Ein Glückwunsch-SMS von der Konkurrenz gibts nicht alle Tage, freut sich Pascale Vögeli. Es erreichte die Marketingfrau der Credit Suisse pünktlich am Montagmorgen. Absender: Ein Kollege von der UBS. Grund zum Feiern gibt es bei der CS in der Tat. Die Schweizer Fussball-Nationalmannschaft, für welche die Grossbank seit über zehn Jahren als Hauptsponsorin auftritt, hat sich für die Europameisterschaft 2004 in Portugal qualifiziert.

Die UBS gönnt ihrer schärfsten Konkurrentin diesen Erfolg, weil auch sie mit der Alinghi-Kampagne jüngst ein goldenes Händchen bewies. Der Sieg der Schweizer Segel-Crew beim America?s Cup steigerte die Bekanntheit der grössten Schweizer Bank gemäss Studien des US-Nachrichtensenders CNN weltweit um stolze 11%.

*Grosser Imagegewinn*

Um solche Zahlen zu erreichen, müsste die CS mit der Schweizer Nationalmannschaft in Portugal wohl den Europameister-Titel erringen. Dieses ambitionierte Ziel entspricht nicht dem Anspruch der Bank. Dank der EM-Qualifikation ist ihr ein Imagegewinn im Inland gewiss. Mit Gratulations-Inseraten an die Fussballhelden möchte sie diesen zurzeit noch steigern. Mittelfristig erwartet die Hauptsponsorin dank grösserer Bekanntheit einen finanziellen Return on Investment. Die Aussichten stehen gut. «Die Wertschätzung der Nationalmannschaft ist nicht zuletzt dank der jüngsten Erfolge im Juniorenbereich enorm gestiegen. Die bringt den Sponsoren einen Mehrwert», ist der CS-Sponsoringverantwortliche Adrian Schüpbach überzeugt.

*CS zahlt Zusatzprämie*

In weiser Voraussicht beschloss das Finanzinstitut bereits vor einem Jahr, den im Sommer 2004 auslaufenden Vertrag mit dem Schweizerischen Fussball-Verband (SFV) bis 2008 zu verlängern. Dieser verpflichtet die CS zu jährlichen Zahlungen von 3,3 Mio Fr., die Hälfte davon fliesst in den Nachwuchsbereich. Zum Vergleich: Der laufende Vertrag ist mit 2,75 Mio Fr. dotiert, und als sich die Schweiz vor acht Jahren letztmals für eine EM qualifizierte, überwies die CS jährlich 2,5 Mio Fr. an den Verband - also fast einen Viertel weniger als mit der neuen Vereinbarung.

Würde die CS heute mit dem SFV verhandeln, müsste sie wohl nochmals deutlich mehr hinblättern. Denn die EM-Qualifikation nährt Hoffnungen, dass sich die Schweizer Fussballer über Jahre mit den besten der Welt messen können, und sichert den Sponsoren dank internationaler Präsenz einen unbezahlbaren Mehrwert. Der Nutzen für die CS ist enorm. Ganz ohne Zustzaufwendungen kommt aber auch sie nicht an der EM-Qualifikation vorbei. Die Bank muss dem SFV eine noch im alten Vertrag festgesetzte Erfolgsprämie überweisen. Im Falle einer Qualifikation für die WM 2006 in Deutschland wird diese höher ausfallen.

Profitieren vom ausgebrochenen Fussball-Fieber kann die CS auch bei den ausstehenden Verhandlungen mit den Ko-Sponsoren. Sie werden im Auftrag der Grossbank von der Vermarktungsfirma Sportart geführt. Als exklusiver und einziger Vertragspartner des SFV besitzt die Bank alle Rechte bei der Festsetzung der Preise für weitere Investoren. Bei Opel und Swisscom etwa laufen die Verträge im nächsten Sommer aus. Der Autohersteller ist betreffend Verlängerung noch unschlüssig. Swisscom wird gemäss Sprecherin Pia Colombo das Engagement fortsetzen. «Zum Inhalt der neuen Vereinbarung können wir nichts sagen», fährt sie fort. Es ist anzunehmen, dass die CS den sprunghaft gestiegenen Marktwert der Nationalmannschaft in die Waagschale legen und einen guten Teil der eigenen Mehrausgaben mit höheren Preisen für die Ko-Sponsoren refinanzieren wird.

Klingelnde Kassen erwartet auch der SFV. Sprecher Pierre Benoit stellt ein gesteigertes Interesse an der Nationalmannschaft fest: «Die Euphorie von Seiten potenzieller Investoren ist diesmal grösser als 1995.» Benoit geht davon aus, dass in den Monaten bis zum Anpfiff in Portugal eine Flut von Merchandising-Angeboten auf das Haus des Schweizer Fussballs in Bern hereinbrechen wird. «Das geht von Jasskarten über Pommes-Chips bis zu Zahnpasta und weiteren Artikeln», so der Sprecher. Solche Engagements bescheren dem Verband schöne Zusatzverdienste. Die gesamten Sponsoring-Einnahmen beim SFV schätzt Benoit zurzeit auf rund 6 Mio Fr. Tendenz steigend.

*Trikots der «Nati» begehrt*

Ein guter Indikator für die Popularität der Nationalmannschaft sind die Verkaufszahlen der Trikots. Bei der Hersteller-Firma Puma gehen die roten Leibchen mit dem weissen Kreuz wie warme Semmeln über den Ladentisch. «Unsere Hauptaufgabe ist es, innert nützlicher Frist genügend Schweiz-Trikots nachbestellen zu können», sagt der Marketingleiter Claudio Antognoni. Nur so könne der momentane Ansturm bewältigt werden. Puma wird der Schweizer Nati ebenfalls bis 2008 die Treue halten. Der Vertrag wurde vor drei Monaten verlängert. «Zu für uns besseren Bedingungen», weiss SFV-Sprecher Benoit.

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