Die Meldung verbreitete sich wie ein Lauffeuer: Brasiliens Ballzauberer werden die Weltmeisterschaften in Deutschland im Parkhotel Weggis am Vierwaldstättersee vorbereiten, vom 22. Mai bis 4. Juni 2006. Für diesen Coup, bei dem über 40 Mitbewerber ausgestochen wurden, ist die in Wil SG ansässige Attaro AG verantwortlich. In der Branche der Sportvermarkter, wo die Grossen Sport Five, IMG oder Octagon heissen, ist Attaro «ein unbeschriebenes Blatt», wie VR Martin Blaser selber gesteht.

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Idylle alleine reicht nicht

Immerhin sorgte Attaro kürzlich für Aufsehen mit der Organisation des Freundschaftsspiels England gegen Argentinien in Genf. Insgesamt wird die Firma 2005 aber einen bescheidenen Umsatz von rund 4 Mio Fr. tätigen ein Betrag, mit dem die Giganten in der Branche bestenfalls einen Teil ihrer Spesen abdecken könnten.

«Die Vermittlung der WM-Vorbereitung in Weggis ist erst unser viertes Geschäft», sagt Blaser möglichst sachlich, als könnte er so vorsorglich den Rummel entschärfen, den die Anwesenheit von Ronaldinho und Konsorten auslösen wird. Fest steht: Der Tross dürfte von mehreren hundert Journalisten begleitet werden. Die Frage, warum ausgerechnet die kleine Attaro und nicht die grossen Haie das Rennen machten, beantwortet Blaser mit dem Hinweis auf das perfekte Angebot.Doch hervorragende Infrastrukturen und ein idyllisches Umfeld hätten mindestens ein Dutzend weitere Bewerber auch bieten können.

«Die Sportvermarktung ist eben reines People-Business», erklärt Blaser. Die Fäden laufen jeweils über die Köpfe zusammen. Formaljuristisch ist Attaro ein Joint Venture zwischen der Sportart AG in Zürich und der Kentaro AG in Wil. Branchenkenner dürften jetzt aufhorchen, denn die Sportart ist im Fussballmarkt Schweiz die Agentur Nummer eins. Die Kentaro ihrerseits hat ihren Hauptsitz in London. Deren Mitbegründer Philipp Grothe ist einer der grossen Strippenzieher im Weltfussball. Er leitete bei der amerikanischen IMG, die unter anderem Roger Federer vermarktet, weltweit den Bereich Fussball. Jetzt agiert Grothe als Geschäftsführer der Kentaro AG in Wil, zusammen mit Philipp Huber, der das Geschäft beim Spielervermittler VH Sportmedia in Winterthur kennen lernte.

Blaser ist auch Verwaltungsratsdelegierter und Mitglied der Geschäftsleitung der Sportart. Edwin Rudolf, der frühere Direktor der Schweizer Sporthilfe, sitzt ebenfalls im Verwaltungsrat. Zudem ist der in Merlischachen bei Küssnacht am Rigi wohnhafte Rudolf auch Verwaltungsratsdelegierter von Luzern Tourismus AG. Deren Direktor Urs Kamber wiederum kann als ehemaliger Spitzensportler den gewaltigen PR-Effekt des brasilianischen Trainingslagers richtig einschätzen. Also ging es letztlich, als die Fäden gesponnen waren, nur noch darum, das richtige Hotel zu finden. Und da ist das edle Fünfsternehaus in Weggis für Fussballgötter gerade gut genug.

Finanzieller Profit offen

Was das Ganze finanziell auslösen wird, darüber kann vorderhand nur spekuliert werden. In der Region dürften zwei Haie die Aktivitäten von Attaro aufmerksam beobachten: In Zug die Infront/HBS, Lizenzgeber der Fernsehrechte der Fussball-WM, und in Luzern die Champions-League-Agentur Team AG. Eine geballte Ladung Sportvermarktung also, und dazwischen die teuersten Fussballer der Welt das wird auf dem Rasen und hinter den Kulissen im Frühsommer 2006 am «Lake Lucerne» garantiert für Hektik und Aufregung sorgen.