Streuli hat in den letzten zehn Jahren 100 Arbeitsplätze geschaffen. Heute ist das Familienunternehmen mit 340 Beschäftigten nebst dem Kantonsspital die grösste Arbeitgeberin im St. Galler Linthgebiet. In der von Goliaths dominierten Pharmabranche ist Streuli dagegen ein David. Allerdings ein nicht zu unterschätzender und ein erfolgreicher dazu. «Wir sind speziell», sagt Claudia Streuli, CEO in fünfter Generation und seit 2003 an der Spitze des Unternehmens. Rund 60% des Umsatzes erwirtschaftet das Unternehmen mit dem Grosshandel von Fremdprodukten. Daneben werden Generika in Human- und Tiermedizin sowie eigene Spezialitäten beispielsweise pflanzlicher Hustensirup hergestellt.
Immer wichtiger wird die Sparte Generika mit Umsatz-Zuwachsraten von jährlich durchschnittlich 10%. 2005 waren es sogar über 20%. Die Grosshandelsgeschäfte hingegen laufen nicht mehr so gut: «Die sinkende Ärztedichte macht uns zu schaffen», schildert die 43-jährige studierte ETH-Pharmazeutin die Situation. «Spezialistentum und die Tatsache, dass immer mehr Landärzte ihre Praxen schliessen, macht den Handel schwierig.» Trotzdem will das Management daran festhalten solange keine roten Zahlen geschrieben werden. «Unsere Stärke ist die zuverlässige Dienstleistung. Der Grosshandel verschafft uns zudem den Marktüberblick und Kontakt zu den Opinionleaders. Davon profitieren unsere Generika», begründet Streuli.
«Swiss made» zieht
Die Streuli-Strategie ist klar: Fokussierung auf Generika. Das Sortiment wird stets auf dem neusten Stand gehalten, man hat den Aussendienst ausgebaut, betreut heute auch die Apotheken persönlich. «Die kurzen Entscheidungswege werden von der Kundschaft geschätzt», meint Streuli. Wenn ein Arzt sie sprechen will, dann kann er das. Über 90% der Produktion finden in Uznach statt. Das schafft viel Goodwill. «Der zunehmend agressive Marktauftritt der Grossen stösst bei vielen Ärzten, Apothekern und Spitalleitern auf Ablehnung», hat Streuli festgestellt. Überhaupt kämpften die Pharmakonzerne heute mit härteren Bandagen. «Schon Monate bevor ein Patentschutz abläuft, wird man davor gewarnt, vor Ablauf der Frist in irgendeiner Form aktiv zu werden.» Um trotzdem rechtzeitig am Markt zu sein, bleibt oftmals keine Alternative, als die Entwicklungen in Staaten durchzuführen, wo die betreffenden Orginalpräparate nicht zum Patent angemeldet sind. Streulis intern unangefochtener Blockbuster heisst Mefenacid, ein Generikum von Ponstan, das häufig in der Dentalmedizin angewendet wird. Das Mittel steuert satte 4 Mio Fr. zum Generikaumsatz bei.
60 Prozent Frauen im Kader
Speziell ist das Unternehmen auch wegen des hohen Frauenanteils im Kader. 60% der Spitzen-jobs halten Frauen. Das sei schon unter ihrem Vater so gewesen und nicht ihr «Verschulden», sagt Streuli. «Wir achten beide primär auf die Qualifikation und erst in zweiter Linie aufs Geschlecht.» Von ihrem Vater habe sie auch das unternehmerische und soziale Pflichtbewusstsein geerbt. Dazu gehört die Beschäftigung von Behinderten oder das Vermeiden von Kündigungen.
Und doch hat sich einiges geändert, seit Claudia Streuli als Chefin tätig ist. Ihr Schwager fungiert als Finanzchef. «Mein Vater hat die Firma patriarchalisch geführt. Wir fördern die Teamarbeit, pflegen eine offene Kommunikation, haben Bewertungssysteme für die Mitarbeiter und moderne Controllinginstrumente eingeführt.» Auch die Zufriedenheit der Angestellten werde gemessen. Sich selbst nicht zu überschätzen, ist für Claudia Streuli ein wichtiges Führungsprinzip. Als Chefin müsse sie auch zu Fehlern und Schwächen stehen können. Ihr Vater Rudolf Streuli sitzt nicht mehr im Verwaltungsrat, der von einem familienexternen Juristen präsidiert wird. Er sei dem Unternehmen aber noch immer sehr eng verbunden, sagt Claudia Streuli.
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Firmenprofi: Streuli Pharma AG (bis 1. Juli 2006: G. Streuli & Co AG)
Gründung: 1867 als Apotheke in Uznach
Führung: Claudia Streuli
Umsatz: Rund 100 Mio Fr.
Beschäftigte: 340
Produkte: Generika, eigene Spezialanfertigungen (bsw. Hustensirup), Grosshandel mit Fremdprodukten, Medikamente für die Veterinärmedizin
Internet: www.streuli-pharma.ch