Wegen der Auswirkungen der Coronakrise muss Schweizer Radio und Fernsehen SRF bis 2022 rund 16 Millionen einsparen, 116 Vollzeitstellen werden gestrichen. Gleichzeitig arbeitet das Unternehmen an der Transformation zu einem Medienunternehmen mit mehr digitalen Inhalten.

Insgesamt werden 211 Stellen abgebaut. Gleichzeitig werden davon aber 95 durch neue Funktionen ersetzt, weil das Unternehmen dringend neue Berufsbilder und Kompetenzen für die digitale Transformation brauche, sagte SRF-Direktorin Nathalie Wappler am Dienstag an einer Telefonmedienkonferenz.

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Der Abbau soll in zwei Etappen erfolgen: 66 Stellen sollen im Januar 2021 abgebaut werden, 145 im Herbst 2021. SRF rechnet damit, dass insgesamt 120 Personen gekündigt werden muss - in der ersten Etappe sollen 25 Kündigungen ausgesprochen werden, in der zweiten 95. Der Rest soll über die natürliche Fluktuation und Frühpensionierungen abgebaut werden.

5 Prozent der Arbeitsplätze fallen weg

Von den 95 Stellen, die aufgebaut werden, sollen im kommenden Jahr 89 und im Folgejahr sechs entstehen. Ende 2022 soll SRF dann noch 2176 Vollzeitstellen haben – rund fünf Prozent weniger als heute. Zudem sind rund 100 Umschulungen geplant. Bei einigen Angestellten würden Weiterbildungen bereits genügen, um mit der Transformation mitzugehen, sagte Wappler.

Diese Umschulungen begrüsst die Mediengewerkschaft SSM in einer Mitteilung. Entscheidend werde jedoch sein, wer überhaupt ein Anrecht auf Umschulung habe. Es brauche eine Instanz, die dafür sorge, dass diese Entscheide nicht willkürlich seien und bei der Mitarbeitende negative Entscheide anfechten können. Insgesamt beurteilt die Gewerkschaft die Pläne von SRF aber als "zu viel und zu schnell." Es dürfe nicht auf Kosten der ohnehin schon unter Druck stehenden Mitarbeitenden gespart werden.

Bei der Frage, um welche Berufsbilder es geht, und mit konkreten Angaben über betroffene Standorte und Sparten hielt sich Wappler zurück. Die Pläne würden zusammen mit den Redaktionen ausgearbeitet. Die regionale Verankerung und alle Standorte sollen aber erhalten bleiben.

 

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Ab 2023 soll der in diesem Sparpaket vorgesehenen Stellenabbau abgeschlossen sein, sagte Wappler. «Sofern nicht noch einmal ausserordentliche Ereignisse wie die Corona-Pandemie kommen und die Prognosen der SRG stimmen.»

Inhaltliche Veränderungen

16 Millionen Franken muss SRF in den kommenden zwei Jahren wegen der Coronakrise sparen. Im bestehenden Geschäft werden zudem weitere 52 Millionen Franken (neun Prozent des Budgets von 2020) in neue Angebote und Infrastruktur umverteilt.

Daher soll das lineare Angebot weiter reduziert und auf die Hauptsendezeiten fokussiert werden. Ab Sommer 2021 sind anstelle der Vorabendfernsehsendung «Mini Schwiiz, dini Schwiiz» auf SRF 1 unterschiedliche Formate nach dem Grundkonzept «Mini ..., dini ...» geplant. Externe Veranstaltungen wie Basel Tattoo und das Zirkusfestival Monte Carlo sollen nicht mehr übertragen werden.

Beim Radio werden etwa Sendungen zu Glaubensfragen wie «Zwischenhalt», «Blickpunkt Religion» gestrichen. Angebote zu Religionsthemen würden aber weiterhin vorhanden sein, sagte Wappler. Auch in der Kultur wird gestrichen: Die Sendung «52 beste Bücher» von Radio SRF 2 soll durch ein neues Literaturangebot ersetzt werden. Bereits Ende August war bekannt geworden, dass das SRF bekannte und beliebte Sendungen wie die Wirtschaftssendung «Eco» und das tägliche «Sportaktuell» aus dem Angebot streicht.

Youtube und Instagram

Die Angebote sollen digitalen Programmen weichen. Auf dem Videoportal Youtube und der Foto-App Instagram sind etwa neue Musikkanäle geplant, dazu soll auch eine Wissensplattform kommen. Durch diese Anpassung sind gemäss Wappler weniger Einschnitte in das Programm nötig.

Die neue Organisation beim SRF soll ab 1. April 2021 stehen. Um die Entwicklung voranzutreiben, hat Wappler Interimsleitende für zentrale neue Abteilungen und Bereiche ernannt. Zudem soll die Leitung von SRF News neu besetzt werden: Sandra Manca verlässt das Unternehmen. Interimistisch übernimmt Ursula Gabathuler, heute Leiterin Redaktion Kassensturz/Espresso, ab 13. Oktober 2020 deren Aufgaben.

Gleichentags wie das SRF gaben auch die Westschweizer und italienisch-sprachigen Pendants ihre Sparpläne bekannt: Das Tessiner Radio und Fernsehen RSI spart bis 2024 46 von 1039 Stellen ein, das Westschweizer Fernsehen RTS zwischen 50 und 65 von insgesamt 1518 Vollzeitstellen.

Sparen ist beim SRF seit mehreren Jahren ein Thema: Bereits 2018 nach der Ablehnung der No-Billag-Initiative lancierte die SRG ein umfangreiches Spar- und Restrukturierungsprogramm in der Höhe von insgesamt 100 Millionen Franken.

(sda/me)