Der Zürcher Vermögensverwalter Julius Bär hat im vergangenen Jahr die schwierige Marktentwicklung zu spüren bekommen und muss einen Rückgang bei den verwalteten Vermögen verbuchen.
Um die Ertragsschwankungen aufzufangen, hat die Bank nun ein Kostensparprogramm lanciert, das auch den Abbau von rund 130 bis 140 Stellen umfasst. Zudem hat sie ihre mittelfristigen Ziele leicht nach unten korrigiert.
Mit den scharfen Einbrüche an den Aktienmärkten im zweiten Halbjahr 2018 bildeten sich die von Julius Bär verwalteten Vermögen (Assets under Management AuM) per Ende des Jahres um rund 2 Prozent auf 382 Milliarden Franken zurück. Die negativen Bewertungseinflüsse machten die Neugeldzuflüsse von rund 17 Milliarden Franken und weitere Gelder von 3 Milliarden Franken aus Akquisitionen damit mehr als wett.
Gewinn unter Erwartungen
Konzernchef Bernhard Hodler strich an der Bilanzmedienkonferenz am Montag in Zürich dagegen den stabilen Gewinn hervor. Unter dem Strich resultierte ein um 3 Prozent höherer Konzerngewinn von 735 Millionen Franken, der allerdings unter den Erwartungen am Markt ausfiel. Für die Aktionäre resultiert immerhin eine Dividendenerhöhung um 10 Rappen auf 1,50 Franken je Aktie.
Die Entwicklung der Aktienmärkte lastete nicht nur auf den verwalteten Vermögen, sondern führte auch dazu, dass die Julius Bär-Kunden deutlich weniger Transaktionen tätigten. Vor allem in den Monaten November und Dezember seien die Volumina stark zurückgegangen, so der Chef. In der Folge nahm auch die Bruttomarge für das vergangene Jahr um 4 Basispunkte (BP) auf 86 BP ab.
Einsparungen von 100 Millionen
Verschlechtert hat sich auch die Kostensituation: Das Kosten-Ertrags-Verhältnis stieg für das Gesamtjahr auf 70,6 Prozent von 69,0 Prozent. Damit verfehlte es die selbst gesetzte Höchstmarke von 68 Prozent noch etwas deutlicher.
Mit einem Kostensenkungsprogramm strebt Julius Bär nun Einsparungen von rund 100 Millionen Franken an. Der Personalbestand soll dabei gruppenweit bis Ende 2019 um netto zwei Prozent reduziert werden. Bei knapp 6700 Vollzeitstellen per Ende 2018 würde das einem Abbau von ungefähr 135 Stellen entsprechen. In einer Mitteilung verlangte der Schweizerische Bankpersonalverband am Montag, in das Konsultationsverfahren involviert zu werden.
Die Auswirkungen der Massnahmen sollen laut der Bank erst im Finanzergebnis 2020 voll zum Tragen kommen. Das Ziel einer Senkung des Kosten-Ertrags-Verhältnisses auf unter 68 Prozent dürfte entsprechend im kommenden Jahr erreicht werden, sagte Hodler - dies vorausgesetzt, dass keine bedeutende Verschlechterung der Märkte eintrete.
Kundendossiers durchleuchtet
Fortschritte machte die Bank im vergangenen Jahr mit der Durchleuchtung ihrer Kundendossiers. Das «Projekt Atlas» habe man derzeit rund zwei Dritteln abgearbeitet, in der Schweiz sei Aufarbeitung der Kundendokumentation abgeschlossen worden. Weltweit soll das Projekt Ende 2019 abgeschlossen werden. Man habe sich in der Folge auch von Kunden getrennt, sagte Hodler ohne eine konkrete Zahl zu nennen. Alleine 2017 und 2018 wendete Bär dafür rund 47 Millionen auf.
Zu den Vorkommnissen um einen in den USA verurteilten früheren Bär-Kundenberater führte die Bank eine interne Untersuchung durch. Neben dem Verurteilten seien keine weiteren Mitarbeitenden in die Affäre involviert, so der Chef. Der verurteilte ehemalige Angestellte soll mitgeholfen haben, bei der staatlichen venezolanischen Erdölgesellschaft PDVSA rund 600 Millionen US-Dollar zu unterschlagen.
Am Aktienmarkt sind die Zahlen am Montag mit Enttäuschung aufgenommen worden. Auch wenn klar war, dass das Marktumfeld einen Tribut fordere, enttäusche das Ergebnis doch «auf der ganzen Linie», kommentierte etwa die ZKB. Um 14 Uhr notierte die Julius Bär-Aktie 4,6 Prozent im Minus auf 37,72 Franken.
(awp/tdr)