Das Geschäftsmodell erregt Aufsehen: Die Zürcher Firma Symetis züchtet aus adulten Stammzellen Herzklappen für Kinder. Doch Anfang Jahr musste Symetis das Handtuch werfen. «Wir haben die Patente der Universität zurückgegeben», sagt Jean-Philippe Tripet, geschäftsführender Partner des Geldgebers Aravis. Die Komplexität sei zu hoch gewesen, es habe zu viele Unbekannte gegeben, so Tripet. Symetis wird sich nun der Entwicklung von biologischen Herzklappen zuwenden.

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Somit gibt es in der Schweiz nur noch ein Stammzellenunternehmen, das Universitäts-Spin-off Cellntec in Bern. Die Firma stellt die Entwicklung von eigentlichen Therapien vorerst in den Hintergrund und forciert ihre Labortests auf Stammzellenbasis als Alternative zu Tierversuchen.

Mit dieser Strategie scheint die Firma auf gutem Weg zu sein:In diesen Tagen beginnt ein US-Distributionspartner mit der weltweiten Auslieferung der Tests. «Wir werden etwa in einem Jahr den Breakeaven erreichen», sagt Cellntec-Chef Peter Girling. Die Firma sieht Wachstumschancen im Umstand, dass die EU ab 2009 Tierversuche für Kosmetika schrittweise einschränkt.

Nur zwei haben Erfolg

Von weltweit rund 200 Firmen, die auf diesem Gebiet tätig sind, erzielen nur gerade zwei Erfolge in der Entwicklung von Therapien mit ethisch umstrittenen embryonalen Stammzellen. Geron hat angekündet, nächstes Jahr mit klinischen Studien anzufangen. «Ich kann Ihnen nicht verraten, wann wir genau mit der Klinik beginnen. Aber wir werden Geron sicher nicht zuvorkommen lassen», sagt William Caldwell, CEO des Konkurrenten Advanced Cell Technology. Beide US-Firmen wurden vom Wissenschafter Michael West gegründet und sind börsenkotiert.

Weil Stammzellentherapien in der Medizin einen Quantensprung darstellen könnten, vergleichbar mit der Entwicklung von Antibiotika, kann sich die Pharmaindustrie dieser Technologie nicht verschliessen. «Viele grosse Pharmafirmen forschen mit embryonalen Stammzellen, aber sie reden nicht darüber», sagt Caldwell. Novartis hatte der «HandelsZeitung» gegenüber bei einer früheren Recherche bestätigt, Forschungsprogramme mit embryonalen Stammzellen zu betreiben.

Die Zurückhaltung insbesondere der amerikanischen Pharmaindustrie ist verständlich: Das politische Klima in den USA ist immer noch unfreundlich für embryonale Stammzellenforscher. Zwar haben 2004 fast 60% der stimmberechtigten Kalifornier einer 3-Mrd-Kapitalspritze für diese Forschung zugestimmt. Doch die Gegner blockieren seither die Ausführung des Volksauftrags vor Gericht.

Osiris vor Börsengang?

Selbst die Firmen, die ethisch unbedenkliche, adulte Stammzellen verwenden, stehen nicht sonderlich in der Gunst der Börse. Führende Firmen wie Aastrom Biosciences, Viacell oder Stemcell werden gegenwärtig mit 200 bis 250 Mio Dollar bewertet. Bald an die Börse kommen könnte die Firma Osiris Therapeutics. Venture Capitalist Peter Friedli, der die Firma zu 50% kontrolliert, will sich zurzeit zwar nicht zum Thema Börsengang äussern. Doch als die «HandelsZeitung» ihn im Juni vergangenen Jahres letztmals interviewt hat, gab er an, die Firma sei dazu bereit, nur das Marktumfeld stimme noch nicht. Seither hat der Risikoappetit spürbar zugenommen. Osiris hat im Vergleich zur Konkurrenz bereits eine stattliche klinische Pipeline und ist wohl einiges mehr wert als die 300 Mio Dollar, mit der sie bei Friedli derzeit in den Büchern steht.

Drei Produkte mit teilweise beträchtlichem Umsatzpotenzial werden bereits an Menschen getestet, und ein kleines Produkt ist sogar schon auf dem Markt. «Wir kommen kaum nach mit der Produktion», sagt Friedli.