Erfolgreiches Umweltmanagement: Diese Herausforderung ist zentral bei der Organisation von Grossevents für einen Stadionbetreiber. Deshalb hat die Basel United AG zwei Jahre in die intensive Evaluation eines neuen Gesamtkonzeptes zur Abfallentsorgung für das Stadion St. Jakob-Park investiert. Denn Ziel war es, ein Konzept einzuführen, das nachhaltig, zugleich aber auch ganzheitlich und umfassend sein muss und eine einfache und effiziente Umsetzung möglich macht.
Die Wahl fiel auf das Einwegsystem mit Catering-Artikeln aus nachwachsenden Rohstoffen. Ein Konzept, das ökologisch überzeugt und für eine abgeschlossene Einheit wie ein Fussball-Stadion das richtige System ist, weil es eine gesamtheitliche Konzeption ermöglicht. Bei einem Fussballspiel mit durchschnittlich 20000 Zuschauern werden im St. Jakob-Park rund 2 t Abfall produziert, was zwischen 50 und 150 g pro Zuschauer entspricht. Bei bis zu 30 Grossanlässen im Stadion beträgt die jährliche Abfallproduktion rund 60 t.
Nachwachsende Rohstoffe
Seit Mitte Februar 2007, seit dem ersten Heimspiel des FC Basel in diesem Jahr, wird der Abfall im St.Jakob-Park mit dem einprägsamen Slogan «Green and clean» getrennt und biologisch abgebaut. Denn sämtliche Catering-Artikel wie Trinkbecher für Bier, Mineralwasser, Süssgetränke und Kaffee, Kartonteller und -schalen, Servietten und auch das Matchprogramm «Joggeli-Magazin» werden aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und können CO2-neutral und damit umweltgerecht entsorgt werden. Die nachwachsenden Rohstoffe sind pflanzlichen Ursprungs und sehr schnell erneuerbar.
Das neue Abfallentsorgungskonzept sieht vor, dass über 90% des Abfalls, der im Stadion St. Jakob-Park produziert wird, biologisch abbaubar ist und zu Kompost verwertet wird. Dies ist eine ökologisch vernünftige Lösung. Überdies übernimmt die Basel United AG mit diesem Konzept eine Pionierrolle. Denn das vorliegende Konzept kann von anderen bereits gebauten oder sich in Planung befindenden Stadien in der Schweiz unmittelbar übernommen und umgesetzt werden. Entsprechende Interessen sind bereits angemeldet.
«Grüner» und «schwarzer» Abfall
Im ganzen Stadion und im gesamten Umgang sind 90 Doppel-Abfalleimer in Grün und Schwarz installiert. Die biologisch abbaubaren Materialien werden im grünen Teil des Abfalleimers gesammelt, der Restmüll im schwarzen. «Grüner» Abfall ist biologisch abbaubar und kann CO2-neutral entsorgt werden. Dieser Abfall wird zu Kompost verarbeitet. Der «schwarze» Abfall – kleine Verpackungen von beispielsweise Schokoladeriegeln oder Eiscrèmes sowie privat mitgebrachter Abfall – wird in der Kehrrichtverbrennungs-Anlage (KVA) entsorgt. Im Stadion selber wird kaum noch «schwarzer» Abfall produziert.
Der Abfall, der von den Zuschauern nicht in die Abfalltonnen geworfen, sondern auf den Rängen liegen gelassen wird, trennt das speziell geschulte Reinigungspersonal der ISS im Nachgang vor Ort entsprechend den Vorgaben «grün» und «schwarz». Damit ein optimales Qualitäts-Management gesichert werden kann, wird der «grüne» Abfall aus den Mülltonen nach dem Event in der Muldenzentrale nachsortiert. So kann garantiert werden, dass nur biologisch abbaubarer Abfall zur Kompostierung gelangt.
Bis Ende Mai und damit bis zum Ende der Fussball-Meisterschaft werden die Ergebnisse und Erfahrungen genau analysiert. Die Resultate werden in die definitive Umsetzung einfliessen, die in diesem Sommer erfolgt. Es ist geplant, gestützt auf die ersten Erfahrungen im St. Jakob-Park, das neue Abfall-Entsorgungssystem auf die Eishockey-Saison 2007/2008 auch in der St. Jakob-Arena einzuführen.
Breite Akzeptanz
Für den Basler St. Jakob-Park und dessen speziellen Gegebenheiten mit der abgeschlossenen Stadionsituation sind die Einweg-Catering-Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen die ideale Lösung – das zeigen die ersten Erfahrungen in der Kompostier- und Vergäranlage, aber auch die Reaktionen der Zuschauer. Die Abfalltrennung, eine Verhaltensweise, welche die Schweizer Bevölkerung längst verinnerlicht hat, funktioniert auch im Fussballstadion sehr gut und stösst auf breite Akzeptanz beim Publikum. Der Kompost aus dem St.Jakob-Park-Abfall erfüllt sämtliche Qualitätskriterien.
Überflüssige Polemik
Anders als die von vielen politischen Diskutanten rund um die polemisch geführte Auseinandersetzung über das richtige System, nimmt das Konzept mit den Einwegbehältnissen nicht für sich in Anspruch, ökologischer zu sein als Mehrwegsysteme. Es ist aber auch – und darauf liegt die Betonung – nicht weniger ökologisch. In einer Ökobilanz kann keines der beiden Systeme einen höheren Nutzen für sich beanspruchen. Solche Behauptungen spielen nur das eine System gegen das andere aus. Und gerade darum kann es in der heutigen Umweltdiskussion nicht gehen.
Denn beide Systeme haben, abhängig von der Einsatzsituation, ihre Berechtigung. Örtliche Gegebenheiten und Konzept der Abfallentsorgung müssen zusammenpassen. Und für die Stadionsituation wie im St. Jakob-Park ist das Einwegsystem mit Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen die absolut richtige Lösung. Weiterführende Diskussionen laufen Gefahr, die Relationen zu verlieren und zur reinen Prinzipienreiterei oder Eigeninteressensvertretung ohne wissenschaftliche Grundlagen zu verkommen.
Das Angebot an die UEFA
In der strategischen Entscheidungsfindung der Basel United AG wurde die Ganzheitlichkeit des Umweltmanagementsystems stark gewichtet. Das nun angewandte Konzept überzeugt aufgrund seiner Nachhaltigkeit, aber auch aufgrund seiner umfassenden Anwendbarkeit. Das Konzept ist kein Flickwerk von verschiedenen Systemen, sondern einfach und effizient in der Anwendung und umweltgerecht in der Umsetzung. Mit diesen Überlegungen zur Abfallproduktion und zur Abfallentsorgung kann die Basel United AG der UEFA ein leistungsfähiges System anbieten, das auch bei der Euro 2008, der Fussball-Europameisterschaft in der Schweiz und in Österreich, zur Anwendung gelangen könnte.
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Jonas Blechschmidt, Head of Marketing Basel United AG, Basel.