huxley: Zu diesem potenziellen Blutdrucksenker erwarten wir im nächsten Jahr weitere Informationen, ob er auch bei Diabetespatienten eingesetzt werden kann.

Am 31. März will Speedel auch einen Forschungs- und Entwicklungstag durchführen...

Huxley: ...dann wollen wir potenzielle neue Projekte für einen weiteren Bereich von Herzkreislaufkrankheiten präsentieren. Neben den Stoffwechsel-, Herz- und Nierenkrankheiten wäre dies dann ein viertes Tätigkeitsfeld von uns.

Zurück zu Tekturna: Dieses erste Produkt von Speedel ist seit wenigen Wochen auf dem Markt. Die Patienten scheinen zufrieden zu sein. Sind Sie es auch?

Huxley: Mit der Akzeptanz am Markt hingegen sind wir noch nicht ganz zufrieden. Am liebsten würden wir Daniel Vasella anrufen und ihm unsere Hilfe bei der weiteren Lancierung und Vermarktung anbieten. Aber dies ist nicht unsere Aufgabe, sondern diejenige unserer Lizenznehmerin Novartis.

Tekturna ermöglicht Speedel erste Umsätze. Wie lange reichen Ihre

finanziellen Mittel nun?

Huxley: Im März 2007 gingen wir davon aus, dass wir bis mindestens Ende 2008 finanziert sind. Mittlerweile rechnen wir damit, dass das Geld sogar etwas länger reichen sollte.