Die Worte waren salbungsvoll: «Wir alle haben so viel Macht wie nie zuvor, um Leben zu retten und Hoffnung zu geben», beschwor der frühere US-Präsident Bill Clinton die Teilnehmer an seiner Clinton Global Initiative. Wie hypnotisiert vom Charisma des Weltmachtführers a.D. überboten sich die rund 2000 Honoratioren mit Spenden für Umwelt-, Gesundheits- und Demokratieprojekte. «Ich bin euch wirklich dankbar», rief Clinton mit glänzenden Augen und verkündete das Ergebnis der dreitägigen Sammelaktion: 1,25 Milliarden Dollar. Tobender, frenetischer Applaus.
Auch die Schweizer Unternehmen liessen sich an diesem Abend im Ballsaal des New Yorker Sheraton-Hotels nicht lumpen: Swiss Re spendete 300 Millionen Dollar für saubere Energie. Nestlé finanzierte mit einer namhaften Zuwendung eine Fernsehinitiative in Nigeria.
Auch Einzelpersonen gaben sich grosszügig: US-Milliardär Haim Saban, bis Ende des Jahres noch Eigentümer von Pro 7/ Sat 1 und damit Chef von Roger Schawinski, schrieb einen Check über eine Million Dollar für die Shimon-Peres-Stiftung. Hank Paulson, der Chef von Goldman Sachs, will mit zehn Millionen ein Naturschutzgebiet retten. Besonders tief in die Tasche griff der schottische Philanthrop Tom Hunter: Er gab 100 Millionen Dollar gegen die Armut in der Dritten Welt. Die gleiche Summe spendete der sudanesische Geschäftsmann Mohammed Ibrahim als Aufbauhilfe für afrikanische Unternehmer.
Die Gäste erlebten einen strahlenden 42. US-Präsidenten, der philosophierte: «Wir sind nur für kurze Zeit hier. Das Leben ist kurz.» Die illustren Gäste stimmten zu und öffneten Herz und Brieftasche. Die Filmstars Barbra Streisand und Brad Pitt waren präsent, der Rockstar Mick Jagger, Hoheiten wie König Abdullah und Königin Rania von Jordanien, Unternehmer wie George Soros und Rupert Murdoch, Regierungschefs wie Tony Blair, Firmenbosse wie Sony-Chef Sir Howard Stringer. Sogar George Bush sen., Clintons einstiger Widersacher, sowie US-Aussenministerin Condoleezza Rice waren zu «Bills Familientreffen der Weltelite» gekommen.
«Bill Clinton ist klug, und er hat ein gutes Herz. Er ist der grösste Charmeur der Welt», sagte Shimon Peres gegenüber BILANZ. «Ich hoffe, ihr haltet eure Versprechen», warnte Clinton zum Abschied. Wer nicht zahlt, wird beim nächsten Mal nicht mehr eingeladen. Von solchen Druckmitteln kann Uno-Generalsekretär Kofi Annan nur träumen. Er antwortete auf die Frage, ob er Clinton beneide: «Er kann einladen, wen er will. Die Vereinten Nationen sind leider nicht mein Privatclub. Ich wünschte, es wäre so.»