Die Ermittlungen der portugiesischen Staatsanwälte und Steuerbehörden ziehen immer weitere Kreise. Mitte Mai wurden Verantwortliche der Genfer Akoya Asset Management in Porto verhaftet. Verdacht: Steuerhinterziehung für portugiesische Vermögende im grossen Stil. Akoya besteht aus ehemaligen UBS-Kader.
200 Millionen Euro am Fiskus vorbeigeschleustes Geld haben die Beamten inzwischen entdeckt, berichtet «Expresso». Vermutet wird eine Deliktsumme in der Höhe von 1 Milliarde Euro.
Nun kommt eine weitere Genfer Firma ins Visier der Fahnder: die Arcofinance SA, hinter der laut portugiesischen Medienberichten der Ex-UBS-Banker Ricardo Arcos Castro steckt. Er habe parallel zu den Akoya-Experten ein Fluchtgeld-Netz aufgezogen. Die Arcofinance ist von der Finma beaufsichtigt und ging viel diskreter zur Sache, als Akoya. So reservierten die Verantwortlichen zwar eine Internetadresse, verzichteten jedoch auf einen Webauftritt. Ricardo Arcos Castro wurde wenige Tage nach den Verhaftungen der Akoya-Mitglieder in Lissabon ebenfalls vorübergehend festgenommen, danach gegen eine Kaution von 300'000 Euro wieder auf freien Fuss gesetzt.
Im Falle von Arcofinance sollen vor allem Gelder von Kunden der Privatbank Edmond de Rothschild vor dem portugiesischen Fiskus versteckt worden sein, berichtet «Diario de Noticias». Arcos Castros Frau bekleidet bei dieser Bank ebenfalls einen Posten.
Als Verwaltungsrat in der Arcofinance fungiert Olivier Baudat als Strohmann, der in dutzenden Firmen an der Genfer Rue des Pierres-du-Niton 17 auftaucht. Unter anderem auch in einer ganz ähnlichen Namens: Arco Holding SA, die sich auf Immobilien spezialisiert. Treuhänder Baudat kann mit seiner Interexperts auch für Ausländer im Immobiliengeschäft tätig werden.
Aufgrund der Erkenntnisse in Portugal hat die Staatsanwaltschaft Genf reagiert. Inzwischen hat auch deren Staatsanwalt Marc Tappolet Ermittlungen aufgenommen. Im Zusammenhang mit dem Finanzdienstleister Akoya wurden in Deutschland und Frankreich ebenfalls Behörden aktiv.