Nach Sihlcity folgt Basel-City und damit ist längst noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht: Ochsner Sport, der expansionswütigste Sporthändler in der Schweiz, drängt in städtische Toplagen, will sein Billig-image endgültig abschütteln und sein Filialnetz weiter forcieren. Bis 2009 plant der umsatzstärkste Player im schweizerischen Sporthandel, von derzeit 79 auf gut 100 Sportgeschäfte zu wachsen.
Damit nicht genug: Der Filialist macht Schluss mit Sportflächen irgendwo am Stadtrand, in der Nähe von Sportstadien oder in anonymen Einkaufscentern. Ochsner Sport will mehr Exklusivität hinsichtlich Marken und Ambiente zeigen und beweisen, dass man kein Billigheimer ist, sondern in der Liga von Och Sport (Zürich) etwa, von Jelmoli (Zürich) oder dem Traditionssporthaus Kost (Basel) mitspielen kann. Die Eröffnung der 70. Ochsner-Sport-Filiale am 25. April in Basels Einkaufsboulevard Freie Strasse, direkt neben dem Anwesen des Familienunternehmens Kost Sport, unterstreicht die Zielrichtung von Dosenbach-Ochsner-Geschäftsführer Antoine Fölmli. «Wir gehen nicht in die Freie Strasse, um Kost zu verdrängen», meint Fölmli, «wir gehen nach Basel in die Haupteinkaufsstrasse, weil dieser Standort es uns erlaubt, uns in dieser Stadt so zu entwickeln, wie es sich für Ochsner Sport gehört.» Die Ochsner-Sport-Eröffnung auf sechs Etagen Tür an Tür stellt für Kost Sport eine «Herausforderung» dar. Man könne sich seinen «Lieblingspartner» eben nicht aussuchen, meint ein Kost-Mitarbeiter.
Rasantes Wachstum
Fölmli ist seit über 15 Jahren Chef der Schweizer Schuh- und Sporthandelskette Dosenbach-Ochsner, die seit 1992 zu 100% zur deutschen Deichmann-Gruppe in Essen gehört. Während Firmen-Patriarch Heinrich Deichmann gerade in der Türkei weilte, um dort neue Geschäftsfelder abzustecken, bereiteten Fölmli und sein Team die jüngsten Eröffnungen vor. «Wir gehen dorthin, wo uns der sportliche Kunde und die Familien suchen», erläutert Fölmli selbstbewusst. Auch der diesjährige katas-trophale Verlauf der Wintersportsaison konnte den preisaggressiven Sportdetaillisten nicht aufhalten: So kletterte der Umsatz von Ochsner Sport im Kalenderjahr 2006 um 9,5% auf 312 Mio Fr. Darin mitgezählt sind die Umsätze des vor drei Jahren erst ins Leben gerufenen und inzwischen auf zehn Läden gewachsenen Trendsport-Ablegers Sports Lab, der ebenfalls zu Dosenbach-Ochsner gehört.
Fast 20 Prozent Marktanteil
Zählt man übrigens die 2006 erstmals auf über 100 Mio Fr. gewachsenen Umsätze der gut 108 Sportabteilungen in den einzelnen Dosenbach-Schuhfilialen mit, beziffert sich der gesamte Sportumsatz der Deichmann-Töchter auf 416 Mio Fr., was einem Marktanteil von 19,8% entspricht. Insgesamt beläuft sich der Sportartikelmarkt in der Schweiz auf 2,1 Mrd Fr.
Hauptsächlich das Sportschuhbusiness habe die Umsätze im letzten Jahr gerettet, verrät Fölmli, den Einbruch im Skiverkauf spüre man natürlich auch. Da halfen auch Dumpingverkäufe zu Jahresbeginn nicht mehr viel. Natürlich seien die Schlussverkaufsmonate sehr wichtig, bemerkt Fölmli. «Aber wenn ich an unsere neuesten Läden denke, dann erkennt man dort nichts mehr vom Billigpreisimage.
Auf die von Wettbewerbern kritisierte Preispolitik will Fölmli nichts kommen lassen. «Wenn ich günstig einkaufe und diesen Preisvorteil an meine Kunden weitergebe, dann hat das nichts mit Rotstiftpolitik zu tun», wehrt sich Fölmli, der mit der geballten Einkaufsmacht von Deichmann im Rücken operieren kann.
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Sporthandel: Vier Grosse und viele Kleine in der Schweiz
Die Kleinen
Deutlich weniger als 50 Mio Fr. Jahresumsatz erzielen die kleineren spezialisierten Filialen wie Transa, Bächli Bergsport, Eiselin Sport, Universal Sport sowie Vaucher Sport.
Die Grossen
Die drei Sportketten Dosenbach-Ochsner, Athleticum, SportXX halten am gesamten Sportmarktvolumen in der Schweiz einen Umsatzanteil von etwa 31%. Mit Abstand die Nummer eins ist Ochsner Sport.