Das neuste Lieblingsprojekt von Elon Musk ist seit Oktober bekannt: Der Chef des Elektroautoherstellers kündete damals überraschend an, einen Solar-Dachziegel auf den Markt zu bringen. Jetzt hat Tesla das Produkt näher vorgestellt – und nimmt bereits Bestellungen entgegen. Auch Schweizer Kunden können sich für 1000 Dollar die Stromziegel reservieren.
Dachziegel und Elektroautos haben auf den ersten Blick wenig gemeinsam. Die Ziegel passen aber genau zu Musks Vision. Sein Unternehmen hat er innert weniger Jahre zum wertvollsten US-Autokonzern gemacht – vor allem dank Tesla haben Elektroautos den Durchbruch geschafft. Nun will der Autohersteller auch zum Stromversorger werden.
Sogar Ikea liefert Solaranlagen
Batterien für die Speicherung verkauft Tesla bereits. Jetzt folgt die passende Anlage für die Produktion des Sonnenstroms. Ausserhalb der USA werden die Ziegeln frühestens nächstes Jahr erhältlich. In der Schweiz wird Tesla auf starke Konkurrenz stossen. Viele Unternehmen bieten Solaranlagen an. Sogar der Möbelgigant Ikea verkauft Photovoltaik.
Der US-Hersteller deckt mit seinen Ziegeln auch nicht eine Marktlücke ab: Es gibt bereits ein grosses Angebot an sogenannten Indachanlagen, die direkt ins Dach installiert werden. Überdies sind Solarziegeln in der Schweiz seit rund 20 Jahren erhältlich.
Diskrete Verpackung für störende Panels
Die Ziegel kommen vor allem aus ästhetischen Gründen zum Einsatz, damit die Solarpanels auf dem Dach nicht sofort erkennbar sind. Panotron, der grösste Schweizer Anbieter, hat seit 2009 hierzulande etwa 200 Dächer mit Solarziegeln abgedeckt.
Ob Tesla Erfolg hat, darüber wird auch der Preis entscheiden. Tesla hat erst für die USA Zahlen präsentiert. Dort soll das Solardach weniger kosten als ein herkömmliches – für diese Rechnung berücksichtigt Elon Musk aber auch den Wert des Stroms, den das Dach produziert. In den USA wird Solarstrom stark vom Staat subventioniert.
Der tiefe Preis gehört nicht zum Erfolgsrezept
Allerdings war Tesla bis jetzt auch ohne tiefe Preise erfolgreich. Die Elektroautos des Herstellers sind teuer – Kunden kaufen sie wegen ihrer innovativen Technik, dem Netz von Stromladestationen und dem Prestige, den die Marke verkörpert.
Auf dieses Erfolgsrezept setzt Tesla nun auch bei den Dachziegeln. Der Konzern bewirbt die gläsernen Solarpanels als einzigartiges Produkt. Tesla bietet sie in vier verschiedenen Formen an. Sie sollen mindestens 30 Jahre lang ein ganzes Haus mit Energie versorgen und praktisch nichts wiegen.
Landi verkauft die «Powerwall»
Ob diese Argumente Tesla zum einen Platz im Schweizer Solarmarkt verhelfen, wird sich zeigen. Unklar ist überdies, wie der US-Konzern die Ziegeln hierzulande verkaufen will. Ein logischer Partner wäre die Fenaco: Die Bauerngenossenschaft vertreibt über ihre Tochterfirma Solvatec bereits die «Powerwall»-Batterien von Tesla.
Diese Batterien will Tesla gemeinsam mit den Dachziegeln verkaufen – sie sollen den Sonnenstrom speichern, der vom Dach kommt. Fenaco gibt nicht bekannt, ob sie auch die Ziegeln ins Sortiment nehmen will. Das Unternehmen «verfolge die Entwicklung selbstverständlich genau», heisst es auf Anfrage.
Eine clevere Strategie
Wer in der Schweiz die Ziegel reserviert, kann die 1000-Dollar-Bestellung wieder rückgängig machen. Die Kunden nehmen zwar kein Risiko, aber viele offene Fragen in Kauf. Es ist eine clevere Strategie, die Tesla bereits bei seinen Autos verwendet. Hunderttausende Kunden haben sich im letzten Jahr für 1000 Dollar das neuste Model 3 gesichert, obwohl das Auto erst jetzt produziert wird. Das Unternehmen erhielt gratis einen Kredit über mehrere hundert Millionen Dollar – und gleichzeitig stärkte Tesla seinen Ruf als exklusive, prestigeträchtige Marke.
Im Test - so fährt sich der Tesla X: