Marlyse Schmid und Bernard Muller stecken massgeblich hinter der Wiederauferstehung der Schweizer Uhrenindustrie in den 1980er-Jahren. Denn sie gehörten zu den Swatch-Designern der ersten Stunde.
Unter dem Druck von Quartzuhren von Casio und Co. machten sie sich als Teil einer kleinen Gruppe daran, im Verborgenen einen junge Uhr zu entwickeln. Mit einer Mischung aus Schweizer Qualität und Avantgardismus trafen die Kreativen den Geschmack der Zeit und führten Kunden wieder auf die analoge Schiene – was letztlich die Schweizer Uhrenbranche rettete.
Auf Estrich verstaubt
Nun dürften sie für ihre Arbeit fürstlich belohnt werden, denn jetzt verkaufen Schmid und Muller bei Sotheby's in Genf ihre Sammlung. Nicht weniger als 1000 Uhren kommen unter den Hammer, davon sind rund 380 Modelle Prototypen. Diese Zeugen der Entstehung der Swatch hätten jedoch eigentlich gar nie vom Estrich des Neuenburger Designerpaars in eine Auktionsstube wechseln sollen. Marlyse Schmid und Bernard Muller beabsichtigten vielmehr, die umfangreiche Sammlung irgendwann zu entsorgen.
Nun haben sie es sich anders überlegt: «Wir sind das lebende Gedächtnis dieses Produkts und jetzt haben wir die Gelegenheit, diese Zeitzeugen weiterzugeben», sagte Bernhard Muller der Nachrichtenagentur sda.
Auktion zur rechten Zeit
Die Auktion kommt zur rechten Zeit: Obwohl Swatch bei seinen Uhren eine Politik der Einsteigerpreise verfolgt, ist der Wert von versteigerten Sammlungen in den letzten Jahren in die Höhe geschossen. Im vergangenen April kam in Hongkong eine Sammlung Dunkel für 6 Millionen Dollar beim Auktionshaus Sotheby's unter den Hammer. Der Preis lag viermal höher als die Schätzungen. Die Sammlung enthielt 5800 Stücke aus den Jahren 1983 bis 2007.
Sammlungen wie im vorliegenden Fall zeichnen die Entstehungsgeschichte einer Marke nach, was extrem selten vorkommt. Durch sie erhält der Käufer – wohl für mehrere Millionen Kaufpreis – nicht weniger als einen Einblick in die ersten Jahre des heutigen Weltkonzerns Swatch.
Mit Material der Nachrichtenagentur sda.