Die Stromkonsumenten im Kanton Neuenburg und in der Stadt Luzern dürfen sich freuen. Der Preisüberwacher nimmt die Strompreise der beiden Werke genauer unter die Lupe, wie Stefan Burri, Stromexperte beim Preisüberwacher, Recherchen der «Handelszeitung» bestätigt. Zudem seien noch weitere Untersuchungen in anderen Regionen am Laufen. Konkrete Namen der ebenfalls ins Visier geratenen Stromlieferanten will Burri keine nennen.
Der Blick auf die Strompreislandkarte der Schweiz zeigt, dass vor allem die zur Westschweizer Groupe E gehörende Electricité Neuchâteloise SA (Ensa) in allen Verbrauchskatogerien im Vergleich mit anderen Werken zu den teuersten gehört. So zahlen in der Stadt Neuenburg mittlere Betriebe, die 150000 kWh Strom pro Jahr verbrauchen, gemäss Strompreislandkarte des Preisüberwachers 21,84 Rp. pro kWh. Ein grosser Betrieb mit 500000 kWh Verbrauch pro Jahr zahlt 19,54 Rp. «Ensa beliefert die Stadt Neuenburg nicht direkt. Wir planen aber, die Preise in unserem Versorgungsgebiet anzugleichen», heisst es bei Groupe E. Das müsste dann auch auf den Tarif in Neuenburg durchschlagen. Groupe E schickt in den nächsten Tagen eine Stellungnahme an den Preisüberwacher. Zu den günstigsten Städten gehört die Stadt Winterthur, namentlich der Strom der Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ). Ein mittlerer Betrieb zahlt dort 14,99 Rp. pro kWh. In Bern sind es 16,17 Rp. pro kWh.
*Intransparente Preise in Luzern*
In der Stadt Luzern seien es vor allem die Tarife für die Haushal-te, die dem Preisüberwacher aufgefallen seien, sagt Burri. Kein Wunder, denn die Tarife für grössere Verbraucher kennt der Preisüberwacher nicht. Ab 150000 kWh Verbrauch pro Jahr werden die Verträge mit den Kunden individuell verhandelt. Die meisten anderen Schweizer Städte haben auf der Stromlandkarte auch Tarife für Grossverbraucher angegeben.
Kommt der Preisüberwacher zum Schluss, dass die Tarife in Luzern und Neuenburg tatsächlich überhöht sind, wird er eine einvernehmliche Regelung mit gesenkten Strompreisen anstreben. Die Chancen sind gross, dass die beiden Werke nach der Intervention des Preisüberwachers die Tarife senken werden. So geschehen ist dies im vergangenen Jahr in der Stadt Genf: Der Preisüberwacher gab dem Kanton Genf eine Empfehlung ab, die Tarife zu senken, was dann auch geschah. Ebenso senkte Energie Wasser Bern (EWB) in der Bundeshauptstadt und das EWZ in Zürich die Tarife.
*Netznutzungsentgelte im Visier*
In diesem Jahr besonders ins Visier nimmt der Preisüberwacher auch die Durchleitungspreise der Elektrizitätswerke, wie er bereits an der Jahresmedienkonferenz im vergangenen Februar angekündigt hat. Seine Befürchtung: Die Netzbesitzer könnten kurz vor der Strommarktöffnung im kommenden Jahr die Durchleitungspreise der Netze noch erhöhen.
Gemäss Preisüberwacher machen die Netznutzungsgebühren bei Haushalten und KMU rund 60% des Strompreises aus. «Entsprechend bilden diese einen wesentlichen Bestandteil der Tarifprüfungen», sagt Burri und fügt hinzu: «Einige laufende Untersuchungen beziehen sich gezielt auf die Netznutzungsentgelte.»
Weitere Informationen auf der Homepage: http://strompreise.preisueberwacher.ch