"Es ist klar, dass Lokalisierungsdaten heikle Daten darstellen, weil damit von Nutzern Bewegungsprofile erstellt werden können", zitiert tagesanzeiger.ch Datenschützer Hanspeter Thür. "Wenn sie in zweifelhafte Hände geraten, könnte dies für den Betroffenen sehr heikel werden." Deshalb stelle sich die Frage, wem solche Daten zur Verfügung stehen und aus welchem Grund sie gespeichert würden. "Diese Fragen werden wir Apple unterbreiten", so Thür.

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Bevor weitere Massnahmen zur Diskussion stehen, will Thür laut dem Bericht den Sachverhalt jedoch genau abgeklären. «Ein gerichtliches Vorgehen ist, vor allem gegen einen international tätigen Konzern, kein Spaziergang», sagt der Datenschützer. Wichtig sei auch ein international koordiniertes Vorgehen.

Vergangene Woche war bekannt geworden, dass Apple-Geräte dauerhaft und kontinuierlich Informationen über die jeweiligen Aufenthaltsorte der Nutzer speichern. Betroffen sind iPhones sowie iPads mit Mobilfunkverbindung, die mit der Version 4 des Betriebssystems iOS laufen. Die Informationen werden weder an Apple noch an andere weitergeleitet.

In einer Antwort an den US-Kongress räumte Apple ein, mit den iPhones bereits seit zwei Jahren unbemerkt Daten von Kunden auf den Unternehmensservern gesammelt zu haben.

Kritik in Deutschland, Sammelklage in den USA

Auch der deutsche Datenschutzbeauftragte Peter Schaar kritisierte die Praxis scharf und forderte Apple zu Änderungen auf. Die Speicherung von Standortdaten ohne Kenntnis der Betroffenen wäre nach deutschem Recht unzulässig, konstatiert Schaar.

Zwei Kunden reichten inzwischen vor einem US-Gericht in Tampa (US-Staat Florida) eine Sammelklage gegen Apple ein. Laut der Klageschrift vom 22. April fordern sie, dass das Bezirksgericht Apple die Sammlung von Ortungsdaten untersagt. Zudem verlangen sie eine Erstattung des Kaufpreises, weil sie in Kenntnis der Datenspeicherung die Produkte nicht gekäuft hätten.

Auch die amerikanische Politik erhöhte den Druck auf Apple und Google. Die beiden Unternehmen wurden zu einer Anhörung in einem Senatsausschuss geladen. Sie sei am 10. Mai angesetzt, sagte der Ausschussvorsitzende Senator Al Franken.

Generalstaatsanwältin Lisa Madigan aus Illinois hat Apple und Google zu einem Treffen geladen. "Ich will wissen, ob die Kunden darüber informiert worden sind, was von Apple und Google aufgezeichnet und gespeichert wird und ob diese Funktionen abgestellt werden können", erklärte sie in einer Mitteilung.

Lässt es sich ausschalten?

Gespeichert werden die Daten gemäss Apple anonymisiert und für ein halbes Jahr. Zudem könnten die Nutzer die Funktion selbst ausschalten und zwar, indem sie bei "allgemein" die Funktion "Ortungsdienste" auf "Aus" stellen. Laut einem aktuellen Bericht des Wall Street Journal stimmt das nicht: Das iPhone würde die Informationen selbst dann sammeln, wenn die Ortungsdienste ausgeschaltete seien, berichtet das Blatt.

Stoff für weitere Diskussionen liefert eine angebliche Mail von Steve Jobs. Darin soll der Apple-Chef bestritten habe, dass Apple jemanden verfolge. Offiziell hat sich der Konzern dazu noch nicht geäussert.

(tno/cms/sda)