Klebrig, grün und erfolgreich: Das ist Slimy. Die Knetmasse ist der Renner der Joker AG in Kerzers FR. Die Firma exportierte davon im letzten Jahr rund 7 Mio Stück in über 40 Länder. Auf der Produktepalette des innovativen Spielzeugherstellers finden sich heute über 50 Artikel. Nebst der Knetmasse sind es aufblasbare Schwimmhilfen, Nachtleuchtartikel und Aktionsfiguren, die auf Latex- und Glukosebasis hergestellt werden. «Zuerst importierten wir Machtbox-Autos und Barbie-Puppen, stiessen damit aber schon bald an die Wachstumsgrenzen», erklärt Meinrad Flury, CEO und Eigentümer, rückblickend. Also krempelte er seine vor über 25 Jahren gegründete Firma um. Aus dem Importeur und Händler wurde immer mehr ein Hersteller.
*Gefragte Holztiere von Trauffer*
Seit langem Spielzeugproduzent ist die Trauffer Holzspielwaren AG in Hofstetten bei Brienz. Im Gegensatz zur Joker, die für Trends und Moden steht, sind die Berner Oberländer ganz der Tradition verpflichtet. Mehrere Schweizer Generationen haben mit den berühmten Bauernhoftieren gespielt, die seit Jahrzehnten das eigentliche Markenzeichen des Unternehmens sind. Hergestellt werden sie ausschliesslich aus einheimischen Hölzern. Über 100 000 der rustikalen Figuren werden jährlich auf den Spielwarenmarkt geworfen. Mehr als die Hälfte wird in der Schweiz abgesetzt, der Rest in EU-Ländern.
Die Firma wurzelt in der Schnitzertradition des Berner Oberlands. Gründer Alfred Trauffer schnitzte zuerst Bären, die als Souvenirs an Touristen verkauft wurden. Als in der Wirtschaftskrise der 1930er Jahre der Tourismus einbrach, stellte er auf Holzspielzeuge um. Seine Kühe, Schafe, Ziegen, Hunde oder Katzen wurden bald zu Klassikern. Bis heute sind sie Dauerbrenner, die jedes Jahr Kinderaugen unterm Weihnachtsbaum zum Leuchten bringen.
Trauffer beschäftigt heute sieben Personen, hinzu kommen 15 Heimarbeiterinnen in Teilzeit. «Wir kämpfen seit Jahren erfolgreich gegen eine Auslagerung der Produktion und haben den Fertigungsprozess entsprechend modernisiert», erklärt Kurt Trauffer, der zusammen mit seinem Bruder Franz seit Jahren in zweiter Generation die Firma führt. Die Holztiere werden längst nicht mehr in Handarbeit geschnitzt, sondern an Maschinen, die von Schreinern bedient werden, seriell gefertigt.
*Joker wächst dank Slimy und Spiderman*
Auch die Produktion der Firma Joker in Kerzers erfolgt heute vollautomatisch. Fünf Leute bedienen die Maschinen, die täglich bis zu 18 000 Stück ausstossen können. Der geringe Lohnkostenanteil ist einer der Gründe, dass CEO Flury auf den Werkplatz Schweiz setzt. Inzwischen gehört zur Joker zwar auch eine Fabrik in der Ukraine, die Glasperlen herstellt. Aber 40 der insgesamt 58 Beschäftigten sind in der Schweiz tätig. Hier wird auch geforscht, entwickelt und vermarktet. Joker fährt grosse Werbekampagnen ? etwa im RTL-Kinderfernsehen ? mit einem respektablen Millionenbudget.
Flury betont, wie wichtig Know-how, Qualität und Sicherheit in diesem Geschäft sind. Die Knetmasse Slimy basiert auf einem pflanzlichen Mehl. Sie ist essbar, gilt aber bezüglich Herstellung als heikles Material. «Wir konzentrieren uns auf Nischenprodukte, mit denen wir die Marktführerschaft anstreben», verrät Flury seine erfolgreiche Strategie. Joker ist in den vergangenen Jahren jeweils um 20 bis 25% gewachsen.
In diesem Tempo soll es auch in Zukunft vorwärts gehen. Zum Beispiel mit dem eben lancierten Spiderman II, für dessen weltweite Vermarktung Joker die Lizenz gekauft hat. Auch die eigenen Entwicklungen, die über zahlreiche Patente geschützt sind, sollen weiter forciert werden. Bis 2006 möchte Flury den Umsatz von 27 Mio Fr. (2002) auf über 50 Mio Fr. steigern. Dafür wird der Vertrieb über eigene Töchter in verschiedenen Ländern wie Deutschland und Frankreich jetzt kräftig ausgebaut.
Einen Schritt vorwärts gehen wollen auch die Gebrüder Trauffer: Ab Januar werden Holztiere lanciert, deren Vorbilder nicht auf dem Bauernhof, sondern im Zoo oder in freier Wildbahn zu finden sind. «Damit wollen wir stärker Kinder in den Städten ansprechen, denn sie haben zu solch exotischen Tieren übers Fernsehen oft einen näheren Bezug als zu einheimischen Nutztieren», erklärt der bodenständige Trauffer sein Gespür für den Zeitgeist.
Er ist zuversichtlich, dass er sich als einer der letzten Spielzeughersteller in der Schweiz auch in Zukunft wird behaupten können. Genaue Zahlen über den Umsatz sind vom Familienunternehmer nicht zu erhalten. Dank neuen Abnehmern wie Migros, Manor und Landi, dank Weihnachtskrippen mitsamt Figuren, die ebenfalls zum Sortiment gehören, habe man sich gut behaupten können.
*Spiele wie «Eile mit Weile» sind Dauerbrenner*
Der Tradition verpflichtet ist Carlit & Ravensburger in Würenlos AG. Der Importeur von Ravensburger-Spielen produziert unter dem Label Carlit Spiele wie «Eile mit Weile» und «Schwarzpeter». Wie bei den Holzkühen aus dem Berner Oberland handelt es sich bei diesen Spielen, die während des letzten Weltkriegs kreiert wurden, um Dauerbrenner. Bei der Fabrikation arbeitet Carlit eng mit verschiedenen Eingliederungswerkstätten zusammen. Daneben kann man in Würenlos auch auf das Know-how von Ravensburger in Deutschland zurückgreifen. «Für uns sind die Schweizer Spiele ein solides und wichtiges Standbein, das jährlich ein paar Mio Fr. zu unserem Umsatz beiträgt», so Marketingleiter Roger Diethelm.
Zwischen Tradition und Innovation pendelt die Näf Spiele AG in Zofingen. Sie produziert mit 18 Beschäftigten ausschliesslich in der Schweiz über 70 Spielobjekte aus Holz. Am bekanntesten ist das Bauhaus-Schach, hinzu kommen Kreisel, Pendel, Mosaike, Puzzles oder Klangspiele. Näf arbeitet mit bekannten Designern zusammen, welche die Klassiker im Sortiment laufend ergänzen. Die Firma setzt, wie Marketingleiter Patrick Rutishauser erklärt, auf «swiss made», was auf den Exportmärkten Europa, USA und Asien hohe Erwartungen an die Qualität wecke. Geradezu verrückt nach den sehr ästhetisch wirkenden Spielzeugen aus Zofingen sind die Japaner. Firmengründer Kurt Näf, jetzt 77-jährig und im vor bald 50 Jahren gestarteten Unternehmen immer noch aktiv, geniesst im Fernen Osten Kultstatus.
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Spielzeugmarkt: Spielraum für Kreatives und Solides
Wegen der Konkurrenz in Fernost sinkt zwar die Zahl der Schweizer Hersteller. Doch kreative Firmen wie Joker in Freiburg oder Traditionalisten wie Trauffer in Brienz können beim Verkauf sogar zulegen.
Von Pirmin Schilliger
am 02.12.2003 - 19:56 Uhr
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