Für die Kunden und Mitarbeiter im Mittelland sind es heftige News: Die Grossbank Credit Suisse löst die bisher eigenständig geführte Neue Aargauer Bank (NAB) auf und schliesst schweizweit einen Viertel aller Filialen, wobei auch hier ein grosser Teil im Aargau wegfallen dürfte.
Die Bank spricht vom Abbau von Doppelspurigkeiten, 100 Millionen Franken Einsparung pro Jahr sowie von einer Ausrichtung auf digitale Vertriebskanäle.
Leu, Clariden, SVB – NAB
Wie viele Entlassungen es geben wird, ist noch unklar. Aber der angekündigte Sozialplan und das hohe Sparziel sprechen für einen deutlichen Stellenabbau. CS-Schweiz-Chef André Helfenstein sprach an der Medienkonferenz von «bis zu 500 Stellen», die abgebaut werden, wobei betroffene Mitarbeiter, wenn möglich, anderweitig in der CS beschäftigt werden sollten.
Überraschend kommt das indes nicht. Dass die CS irgendwann die NAB opfern würde, war klar: Das Institut im Aargau war zuletzt noch die einzige von der Grossbank je übernommene Bank, die mit eigenem Auftritt überlebte. Privatbanken wie Leu und Clariden verschwanden schon vor Jahren, genauso wie die einst eigenständige Schweizerische Volksbank SVB.
Es ist ein Wunder, dass in der Schweiz nicht schon viel mehr Filialen geschlossen wurden.
Einen schlechten Job hat die NAB nicht gemacht, was man schon alleine an der schwachen Stellung der Aargauischen Kantonalbank erkennt. Diese dürfte als erste von der heutigen News profitieren – wenn sie nicht alles falsch macht. Doch zur Grossbank CS, die es – ehrlich gesagt – noch nie besonders gut mit Kleinkunden konnte, passte die Regionalbank mit ihren vielen Filialen immer weniger. 109 Standorte wird die CS künftig haben. 30 hatte bisher allein die NAB.
Und damit sind wir beim zweiten Punkt: Dem Wandel von der Bank mit ihren Kassenfronten zu einer immer stärker digital ausgerichteten Bank. Es ist ein Wunder, dass in der Schweiz nicht schon viel mehr Filialen geschlossen wurden. So haben in Deutschland schon zahlreiche Institute angekündigt, einen Teil ihrer im Corona-Lockdown geschlossenen Filialen gar nicht mehr zu öffnen.
Beratung mit Mensch, Rest mit App
Es ist ein Fakt: Wenn Menschen Kleider und selbst Lebensmittel online einkaufen, brauchen sie für Zahlungsaufträge oder Kontostandabfragen erst recht keine physischen Filialen mehr. Um 40 Prozent habe die Nutzung des Digitalbankings in den letzten zwei Jahren zugenommen, schreibt die CS. Und dabei steht die Bank noch am Anfang einer Digitalisierung, die in nächster Zeit noch stärker an Fahrt gewinnen wird. Persönlichen Kontakt gibt es künftig wohl nur noch für echte Beratungsgespräche. Alles andere erledigen Apps und Automaten.
Zu ihrem grössten Projekt in diese Richtung hat die CS heute noch nicht viel gesagt: Zur vor einem Jahr vage angekündigten Digitalbank. Bekannt ist nur, dass das Produkt im Oktober lanciert werden soll und eine reine Digitalbank mit der Grossbank im Rücken verspricht.
Es braucht wenig Phantasie, um absehen zu können, dass dies die Art ist, wie die Grossbank künftig mit Kleinkunden geschäften will. Das Einstampfen der NAB ist da bloss der erste Schritt.