Startups, Musikerinnen oder Online-Supermärkte wie Farmy – viele Jungunternehmer und Initiatoren setzen auf das sogenannte Crowdfunding, um ihre Projekte oder Start-ups zu finanzieren. Doch das hat vergangenes Jahr weniger gut funktioniert als noch im Rekordjahr 2021.

Die Crowdfunding-Investitionen sind 2022 nämlich erstmals seit dem Aufkommen dieser Investitionsform gesunken. Insgesamt sammelten Unternehmen und Projekte in der Schweiz laut dem neuen «Crowdfunding Monitor Schweiz» der Hochschule Luzern (HSLU) via Crowdfunding 622 Millionen Franken ein und damit deutlich weniger als im Jahr davor. Das Investitionsvolumen nahm gegenüber 2021 um 129,4 Millionen Franken oder 16 Prozent ab, wie aus der am Mittwoch veröffentlichten Studie hervorgeht.

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Die Autoren führen diesen Rückgang unter anderem auf das höhere Zinsniveau zurück: «Höhere Zinsen wirken sich eher hemmend auf die Kapitalnachfrage, zum Beispiel im Bereich des Crowdlendings, aus», heisst es. Denn die Investorinnen und Investoren würden vermehrt Risiken und Renditen dieser Anlageklasse mit den Risikoprofilen alternativer Anlagemöglichkeiten vergleichen.

KMU als einzige Ausreisser

Die Volumina aller Crowdfunding-Segmente seien gesunken – mit einer Ausnahme: Schweizer KMU flossen laut der Studie via Crowdlending 28 Prozent mehr Geld zu als im Jahr davor. Insgesamt belief sich die Investitionssumme in KMU auf 141,9 Millionen Franken.

«Kredite via Plattformen an KMU wachsen bereits seit Jahren kontinuierlich», wird Andreas Dietrich, Co-Autor der Studie, in der Mitteilung zitiert. Allerdings sei diese Entwicklung durch die Pandemie und die damit verbundenen Covid-Kredite unterbrochen worden. «Insofern befindet sich die KMU-Finanzierung nun wieder zurück auf dem früheren Wachstumspfad», so Dietrich.

2023 ähnliches Volumen erwartet

Für das laufende Jahr erwarten die Studienautoren laut der Mitteilung Investitionen etwa im gleichen Rahmen von 2022. Dass es auch dieses Jahr kein Wachstum geben dürfte, hängt ihnen zufolge mit makroökonomischen Unsicherheiten zusammen, etwa mit der wirtschaftlichen Entwicklung und dem Zinsniveau.

Damit die Plattformen künftig weiter wachsen könnten, dafür seien zwei Faktoren entscheidend: Einerseits müssten institutionelle Investoren einbezogen werden, weil sie für die Sicherstellung eines «bedeutenderen Kapitalangebots» zentral seien.

Andererseits müsse Crowdfunding als Finanzierungsquelle bekannter werden. Insbesondere im Bereich der Fremdkapitalfinanzierung könnte den Angaben zufolge eine höhere Bekanntheit und Kenntnis bei potenziellen Kreditnehmern das Wachstum vorantreiben.

Der Crowdfunding Monitor wird jährlich vom Institut für Finanzdienstleistungen (IFZ) der HSLU durchgeführt. Dazu steuern 27 Crowdfunding-Plattformen ihre Daten bei, darunter etwa Wemakeit, Crowdify oder Lokalhelden. Die Autoren unterscheiden vier Formen des Crowdfunding: Das Crowdsupporting, bei dem der Investor für seine Investition ein Produkt, ein Werk oder eine Dienstleistung erhält, das Crowddonating, bei dem keine Gegenleistung erfolgt und meistens karitative, soziale oder kulturelle Projekte unterstützt werden, das Crowdinvesting, welches Investitionen von Eigen- oder Fremdkapital in Unternehmen oder Immobilien mit Gewinnbeteiligung umfasst und das Crowdlending, bei dem Kredite gegen Zinszahlungen an Unternehmen oder Privatpersonen vermittelt werden.

(awp/rul)